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Schweizer Firmen schmieren weltweit am wenigsten

Schweizer Firmen schmieren weniger als andere. Die Korruption ist aber auch hier nicht eliminiert. RDB

Exportunternehmen aus der Schweiz gelten als am wenigsten korrupt, geht aus einer von Transparency International (TI) vorgelegten Untersuchung hervor.

Die Schweizer Sektion der Anti-Korruptionsorganisation spricht jedoch von einer «Bestplatzierung ohne Bestnote», denn ohne Bestechung geht es auch hier nicht.

Der so genannte Bribe Payers Index (BPI) von Transparency International wurde dieses Jahr zum ersten Mal in einer neuen Form erhoben. Befragt wurden über 11’000 Führungskräfte in 125 Ländern. Sie mussten angeben, wie sie die Bereitschaft von Unternehmen einschätzen, Bestechungsgelder zu zahlen.

Mit 7,81 von maximal 10 Punkten liegt die Schweiz vor Schweden und Australien an der Spitze, wie die Nichtregierungsorganisation bekannt gab.

Die Geschäftsführerin von TI-Schweiz, Anne Schwöbel, zeigte sich über den ersten Platz der Schweiz erfreut. Aber dies sei noch nicht das Ende der Fahnenstange.

«Der Schweizer Wert von 7,81 ist in unseren Augen weit von der Perfektion entfernt», sagte Schwöbel gegenüber swissinfo. «Denn er bedeutet nicht, dass hier keine Korruption feststellbar ist. Für mich ist das ein klarer Hinweis, dass wir uns verbessern müssen.»

Bessere Überwachung, rigorosere Durchsetzung

In die richtige Richtung weise die Schweizer Ratifizierung der OECD-Konvention gegen Korruption. Allerdings sei die Zahl der Verurteilungen wegen Auslandkorruption in der Schweiz ernüchternd: «Seit der Einführung des Korruptionsstrafrechts ist nur in einem einzigen Fall eine Person von einem Schweizerischen Gericht verurteilt worden, weil sie einen ausländischen Beamten bestochen hatte.»

Schwöbel argumentierte, Überwachung und Durchsetzung müssten hier «rigoroser» erfolgen, denn die Schweiz sei immer noch 2,19 Punkte von der Maximalpunktzahl entfernt.

TI Schweiz wies insbesondere auf die 22 strafrechtlichen Verfahren hin, welche die Bundesanwaltschaft in Zusammenhang mit dem Oil-for-Food-Skandal anstrengte.

Es handelt sich um Firmen mit Schweizer Sitz, die dem irakischen Regime von Saddam Hussein zwischen 1999 und 2003 hohe Summen an Bestechungsgeldern bezahlt haben sollen.

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Bundesanwaltschaft

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht In der Schweiz sind die kantonalen Justizbehörden für einen Grossteil der Strafuntersuchungen zuständig. Einige Delikte fallen jedoch in die Kompetenz der Bundesanwaltschaft (BA). Dazu gehören beispielsweise Attentate, Spionage, internationale organisierte Kriminalität, Geldfälschung, Geldwäscherei, Korruption oder von Bundesbeamten im Rahmen ihrer Aufgabe begangene Straftaten.

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Konsequente Umsetzung gefordert

Diese Verfahren wurden von TI Schweiz als positives Zeichen bewertet. Die Organisation fordert denn auch die konsequente Umsetzung von internationalen Instrumenten und die Strafverfolgung in in- und ausländischen Unternehmungen.

An die Unternehmen gingen die Forderungen, keine doppelten Standards anzuwenden, Partner sorgfältig auszusuchen und klar zu kommunizieren.

Eng beieinander liegendes Spitzenfeld

Die elf bestplatzierten Länder liegen sehr dicht beieinander. Besonders gut schnitt die Schweiz in Ländern der OECD ab. Manager in Ländern mit niedrigerem Einkommen bewerteten die Schweiz schlechter.

Anne Schwöbel betonte, dass es sich um eine «Bestplatzierung ohne Bestnote» handle: «In allen Ländern ist die Bereitschaft vorhanden, Bestechungsgelder zu zahlen.»

Mit dem vierten Platz liegt das Nachbarland Österreich ebenfalls an der Spitze des Bribe Payers Index. Deutschland – mit einer deutlich grösseren Exportwirtschaft – liegt an siebter Stelle. Die USA folgen erst auf Platz neun.

Auffallend ist der Platz der Türkei: Sie liegt an 27. Stelle. Dieses Ergebnis sei höchst problematisch für ein Land, das sich um eine EU-Mitgliedschaft bemühe, hiess es bei Transparency International. Ganz am Schluss der Rangliste liegen die exportstarken Länder Russland, China und Indien.

swissinfo und Agenturen

Der Bribe Payers Index (BPI, Index der Schmiergeldzahler) wurde 1999 zum ersten Mal publiziert. Eine zweite Klassierung fand 2002 statt.

Im BPI 2006 wurde die Korruptions-Bereitschaft von Firmen aus den 30 grössten Exportländern untersucht.

Die Befragung wurde zwischen Februar und Mai 2006 durchgeführt. Daran teilgenommen haben 11’232 Wirtschaftsführer in 125 Ländern.

BPI-Klassement 2006

1) Schweiz 7,81 (bei einem Maximum von 10)
2) Schweden 7,62
3) Australien 7,59
4) Österreich 7,5
5) Kanada 7,46
Andere Resultate:
7) Deutschland 7,34
9) USA 7,22
15) Frankreich 6,5
20) Italien 5,94
27) Türkei 5,23
28) Russland 5,16
29) China 4,94
30) Indien 4,62

Transparency International (TI) ist eine internationale Nichtregierungsorganisation mit einem Sekretariat in Berlin. Sie kämpft gegen die Korruption

TIs Hauptziel ist nicht das Aufdecken einzelner Korruptionsfälle. Sie arbeitet auf Reformen hin, welche Korruption verhindern.

Die Organisation hat Sektionen in über 90 Ländern. Die Schweizer Sektion wurde 1995 gegründet.

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