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Schweiz verstärkt Anti-Raucher-Massnahmen

Eine von drei Personen in der Schweiz raucht. Keystone

Die Schweizer Behörden verstärken ihre Anstrengungen gegen den Tabakmissbrauch auf den "Welttag ohne Tabak" vom 31. Mai.

Ein Wettbewerb will Raucher, besonders Eltern, dazu anregen, diese Gewohnheit aufzugeben. Zudem ist eine Kampagne gegen das Passivrauchen gestartet worden.

Der Wettbewerb wird jährlich zum «Welttag ohne Tabak» von der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention ausgerichtet. Dabei sollen Raucher ermutigt werden, das Rauchen für einen Monat, vom 6. Juni bis am 5. Juli, aufzugeben. Gelingt ihnen dies, winken 5000 Franken Preisgeld. Weiter werden 10 Mal 500 Franken ausgesetzt.

«Dieses Jahr konzentrieren wir uns auf zwei Themen: Erstens, wie können Eltern ihren Kindern ein gutes Beispiel geben, nicht zu rauchen. Zweitens, das von der Weltgesundheits-Organisation (WHO) vorgegebene Thema, wie medizinische Fachkräfte im Kampf gegen den Tabak helfen können», erklärt Verena El Fehri, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention gegenüber swissinfo.

El Fehri zitiert eine Studie aus den USA, die besagt, dass Eltern, die mit dem Rauchen aufhören, ehe ihre Kinder acht oder neun Jahre alt sind, ihren Söhnen und Töchtern helfen, später mit Rauchen zu beginnen oder damit gar nicht erst anzufangen.

Das Risiko von 17- oder 18-Jährigen, die mit Rauchen beginnen, fällt danach um 39%, wenn die Eltern das Rauchen früh aufgeben.

Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention hebt auch hervor, wie Gesundheits-Fachleute Menschen helfen können, das Rauchen aufzugeben. Laut der WHO ist die Unterstützung durch medizinische Fachkräfte eine der kosteneffektivsten Massnahmen zur Verringerung des Rauchens.

Arbeitsplatzkampagne

Am 24. Mai startete in der Schweiz eine Kampagne des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) gegen das passive Rauchen am Arbeitsplatz. Danach ist fast die Hälfte der erwerbtätigen Bevölkerung am Arbeitsplatz Tabakrauch ausgesetzt. Häufig werden aber die Auswirkungen des Passiv-Rauchens wie Lungenkrebs, Herzprobleme oder Asthma unterschätzt.

Die Regierung hofft, dass mit der Kampagne die Menschen für Massnahmen gegen das Rauchen am Arbeitsplatz motiviert werden. Der Wettbewerb und die Kampagne sind Teil einer auf vier Jahre angelegten Anti-Raucher-Kampagne «Rauchen schadet… let it be», die vom BAG, der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention, der Schweizer Krebsliga und der Schweizer Lungenliga 2001 gestartet wurde.

Obwohl die Massnahmen gegen das Rauchen intensiviert wurden, ist El Fehri immer noch über das Ausmass des Tabakmissbrauchs besorgt: «Ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung raucht noch. Und wenn sie das mit den 15% in Kalifornien vergleichen, ist das sehr hoch», sagt sie gegenüber swissinfo.

Paradies der Raucher?

Gemäss amtlichen Statistiken sind jährlich 8300 vorzeitige Todesfälle dem Rauchen zuzuschreiben. Die Schweiz gilt als Raucherparadies, da in vielen öffentlichen Räumen das Rauchen nicht verboten und der Zigarettenpreis vergleichsweise niedrig ist.

Aber es gibt Zeichen für Klimaänderung. Zigarettenpakete sind mit auffälligeren Gesundheits-Warnungen versehen, und letzte Woche wurden die öffentlichen Spitäler in Genf und Lausanne zu Nichtraucher-Zonen erklärt.

Der italienischsprachige Kanton Tessin will der erste Kanton werden, in dem das Rauchen in Restaurants und Hotels eingeschränkt werden soll.

Experten befürchten jedoch, dass bis zu einem allgemeinen Verbot noch ein langer Weg ist. Grund dafür sei die föderale Struktur der Schweiz und vor allem die starke Opposition aus den Lebensmittel-, Tabak- und Werbebranchen.

swissinfo, Isobel Leybold-Johnson
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Der «Welttag ohne Tabak» wurde 1987 gestartet und findet jeweils am 31. Mai statt.
Er will die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Gefahren des Tabakmissbrauchs lenken.
Im Mai 2003 wurde die WHO-Rahmenvereinbarung über die Besteuerung von Tabak von 192 Ländern angenommen. Die Schweiz hat sie noch nicht ratifiziert.

Der Rauchstopp-Wettbewerb, bei dem 5000 Franken zu gewinnen sind, zielt auf Raucher, welche vom 6. Juni bis am 5. Juli auf das Rauchen verzichten wollen. Sie müssen bis am 3. Juni eine Vereinbarung unterzeichnen.

Der erste Teil der Kampagne des Bundesamtes für Gesundheit läuft bis Ende Juni und besteht aus Plakaten und Fernsehspots. Er wird durch 29 Organisationen unterstützt.

Der zweite Teil wird im Oktober und November durchgeführt. Es soll auch eine Hotline eingerichtet werden für alle, die das Rauchen aufgeben möchten.

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