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Schweizer in Portugal nicht besser als 1996

Neue und alte Schweizer EM-Helden: Johan Vonlanthen (links) und Kubilay Türkyilmaz. Keystone

Die Bilanz der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft nach ihrem Ausscheiden an der Euro 2004 fällt zwiespältig aus.

Das Team Köbi Kuhns hat punkte- und tormässig genau gleich abgeschnitten wie die Mannschaft Artur Jorges in England 1996.

Wieder einmal heisst es frühzeitig Koffer packen für die Schweizer Delegation an einem Fussball-Grossanlass. Drei Spiele, ein Punkt und ein erzieltes Tor: Das ist die magere Bilanz aus dem Schweizer Abenteuer an der Euro 2004 in Portugal.

Vor acht Jahren sprachen die Zahlen die genau gleich enttäuschende Sprache. Immerhin hatten die Rot-Weissen mit dem erfreulichen 1:1-Remis im Startspiel gegen Gastgeber England Hoffnungen geweckt. Diese wurden dann allerdings mit zwei Niederlagen gegen die Niederlande und Schottland nicht erfüllt.

«Wir haben gemacht, was wir konnten, und wir nehmen sehr gute Erinnerungen von dieser EM mit nach Hause», freuten sich Goalie Jörg Stiel und Verteidiger Patrick Müller am Dienstag dennoch. «Es wird einem warm ums Herz, in Stadien zu spielen, die zur Hälfte rot sind.»

Disziplin-Probleme

Sportlich gesehen können die Spieler erhobenen Hauptes zurückkehren. Dennoch hinterlassen ihre EM-Auftritte einen bitteren Nachgeschmack.

Trotz der «ehrenvollen» Niederlagen gegen Frankreich und England bleibt die Frage, ob die Schweiz nicht einen oder gar beide der zu den «Grossen» des Fussballs zählenden Gegner hätte schlagen können.

Die Chancen dazu haben sich die Schweizer Spieler aber vorab selber zunichte gemacht. Zum einen mit zwei roten Karten (Johann Vogel und Bernt Haas), zum anderen mit dem Ausschluss Alex Freis nach dessen Spuckerei gegen einen Engländer.

Niveau verzeiht keine Fehler

Die Folgen der Disziplinlosigkeiten: Die Schweizer mussten praktisch zwei Halbzeiten mit einem Mann weniger spielen, und die Vorbereitungen auf das Spiel der letzten Chance wurde durch das Wirrwarr um Alex Frei empfindlich gestört. Auf dem hohen Niveau solcher Titelkämpfe bleibt dies nicht ungestraft.

«Es war sehr schwierig, uns unter solchen Bedingungen auf das Frankreich-Spiel vorzubereiten», sagte Köbi Kuhn, dem die Unannehmlichkeiten der letzten Tage am Dienstag ins Gesicht geschrieben waren. «Auf dem Rasen haben aber meine Spieler sehr viel Charakter gezeigt.»

Stark fand Kuhn, wie sich das Team hinter Frei gestellt und sich dennoch konzentriert auf den Match fokussiert habe. In der Tat scheint die leidige Geschichte die Moral der Mannschaft eher gestärkt denn geschwächt zu haben.

Vonlanthen, WM 2006 und EM 2008

Die Partie vom Montag gegen Zidane und Co. bedeutete nicht nur das EM-Aus für die Schweiz, sondern markiert gleichzeitig den Abschied von Goalie Jörg Stiel, Stürmer Stéphane Chapuisat und Mittelfeldspieler Fabio Celestini aus der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft.

Die Zäsur im Schweizer Team markiert am augenfälligsten der Stürmer Johan Vonlanthen, der gegen Frankreich zum ersten Mal von Beginn weg spielte und den herrlichen Ausgleichs-Treffer erzielte.

«Er wird uns noch viel Freude bereiten», lobte Kuhn den erst 18-Jährigen vom PSV Eindhoven, der sich in der 26. Minute zum jüngsten Torschützen in der EM-Geschichte schoss.

Verantwortung wartet

Der neue Star wird sich aber nicht lange auf seinen Lorbeeren ausruhen können. Nach dem Rücktritt Chapuisats, der Verletzung Strellers und der zu erwartenden Sperre Freis für fünf Spiele kommt im Schweizer Angriff eine grosse Verantwortung auf Vonlanthen zu: Es wartet die Qualifikation für die WM 2006 in Deutschland. Frankreich, Irland, Israel, Zypern und Färöer heissen die Gruppengegner.

Und dann natürlich die EM 2008, welche die Schweiz zusammen mit Österreich organisiert. Die Schweizer Fans können sich schon jetzt freuen: Als Gastgeber ist die Schweiz automatisch qualifiziert.

swissinfo, Mathias Froidevaux und Doris Lucini
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Künzi)

Resultate der Schweiz in Portugal:
Schweiz-Kroatien: 0:0
Schweiz-England: 0:3
Schweiz-Frankreich 1:3
Die Schweiz belegt mit einem Punkt den letzten Gruppenrang.

Die Schweizer Bilanz nach der Euro 2004 fällt genau gleich aus wie diejenige 1996 in England.

Damals war Kubilay Türkyilmaz der Torschütze.

Heuer schoss der junge Johan Vonlanthen den einzigen Treffer.

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