Schweizer Hilfe für Medien im Kosovo: Das Beispiel Blue Sky
Die Schweiz hat sich beim Wiederaufbau unabhängiger Medien im Kosovo stark engagiert. Neben Radio Kosova (RTK) wird insbesondere Radio Blue Sky unterstützt, das sich durch eine multi-ethnische Berichterstattung einen Namen gemacht hat.
«Es handelt sich um einen riesigen Erfolg, um eine Insel, auf der alle miteinander sprechen», schwärmt Thérèse Obrecht. Die Schweizer Journalistin ist seit 1999 Chefin von Radio Blue Sky und seit der Fusion mit RTK im August 2000 auch Leiterin von Radio Kosova.
Blue Sky richtet sich vor allem an junge Leute. Obrecht bezeichnet die Sendungen ihres Programms, die auch regelmässig über die serbischen Gebiete berichten, als «verantwortungsvollen und unparteiischen Journalismus». Für «besonders erfreulich» hält sie die Tatsache, dass auch Kosovo-Albaner die serbischen Sendungen einschalten.
Bei der Fusion mit RTK brachten die Blue-Sky-Mitarbeiter nach Darstellung Obrechts vor allem den Austausch zwischen der serbischen und albanischen Redaktion in das gemeinsame Unternehmen ein. Beide Programme sollen demnächst vollständig unter einheimische Leitung kommen.
Diskriminierung
Weniger enthusiastisch beurteilt die in Zürich domizilierte Medienhilfe Ex-Jugoslawien die Situation. Die Unterstützung einzelner Medien durch UNO, OSZE oder KFOR führe dazu, dass lokale Radio- und Fernsehstationen diskriminiert würden, kritisiert Roland Brunner von der Medienhilfe.
Die ausländischen Gelder würden einseitig verteilt, der Anzeigenmarkt werde verzerrt, bemängelt er. Statt dem Kosovo zu einer grösseren Medienfreiheit zu verhelfen, trage die internationale Gemeinschaft in Wirklichkeit zur Ausdünnung der vielfältigen, unabhängigen Medienlandschaft bei.
Unrealistisches Bild
Nach Ansicht Obrechts ist dieses Bild unrealistisch. Alle Medien im Kosovo würden vom Ausland finanziert. Ohne eine solche Finanzierung sei der Konkurs gewiss.
Das von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wieder aufgebaute RTK ist im vergangenen Jahr von der Schweiz mit einer Million Franken unterstützt worden. Blue Sky, das von der Westschweizer Stiftung Hironelle im Auftrag der Direktion für Zusammenarbeit und Entwicklung (DEZA) geschaffen wurde, erhielt 1,2 Mio. Franken im Zeitraum von August 1999 bis Juli 2000.
swissinfo und Agenturen
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