Schweizer Projekte in Libanon bald zu Ende
Die Schweizer Hilfsprojekte nach dem Krieg in Libanon stehen kurz vor dem Abschluss. Bis Ende Mai will sich die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) fast vollständig aus dem Land zurückziehen.
Dazu gehört auch ein Projekt in sieben Dörfern im Süden Libanons, bei dem betroffenen Familien mit einer Barauszahlung ein Neubeginn ermöglicht werden soll.
Bis Ende Mai sollten die letzten der noch laufenden Programme beendet sein, die nach dem 33-tägigen Krieg zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel vom letzten Sommer aufgenommen wurden, wie Friederich Steinemann, der DEZA-Delegierte für Libanon, am Freitag sagte.
Viele Menschen, wie zum Beispiel die Tabakbäuerin Khadigeh Ayoub Alawiyah aus Marun ar Ras an der israelischen Grenze, hatten durch die Bombardierungen ihre Existenzgrundlage verloren.
Ihre Olivenbäume und die gesamte Tabak-Ernte seien zerstört worden, sie habe aber weder von der Regierung noch von der Hisbollah eine Entschädigung erhalten, erklärte Khadigeh.
Mit dem Schweizer Beitrag von rund 6000 Franken konnte sie nun ihr Haus wieder Instand stellen und eine Ziege und einige Hühner kaufen.
«Wir haben sehr konkrete, messbare Resultate aus diesen Programmen – die Unterstützung mit Bargeld für Reparaturen oder Lebensunterhalt, Beiträge an den Wiederaufbau von Wassersystemen und Schulen», sagte Toni Frisch, der Schweizer Delegierte für Humanitäre Hilfe, gegenüber swissinfo.
Solidarität
Das Cash-Projekt ist nach DEZA-Angaben das erste und bisher einzige seiner Art in Libanon. Insgesamt werden dabei rund 1000 Personen mit einem Gesamtbetrag von rund 830’000 Franken unterstützt.
«Es handelt sich dabei auch um ein Zeichen der Solidarität mit den betroffenen Menschen, um ihnen zu zeigen, dass sie nicht vergessen wurden», sagte Frisch bei einem Besuch des Dorfes.
Um den Bewohnern die Rückkehr in die Normalität zu erleichtern, unterstützte die DEZA mit einem weiteren Projekt in sechs Dörfern auch rund 700 Familien mit insgesamt 800’000 Franken für kleinere Reparaturarbeiten an ihren Häusern.
«Viele Familien bauen ihre Häuser wieder auf, kultivieren ihr Land oder suchen nach Arbeit. Das ist sehr positiv», betonte Frisch.
Wiederaufbau
Zudem setzt die Entwicklungs-Agentur zwei Wasserverteilsysteme wieder Instand und lieferte fünf Sanitäts-Container für die medizinische Versorgung.
Bereits abgeschlossen ist unter anderem ein Projekt im Umfang von einer Million Franken zur Säuberung der libanesischen Küste, die nach der israelischen Bombardierung eines Kraftwerks von einer Umweltkatastrophe heimgesucht worden war.
Von zentraler Bedeutung war für Frisch die Wiederherstellung von 63 Schulen vor dem Semesterbeginn im letzten Herbst mit einem Betrag von rund einer Million Franken.
«Vom Wiederaufbau haben beispielsweise 21’000 Schulkinder profitiert. In den Schulen haben während dem Krieg tausende Vertriebene Schutz gesucht», so Frisch.
Ambitiöses Programm
Frisch zeigte sich am Freitag vor den Medien in Beirut sehr zufrieden über das bisherige Ergebnis der Schweizer Arbeit.
Das Programm sei ein sehr ambitiöses Unternehmen mit einem grossen personellen Aufwand gewesen, sagte Frisch. «Wir haben denjenigen Menschen geholfen, die wirklich Hilfe gebraucht haben.»
Das Land habe nach dem Krieg im letzten Jahr die Arbeit der DEZA entscheidend geprägt. Der Zusatzkredit des Bundesrates von 20 Millionen Franken für Libanon und die besetzten palästinensischen Gebiete habe diese Bedeutung noch unterstrichen.
Der Delegierte betonte jedoch, dass die Schweiz in Libanon von Anfang an lediglich bei den ersten Schritten zur Normalisierung Unterstützung leisten wollte. Deshalb werde die DEZA ihre Aktivitäten in Libanon ab Juni auf «rund zehn Prozent» des jetzigen Umfangs zurückfahren.
swissinfo und Agenturen
Mehr
Deza
Der 34 Tage dauernde Krieg zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel wurde am 14. August beendet. Seither herrscht Waffenstillstand.
Laut Schätzungen der UNO sind in dem Krieg 1187 Zivilisten getötet worden. 15’000 Häuser, 80 Brücken und 94 Strassen wurden beschädigt oder zerstört.
Die libanesische Regierung schätzt den Infrastruktur-Schaden auf 3,6 Mrd. $ (4,5 Mrd. Fr.).
Insgesamt stehen für die humanitäre Hilfe in der Region 16 Mio. $ (20 Mio. Fr.) zur Verfügung. Davon gingen bereits vorgängig 3,2 Mio. US $ (4 Mio. Fr.) an das IKRK.
Der Bundesrat hat am 6. September einen Nachtragskredit bewilligt.
11,5 Mio. $ (14,4 Mio. Fr.) werden für Hilfeleistungen in Libanon eingesetzt, die Not leidenden Menschen in den besetzten palästinensischen Gebieten werden mit Programmen im Betrag von 4,5 Mio $ (5,6 Mio. Fr.) unterstützt.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch