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Schweizer meiden Scharm el Scheich

Ägypter und Touristen haben am Sonntag gegen den Terrorismus demonstriert. Keystone

Viele Schweizer Touristen haben nach den tödlichen Attentaten vom Samstag ihre Reise nach Ägypten annulliert.

Die grossen Schweizer Reiseanbieter offerieren kostenlose Umbuchungen und Annulationen. Kunden können den Anspruch bis am 2. August geltend machen.

Nach den Anschlägen vom Samstag im ägyptischen Badeort am Roten Meer können Flüge nach Scharm el Scheich kostenlos umgebucht oder annulliert werden. Das Angebot gilt für Reisen mit Abflug bis und mit dem 8. August bei Hotelplan und TUI, respektive dem 31. August bei Kuoni.

Die Hotelplan- und TUI-Kunden können den Anspruch bis am 2. August geltend machen, Kuoni-Kunden bis vor Abflug. Hotelplan und TUI bieten nach eigenen Angaben zudem die Möglichkeit, sämtliche Reisen nach Ägypten für die laufende Sommersaison (bis Ende Oktober) spesenfrei umzubuchen.

Das Angebot von Kuoni beschränkt sich laut Kuoni-Sprecherin Andrea Hemmi auf die Flüge nach Scharm el Scheich, da sich der Reiseveranstalter an die Reisebestimmungen des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hält.

Keine Warnung mehr für Scharm el Scheich

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat die nach den Terroranschlägen ausgesprochene Reisewarnung wieder abgeschwächt. Von Reisen auf die ägyptische Halbinsel Sinai wird nicht mehr explizit abgeraten, wie EDA-Sprecherin Carine Carey am Dienstag sagte.

In einer grundsätzlichen Einschätzung macht das EDA aber darauf aufmerksam, dass in Ägypten – wie auch in zahlreichen anderen Ländern und Regionen – weiterhin die Gefahr von Terroranschlägen besteht. Auch auf der Halbinsel Sinai könnten weitere Anschläge nicht ausgeschlossen werden.

Das EDA vermerkt aber, dass die ägyptischen Behörden zahlreiche Massnahmen ergriffen hätten, um die Touristen zu schützen. So werde der Zugang zu Museen, Sehenswürdigkeiten und Hotels von der Polizei verstärkt kontrolliert.

Die Reisehinweise des EDA seien keineswegs Befehle, präzisierte Carey gegenüber swissinfo. “Es sind zusätzliche Informationen zu den Empfehlungen der Presse und der Reiseveranstalter, damit die Touristen entscheiden können, ob sie ihre Reise annullieren sollen oder nicht.”

Normalbetrieb beim EDA

Das EDA kehrte am Montag weitgehend zum Normalbetrieb zurück. Die für die Angehörigen von Individualreisenden nach den Anschlägen eingerichtete Hotline wurde abgeschaltet.

Die meisten der insgesamt knapp 200 Anrufe auf die Hotline hätten sich auf Reisehinweise bezogen, erklärte Carey.

Der Schweizer Botschafter in Ägypten kehrte inzwischen von Scharm el Scheich nach Kairo zurück. Ein Vertreter der Botschaft blieb am Montag noch vor Ort.

Zwei Tage nach den Attentaten sei kein Schweizer Opfer zu beklagen. Laut Carey sind die Abklärungen jedoch noch nicht abgeschlossen.

Viele Urlauber lassen sich nicht beirren

58 Personen seien am Montag mit dem Kuoni-Flug A 320 nach Scharm el Scheich geflogen, so Hemmi. Von insgesamt 164 Plätzen seien 118 annulliert worden. 12 Passagiere hätten ihre Tickets auf diesen Flug umgebucht.

Zur Zeit befinden sich noch 239 Kuoni-Gäste in Scharm el Scheich. Am Montagabend werden 164 davon in die Schweiz zurückfliegen.

Für die kommenden vier Wochen seien lediglich 30 Prozent der Flüge nach Scharm el Scheich annulliert worden. “Dass 70 Prozent unserer Kunden trotzdem nach Scharm el Scheich reisen wollen, zeigt, dass viele von ihnen treue Stammkunden sind, die ihre Solidarität mit der Region bekunden wollen”, sagte Kuoni-Sprecherin Hemmi.

Bei Hotelplan die Hälfte

Bei Hotelplan haben laut Sprecherin Claudia Zimmermann am Montag rund die Hälfte der 220 Personen, die eigentlich am 29. Juli oder am 5. August nach Scharm el Scheich fliegen wollten, annulliert oder umgebucht.

TUI hatte am Montagabend noch keine verlässlichen Zahlen über Annullationen. “Deutlich mehr” Kunden hätten bisher umgebucht, sagte TUI-Sprecher Roland Schmid. Es habe am Montag jedoch auch Neubuchungen nach Scharm el Scheich gegeben.

Einsatz ELVIA-Care-Team beendet

Das Care-Team des Reiseversicherers ELVIA kam am Montagabend in die Schweiz zurück. Das Team war am Samstag zur Betreuung der Schweizer nach Scharm el Scheich gereist.

Zudem hatte es die Spitäler vor Ort nach Schweizer Patienten durchsucht. Es gelte als gesichert, dass kein Schweizer in Spitalpflege gebracht worden sei, teilte ELVIA-Sprecher Simon Aeschlimann danach mit. Die ELVIA-Hotline für besorgte Angehörige wird am Dienstag eingestellt.

swissinfo und Agenturen

In der Nacht auf Samstag, 23. Juli, haben zwei Selbstmord-Attentate und eine Bombe im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich am Roten Meer ein Blutbad angerichtet.

Um ungefähr 1 Uhr nachts (Mitternacht in der Schweiz) hatten die drei Explosionen praktisch zeitgleich stattgefunden. Nach letzten Schätzungen sind dabei mindestens 88 Menschen ums Leben gekommen, die meisten Ägypter.

Im Internet hat die “Gruppe Al Kaida der Levante und Ägypten” die Anschläge als Rache gegen “die Verbrechen an den Muslimen” dargestellt. Es waren die bisher schwersten Attentate gegen touristische Einrichtungen in Ägypten.

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