Schweizer Fussball-Nati: Jung, aber erfahren
Praktisch alle Spieler der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft verdienen ihr Brot bei ausländischen Vereinen. In Italien, Frankreich, England oder Deutschland.
An der WM in Deutschland kann Trainer Köbi Kuhn so auf eine talentierte, junge und zugleich erfahrene Mannschaft zählen. Eine Bestandesaufnahme im Vorfeld der WM.
«Das Talent der einzelnen Spieler war sicher ein Kriterium, welches mitbestimmend war, dass ich diese Selektion getroffen habe», sagte der Schweizer Coach Köbi Kuhn, als er am 15. Mai die Liste der aufgebotenen Spieler bekannt gab.
Damals liess Kuhn noch durchblicken, dass er den früheren Spielmacher Hakan Yakin von den Berner Young Boys nicht berücksichtigt habe, weil dessen schwieriger Charakter dem Teamgeist beim fünfwöchigen Zusammensein abträglich sein könnte.
Mittlerweise ist diese Aussage Makulatur. Da sich Stürmer Johan Vonlanthen vom niederländischen Erstligisten Breda verletzt hat, musste Kuhn Yakin nachnominieren. Immerhin sagen nicht wenige Experten im Land, dass Yakin nach wie vor der beste Mittelfeldspieler der Schweiz sei.
Solide Verteidigung
Von der Verteidigung bis zum Angriff inklusive Mittelfeld stehen im Schweizer Team Spieler, die sich durch ihr solides Können auszeichnen: Da steht als Dirigent der Verteidigung Philippe Senderos. Der Stammspieler von Arsenal London ergänzt sich gut mit Patrick Müller vom französischen Meister Lyon.
Im Mittelfeld scheint Johann Vogel von der AC Milan, wo er allerdings kaum zu Spieleinsätzen kam, gesetzt. Auf den Seiten hat Kuhn die Wahl zwischen Ludovic Magnin (VfB Stuttgart), Philipp Degen (Borussia Dortmund) und Christoph Spycher (Eintracht Frankfurt), die sich in der deutschen Bundesliga bewährten.
Weiter könnten auf dieser Position Stéphane Grichting vom französischen Spitzenverein Auxerre oder Valon Behrami von Lazio Rom zum Zuge kommen.
Ein Mittelstürmer, der einschlagen könnte
Im Sturm verfügt die Schweiz mit Alexander Frei über einen herausragenden Torjäger. Sollte die Schweiz die Zwischenrunde oder gar mehr an der WM erreichen, dann wird der Stürmer vom französischen Club Rennes einen wesentlichen Anteil am angestrebten Ziel haben. Dank den Toren Freis hat sich die Schweiz überhaupt für die WM qualifiziert.
Frei ist, zusammen mit Senderos, der wohl bekannteste Spieler des Schweizer Nationalteams. Vermutlich wird er in der kommenden Saison in der deutschen Bundesliga spielen. Wie bekannt der Schweizer ist, zeigt sein Engagement in der Werbung für einen amerikanischen Getränkemulti. Auch mit dabei: kein Geringerer als Brasiliens Superstar Ronaldinho.
An der Seite Freis sieht der Schweizer Coach Marco Streller. Der Stürmer wurde für die vergangene Saison vom VfB Stuttgart an den deutschen Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln ausgeliehen. Dann Marco Lustrinelli, der sich nach seinem Wechsel von Thun bei Sparta Prag in der Tschechischen Republik mit guten Leistungen aufdrängte. Vierter im Bunde – etwas zurückhängend allerdings – könnte nach dem vermutlichen Ausfall Vonlanthens Hakan Yakin sein.
Achillesferse Torhüter
Der einzige Schwachpunkt im Schweizer Team und damit eine Knacknuss für Köbi Kuhn stellt die Position des Torhüters dar.
Durch seine diversen Patzer – in der Nationalmannschaft und beim FC Basel – brachte sich Pascal Zuberbühler ins Gerede, geniesst aber immer noch die Gunst des Trainers. Und, was dabei zählt, ist, dass sich die Schweiz mit Zuberbühler im Tor für die WM-Endrunde qualifizierte.
Doch es gibt Alternativen: Fabio Coltori von Grasshoppers Zürich oder Diego Benaglio, der beim portugiesischen Verein Nacional Madeira im Tor steht. Kuhn legte sich bislang noch nicht auf die Nummer 1 im Tor fest und will seinen Entscheid erst im letzten Moment bekannt geben.
swissinfo, Mathias Froidevaux
(Übertragung aus dem Französischen: Urs Maurer)
Das Durchschnittsalter der Schweizer Fussballnationalmannschaft beträgt 24,8 Jahre. Der Benjamin der Equipe ist Arsenal-Verteidiger Johan Djourou (19).
Von den 23 Spielern des Schweizer Nationalteams spielen sieben in Deutschland, fünf in der Schweiz, vier in Frankreich, je zwei in Italien und England, je einer in Portugal, Tschechien und Holland.
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