Schweizer Spital expandiert nach Arabien
Die Berner Privatklinik Sonnenhof AG eröffnet Ende Juli in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Spital mit Schweizer Management und internationaler Belegschaft.
Das erste Schweizer Spital dieser Art im Ausland nimmt den Betrieb im Emirat Ras al-Khaimah auf. Weitere Spitäler sind in Dubai, Abu Dhabi und Al-Ain geplant.
Die Schweiz geniesst im Ausland für ihr medizinisches Wissen und ihre ärztliche Versorgung einen ausgezeichneten Ruf. Zahlreiche Patienten aus den wohlhabenden Schichten der arabischen Welt kommen seit Jahren in die Schweiz zur Behandlung.
Nun geht die Berner Privatklinik Sonnenhof den umgekehrten Weg und eröffnet mit ihrer Tochterfirma Sonnenhof Swiss Health Ltd. im kleinen Emirat Ras al-Khaimah ein Schweizer Spital. Die Initiative ist allerdings nicht von den Schweizern ausgegangen.
«Wir wurden von den lokalen Investoren angefragt, das Management für das neue Spital in Ras al-Khaimah zu übernehmen», sagt Sonnenhof-Verwaltungsratspräsident Peter Kappert gegenüber swissinfo.
Das Investitionsvolumen betrage rund 40 Millionen Franken, wobei die Hälfte von Scheich Sakr al-Qasimi und die andere Hälfte von einer lokalen diversifizierten Investorenfirma stamme, die das Spital gebaut habe.
Neben dem Management würden auch der Spitaldirektor und ein ärztlicher Direktor aus der Schweiz ins Emirat geschickt. «Ende Juli wird die Klinik eröffnet und dann am 10. September offiziell und feierlich eingeweiht», verrät Kappert.
Internationale Belegschaft
Für die Finanz- und die Hotelabteilung wird lokales Personal rekrutiert. Die Ärzte kommen zum Teil aus der Schweiz, zum Teil aus Ras al-Khaimah oder den umliegenden Emiraten.
«Mit der lokalen Gesundheitsdirektion konnten wir einen Vertrag abschliessen, der es Ärzten aus öffentlichen Spitälern erlaubt, daneben bei uns Teilzeit zu arbeiten», sagt Kappert. Das Pflegepersonal werde vorwiegend aus den umliegenden Ländern und aus Indien, den Philippinen und Ägypten geholt.
Das Spital in Ras al-Khaimah steht bereits und bietet vorläufig Platz für 50 Betten, später sollen 50 weitere hinzukommen. «Die Geburtenrate in der lokalen Bevölkerung ist sehr hoch, deshalb soll fast die Hälfte der Kapazität als Frauenspital genutzt werden», sagt Kappert. Ausserdem gibt es eine chirurgische Abteilung und eine Notfallstation.
Zivilisationskrankheit Übergewicht
Laut Kappert entstehen die grössten Gesundheitsprobleme in den Emiraten ähnlich wie in China durch einen Lebenswandel mit mangelnder Bewegung, schlechter Ernährung und Rauchen. «Konkret Übergewichtsprobleme, die dann zu Herz- und Krebserkrankungen führen können.»
Mit psychischen oder Suchtproblemen ist der Schweizer Sonnenhof-Chef in den Emiraten noch nie konfroniert worden. Dennoch gibt es sie, wie der aus dem Irak stammende und in der Schweiz praktizierende Psychiater Suker al-Ghazali weiss.
«Bei den reichen Leuten in den Emiraten kommen durchaus Drogen- und Alkoholprobleme vor, doch wird dies geheimgehalten», sagt Suker al-Ghazali gegenüber swissinfo. «Man lässt sich dann in der Schweiz behandeln und sagt zuhause, man mache dort Ferien, denn Sucht gilt als Schande.»
Pionierrolle
Mit ihrem Engagement in den Emiraten übernimmt die Sonnenhof Swiss Health Ltd. eine Pionierrolle. Im Bereich der Entwicklungszusammenheit seien Schweizer Spitäler durchaus bereits aktiv, wie der Geschäftsführer des Schweizer Spitalverbands H+, Bernhard Wegmüller gegenüber swissinfo ausführt.
«Aber die Sonnenhof AG ist das erste Schweizer Spital, das im Ausland bewusst einen eigenen Standort aufbaut», so Wegmüller.
«Die arabische Halbinsel ist eine Region, die sich stark entwickelt und in der Gesundheitsvorsorge grossen Nachholbedarf hat. Ausserdem gibt es dort neben den reichen Scheichs einen ausgeprägten Mittelstand, sicher ein interessanter Markt», schätzt Wegmüller die Situation ein.
Wegen der kulturellen Unterschiede sei es ausserdem leichter, arabische Patienten in ihrer Heimat zu behandeln als in Schweizer Spitälern, die sich nur beschränkt auf die fremden kulturellen Gepflogenheiten einlassen könnten. Das Sonnenhof-Engagement sei deshalb ein «interessantes Modell», meint Wegmüller.
swissinfo, Susanne Schanda
Dieses Jahr feiert die Sonnenhof AG ihr 50-jähriges Bestehen. Die Privatklinik Sonnenhof in Bern wurde 1957 von den drei Ärzten Arnold Kappert, Jean Kohler und André Nicolet gegründet.
1998 fusionierte die Sonnenhof-Klinik mit der Privatklinik Engeried zur Sonnenhof AG.
Verwaltungsratspräsident der Sonnenhof AG ist seit Juni 2007 Peter Kappert, Sohn des Gründers Arnold Kappert.
Ras al-Khaimah ist eines der sieben autonomen Emirate (Bundesstaaten) der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Das ölarme Emirat hat 250’000 Einwohner, lebt von Tourismus, Handel und Landwirtschaft.
Ras al-Khaimah ist eine konstitutionelle Monarchie und wird seit 1948 von Scheich Sakr al-Qasimi regiert.
Die VAE liegen auf der Arabischen Halbinsel zwischen Saudiarabien, Oman und Katar, im Norden stossen sie an den Persischen Golf.
Die VAE haben 4,4 Mio. Einwohner, die Hauptstadt ist Abu Dhabi
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) beträgt 24’000 US-Dollar pro Person.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch