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Schweizer zwischen Resignation und Hoffnung

Alexander Frei und Jörg Stiel beim Training am Freitagmorgen. swissinfo.ch

Nur noch ein Wunder kann der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft den Einzug in die Viertel-Finals ermöglichen.

Nach ihrer Niederlage gegen England bereitet sie sich auf das Spiel gegen Frankreich vor. Die Stimmung schwankt zwischen Resignation und Hoffnung.

Zum ersten Mal seit Beginn der Fussball-Europa-Meisterschaft ist an diesem Freitag der Himmel über Praia d’El Rey grau und schwer.

Etwas davon findet sich auch auf den Gesichtern der Schweizer Mannschaft, die aus dem Bus steigt, um auf dem Übungsgelände in der Nähe des Hotels das Training wieder aufzunehmen.

Die brutale 3:0-Niederlage gegen England in Coimbra hat offensichtlich physische und psychische Spuren hinterlassen.

«Es stimmt, die Nacht war kurz und schwer», gibt Mittelverteidiger Patrick Müller zu.

«Aber wir wissen, dass wir noch eine winzige Chance haben, uns für die Viertel-Finals zu qualifizieren. Als wir in Portugal ankamen, dachten wir, die zwei ersten Spiele würden die wichtigsten. Und nun wird sich alles im Match gegen Frankreich entscheiden.»

Eine minime Chance

Die Schweiz, letzte der Gruppe B, könnte sich noch qualifizieren, indem sie Frankreich schlägt und es bei der Begegnung Kroatien – England einen Sieger gibt.

Haben die Internationalen mit dem weissen Kreuz auf dem Trikot wohl deshalb einen Hoffnungs-Schimmer in den Augen, nachdem sie den Ausführungen von Nationalcoach Köbi Kuhn gefolgt sind?

Angesagt ist ein leichtes Training, um sich selbst wieder zu finden. Und nachdem die Sonne langsam wieder hervor kommt, entspannen sich auch die Gesichter.

«Wir sind den anderen Teams gleichzeitig nahe und weit von ihnen entfernt», sinniert Stürmer Alexander Frei. «Wir haben zwar an Spielstärke gewonnen, aber das reicht leider nicht.»

Und Frei meint weiter: «Um gegen Frankreich zu gewinnen, muss man Tore schiessen.»

Zizou, Henry und die anderen

Einen Sieg gegen den amtierenden Europameister und den Weltmeister von 1998 zu erringen, würde tatsächlich an ein Wunder grenzen.

Mit ihrem Sieg gegen England und dem Unentschieden gegen das erstaunlich starke Kroatien können die Franzosen Zinédine Zidane, Thierry Henry und ihre Mannschaftskameraden auf eine beeindruckenden Reihe von 19 Spielen ohne Niederlage zurückblicken.

Das französische Team sieht sich mit enormen Erwartungen konfrontiert. «Die Mannschaft ist unter Druck, und man konnte feststellen, dass ihr das Probleme sowohl gegen England wie auch gegen Kroatien beschert hat», erklärt Bernard Challandes, der Schweizer U-21-Trainer.

In Portugal hat der Coach der U-21-Nationalmannschaft die Rolle des «Spions» für Köbi Kuhn übernommen. Er hat die beiden Spiele von Frankreich beobachtet und analysiert, um ein Maximum von Informationen weitergeben zu können.

Was wäre wenn…

Am Montag sind die französischen Stars gezwungen, ein positives Ergebnis zustande zu bringen (mindestens ein Unentschieden), damit sie ihr portugiesisches Abenteuer fortsetzen können. Und wenn sie für einmal nicht erfolgreich sind?

Was wäre, wenn die kleine Universitätsstadt Coimbra Bühne für eine unglaubliche Sensation würde?

Köbi Kuhn scheint mit einem schalkhaften Lächeln daran zu glauben: «Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Kleiner einen Grossen geschlagen hat. Und es scheint mir, dass Frankreich bereits Erfahrung auf diesem Gebiet hat!» Aber schafft das die Schweiz auch so gut wie Senegal bei den Weltmeisterschaften 2002?

swissinfo, Mathias Froidevaux und Doris Lucini in Praia d’El Rey
(Übertragung aus dem Französischen: Etienne Strebel)

Klassement der Gruppe B nach 2 Durchgängen:
1. Frankreich – 4 Pkte.
2. England – 3 Pkte.
3. Kroatien – 2 Punkte
4. Schweiz – 1 Pkt.

Die Schweiz trifft am Montag in Coimbra auf Frankreich.
Unter Jacques Santini blicken Zidane und seine Kameraden auf eine Serie von 19 Partien ohne Niederlage (17 Siege) zurück.
Das letzte Spiel Schweiz – Frankreich vom 20. 8. 2003 endete mit 2:0 für Frankreich.
Die Schweiz gewann letztmals am 27. Mai 1992 gegen Frankreich (2:1 in Lausanne).

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