Schweizer Hilfe für die Polizei in Afghanistan
Mit Schweizer Hilfe soll das Lohnzahlungs-System für die 60'000 Polizisten verbessert werden. Die Anstrengungen zum Wiederaufbau der Polizeikräfte sind derzeit in einer entscheidenden Phase.
In Afghanistan mussten in den vergangenen Wochen Hunderte von Menschen bei blutigen Kämpfen ihr Leben lassen.
Die Schweiz beteiligt sich an den internationalen Anstrengungen, in Afghanistan ein funktionierendes Polizeisystem aufzubauen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanziert ein elektronisches Lohnabrechnungs-System für die nationale Polizei.
In der Vergangenheit benutzte das Innenministerium ein handschriftliches Lohnabrechnungs-System. Dieses führte regelmässig dazu, dass die Polizisten ihren Lohn zu spät erhielten und damit leichter zu korrumpieren waren.
«Obschon die Korruption weit verbreitet ist, besteht ein grosser Wille von allen Seiten, sie zu bekämpfen», hält der Programmverantwortliche für Afghanistan bei der DEZA, Michael Gerber, gegenüber swissinfo fest.
«Einer der ersten Schritte wird es sein, Effizienz, Transparenz und die Verantwortlichkeit bei allen Beteiligten zu verbessern. Hier kann das elektronische Abrechnungssystem einen kleinen, aber entscheidenden Beitrag leisten.»
Recht und Ordnung
Das Projekt gehört zum «Law and Order Trust Fund», den die UNO im Mai 2002 lancierte. Seit 2003 hat die Schweiz mehr als drei Mio. Franken in den Fonds einbezahlt.
Der grosse Teil des Geldes wurde in das elektronische Lohnabrechnungs-System investiert. Bis heute haben 32 der 34 afghanischen Provinzen das System eingeführt.
Ein weiterer Schwerpunkt der DEZA ist die Förderung der Rekrutierung von Polizistinnen. Bislang gibt es in Afghanistan lediglich 160 weibliche Polizeioffiziere.
Die DEZA und das UNO-Programm finanzieren ein Projekt, das diese Zahl innert zwei Jahren auf 300 erhöhen will. Zudem soll beim Innenministerium eine Amtsstelle für Frauenfragen eingeführt und ein Pilotprojekt gegen die häusliche Gewalt auf fünf Provinzen ausgedehnt werden.
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Deza
Häusliche Gewalt
«Frauen sind bei der afghanischen Polizei sehr schwach vertreten. Gleichzeitig ist die häusliche Gewalt gegen Frauen weit verbreitet und wird in den meisten Fällen weder verfolgt noch bestraft», hält Gerber fest.
«Bis jetzt hatten weibliche Opfer sehr wenig Möglichkeiten, Tätlichkeiten anzuzeigen, was auch damit zu tun hat, dass die Polizeiposten ausschliesslich von Männern betreut werden.»
Das soll sich nun mit der Rekrutierung von zusätzlichen Polizistinnen und der Schaffung von speziellen Abteilungen auf den Polizeiposten verbessern.
Die Erfahrung habe gezeigt, dass damit die Gewalt gegen Frauen eingedämmt werden könne, so Gerber. Der Prozess werde allerdings Jahre dauern.
swissinfo, Adam Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)
Die DEZA ist seit mehr als 20 Jahren in Afghanistan aktiv und hat bisher 19 Mio. Franken in Projekte investiert.
Seit dem Sturz des Taliban-Regimes im Jahr 2002 konzentriert die DEZA ihre Hilfe vor allem auf die schwächsten Bevölkerungsgruppen.
Einwohner: 27,2 Millionen
Kinder-Sterblichkeit: 25,7%
Lebenserwartung: 46,2 Jahre
Bruttoinlandprodukt: 21,5 Mrd. Dollar
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