Schwere Schäden in der Schweiz: Warum kam es im Misox und in Zermatt zu Unwettern?
Ein Unwetter hat im Misox im Kanton Graubünden für eine Gerölllawine gesorgt und einen Teil der Autobahn A13 weggerissen. Auch Zermatt im Wallis hat unter starkem Regen gelitten. Simon Eschle von SRF Meteo erklärt, warum die Gewitter gerade diese Regionen getroffen haben.
Warum kam es genau im Misox und Zermatt zu Unwettern?
Wieso genau diese beiden Regionen betroffen waren, ist schwierig zu sagen. Gewitter sind lokale Phänomene. Wir wussten, dass die Alpen-Südseite betroffen sein wird. Wo genau die Gewitter durchziehen, das ist immer schwierig vorherzusagen.
Simon Eschle ist Meteorologe bei SRF. Er hat einen Bachelor in Geographie von der Universität Zürich und einen Master in Atmosphären-Wissenschaften von der ETH Zürich. Seit Juni 2022 ist er bei SRF Meteo.
Warum gibt es aktuell bei den Gewittern so starke Niederschläge mit Unwetter-Potenzial?
Wir hatten sehr feuchte und warme Luft im Süden, also viel Wasser in der Luft. Dann zog eine Kaltfront über die Schweiz. Diese Kaltfront verursacht Hebung. Hebung bedeutet, dass feuchte und warme Luft in die Höhe gehoben wird. Und so erst kann sich ein Gewitter bilden. Zusätzlich zog in der Höhe noch eine Störung vorüber. Das verursachte wiederum Hebung. Zudem hatten wir auch eine Windzunahme mit Erhöhung, eine sogenannte Windscherung. Und diese Windscherung sorgt dafür, dass die Gewitter schnell ziehen können. Alles in allem waren wirklich alle Zutaten für starke Niederschläge vorhanden.
Welchen Einfluss hatte der Boden, der bereits vom vielen Regen in den vergangenen Tagen gesättigt war?
Die feuchten Böden spielen auch eine Rolle. Feuchte Böden können nicht viel Regen aufnehmen. Das begünstigt Erdrutsche. Der viele Regen innert kürzester Zeit begünstigt Erdrutsche ebenfalls. Es war eine Kombination aus starken Niederschlägen und feuchtem Boden.
Gibt es nun Entwarnung für die nächsten Tage?
Eine gewisse Entspannung gibt es. Flächiger Regen ist in den nächsten Tagen nicht in Sicht. Dienstag oder Mittwoch gibt es immer mal wieder Gewitter. Die können lokal kräftig sein. Also ein kleiner Bach, der jetzt schon viel Wasser führt, für diesen kann es dann wieder zu viel sein. Aber ein flächiger Regen ist im Moment nicht in Sicht. Insofern gibt es vorerst eine Entspannung.
Ein stabiles Sommerhoch ist noch nicht in Sicht?
Ein reines, stabiles Hoch ist nicht in Sicht. Wir liegen am Rande eines Hochs, aber gleichzeitig haben wir auch mehrere Tiefdruckgebiete in der Höhe, die um uns herumschwirren. Sind sie näher bei uns, haben wir mehr Regen, mehr Wolken. Sind sie weiter weg, ist es sonniger und auch wärmer. Also ein stabiles Hochdruckgebiet alleine ist leider weiterhin nicht in Sicht.
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