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Sicherheitsgefühl in der Schweiz bleibt stabil

Waffenverkäufe sollten nach der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung strikter kontrolliert werden. Keystone

Das Sicherheitsgefühl der Schweizer Bevölkerung bleibt trotz des Anstiegs der Kriminalität hoch. Gleichzeitig findet die Todesstrafe mehr Befürworter.

Eine am Donnerstag veröffentlichte Univox-Studie zeigt auch, dass über 90% der Befragten härtere Strafen und ein schärferes Waffenrecht befürworten.

Bei der Univox-Studie über «Strafeinstellung und Sicherheitsgefühl» wurden 715 stimmberechtigte Personen, davon 76% aus der Deutschschweiz und 24% aus der Romandie, befragt.

In den letzten fünf Jahren hat die Zahl der Befürworter härterer Strafen, insbesondere der Todesstrafe, zugenommen. Wie einer der Autoren, der Lausanner Kriminologe Martin Killias, darlegte, sprachen sich 2001 22% und 2005 33% für die Todesstrafe aus.

Killias meinte jedoch gegenüber swissinfo: «Ich würde dem nicht zu viel Bedeutung zumessen, das ist ein simpler Teil eines Klimas, das nach mehr Strafen verlangt.»

Einschränkungen beim Waffenhandel

Auf fast einhellige Zustimmung stösst die Forderung nach Verschärfung des Waffengesetzes. So sind gegen 90% und mehr für ein Verbot des Waffenhandels unter Privaten, für ein Verbot des Besitzes automatischer Waffen und dafür, dass jeder Käufer einer Waffe über einen Waffenerwerbsschein verfügen muss.

«Dies zeigt, dass die Menschen nicht einfach die Meinung der Waffenlobby teilen, welche beim Gesetzgebungsprozess sehr gut repräsentiert ist», erklärt Kilias.

Auch im Hinblick auf die Anpassung des Waffenrechts, die nach dem Beitritt der Schweiz zum Schengener Abkommen fällig wird, verdienten diese Umfrage-Ergebnisse Beachtung.

Sie zeigten, dass die bei der Vernehmlassung laut gewordenen negativen Stimmen «für eine breite Bevölkerung nicht unbedingt repräsentativ sind», so Killias.

Unsicherheiten

Ein Vergleich der Univox-Studie zeigt, dass sich 1999 12% der befragten Männer und 31% der befragten Frauen unsicher fühlten, wenn sie abends alleine zu Fuss in ihrer Wohngegend unterwegs waren.

2003 sank dieser Anteil auf 3% bei den Männern und 19% bei den Frauen. 2005 lag er bei den Männern bei 6%, den Frauen bei 20%. Die Schwankungen gegenüber 2003 seien nicht signifikant, heisst es in der Studie. Bedeutende Verhaltensänderungen seien jedenfalls nicht festzustellen.

Gefühl und Statistik

Das Unsicherheitsgefühl hat in den letzten Jahren tendenziell abgenommen, die polizeiliche Kriminalstatistik weist aber für die Jahre 1997-2004 ziemlich konstant eine Zunahme der Körperverletzungen um 46% und der Vergewaltigungen um 37% auf.

Martin Killias: «Wenn man die Menschen über ihre Sicherheitsgefühle befragt, geben sie nicht unbedingt die tatsächlichen Kriminalitätstrends wieder, aber viel von dem, was sie auf den Strassen sehen: Urbaner Zerfall, Graffiti, herumhängende Drogenabhängige und so weiter.»

Weiter sagt Killias: «Die reale Veränderung bei der Kriminalität ist gewöhnlich nicht das, was die Menschen sehen. Veränderungen von 10 bis 20% in der Kriminalitätsrate sind so einfach nicht feststellbar.»

Konformitätsdruck

Als weitere mögliche Gründe für diese Entwicklung nennt die Studie «Konformitätsdruck» (Angstgefühle zeigen gilt als unschicklich), oder Relativierung der Angst vor «gewöhnlicher» Kriminalität durch die grössere Bedrohung seitens des Terrorismus.

Auch Hinweise, dass Gewaltdelikte vorwiegend unter Jugendlichen stattfinden und sich Erwachsene weniger betroffen fühlen, könnten ein Grund für die tendenziell abnehmende Sorge sein.

swissinfo und Agenturen

Unsicherheitsgefühle:
2005: Männer 6%; Frauen 20%
2003: Männer 3%; Frauen 19%
1999: Männer 12%; Frauen 31%

Befürworter der Todesstrafe:
2005: 33%
2001: 22%

Keine privaten Waffenverkäufe:
2005: 90%
2003: 93%

Waffenkauf nur mit Waffenerwerbsschein
2005: 94%
2003: 96%

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