Simon Ammann ist Doppel-Olympiasieger
Der Skispringer Simon Ammann hat sich nach seinem Erfolg am Sonntag auch auf der Grossschanze die Goldmedaille geholt.
Wenn Alfred Hitchcock das Drehbuch für das olympische Springen auf der Grossschanze hätte schreiben müssen, hätte er wohl mit der tatsächlichen Dramaturgie nicht mitgehalten. Nach dem ersten Durchgang lag Simon Ammann punktgleich mit dem späteren vierten Sven Hannawald in Führung. Hannawald sprang dann im Final als letzter – und stürzte. Da stand die sensationelle zweite Goldmedaille von Simon Ammann fest. Letztmals war der Doppelsieg 1988 Matti Nykänen gelungen.
Fassungsloser Sieger
«Es ist unglaublich, ich kann es nicht fassen», stammelte «Simi» noch Minuten nach dem Finaldurchgang in die Mikrofone der Fernsehstationen. Dabei zitterte er am ganzen Körper. «Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier in Salt Lake City die Nationahymne noch einmal höre», sagte er ungläubig.
Im Final segelte Simon Ammann als zweitletzter dieser Konkurrenz auf 133 m hinunter, nur einen Meter unter den Schanzenrekord von Wolfgang Loitzl. Dabei waren die Verhältnisse nicht optimal. «Als ich oben auf den Balken ging herrschte voll Rückenwind. Dann habe ich aber an meinen Sprung in Engelberg gedacht», sagte Ammann. Auch in Engelberg, wo er Mitte Dezember als Zweiter erstmals im Weltcup auf dem Podest gestanden hatte, blies der Wind von hinten.
Simon Ammann war überrascht, «dass es mir gelungen ist, mich in der kurzen Zeitspanne so gut auf diesen Wettkampf vorzubereiten.» Er sei nervös gewesen, «aber das ganze Team war so gut drauf, dass hat mir sehr geholfen.»
Hannawald enttäuscht
So sehr sich Ammann über seinen Erfolg freut, so bringt er doch auch Mitgefühl auf für seinen grössten Konkurrenten, Sven Hannawald. «Sven war in der viel schwierigeren Situation. Wenn man als letzter springen muss, ist man voll nervös. Es ist schade, dass er gestürzt ist, ich bedaure ihn.»
Der Tourneesieger, der auf der Normalschanze Silber gewonnen hatte, konnte seinen 131-m-Flug nicht stehen. «Ich weiss nicht, ob dies später einmal für etwas gut sein wird. Ich bin wirklich deprimiert. Ich habe viele Hochs und Tiefs durch gemacht, aber jetzt bin ich wieder ganz unten», sagte Hannawald.
Malysz Silber, Hautamäki Gold
Sehr zufrieden war Adam Malysz, der nach der Bronzemedaille vom Sonntag nun noch Silber holte. «Ich habe gehofft, hier eine Medaille zu gewinnen, dass ich gleich zwei gewinne, daran habe ich nicht geglaubt, da fehlen mir fast die Worte», sagte der Weltcupleader, der auf Weiten von 131 und 128 m kam.
«Hier lief es mir besser als auf der kleinen Schanze», sagte Matti Hautamäki zu Bronze, nachdem er vier Tage zuvor Sechster geworden war. «Ich hatte das Glück, dass Sven Hannawald nicht hatte».
Küttel hervorragender Sechster
Andreas Küttel belegt den sechsten Rang. Schon im ersten Durchgang, als er mit einem 125-m-Flug auf Rang 8 segelte, war Andreas Küttel überglücklich. Als im Final die vor ihm liegenden Kazuyoshi Funaki, Martin Koch und Martin Schmitt patzerten, war er überglücklich: «Yeah, ich habe es geschafft, ich habe ein olympisches Diplom», jubelte der 22-Jährige.
Weniger Wettkampfglück hatte Sylvain Freiholz, der im Probedurchgang 120 m weit geflogen war. Mit Weiten von 118 und 110,5 m kam der 27-jährige Waadtländer auf Rang 27. «Das Glück fehlte mir. Auch die Verhältnisse waren für mich im Final schwierig», sagte er.
Auf Rang 45 kam Marco Steinauer, der eine Weite von 106,5 m erreichte, nachdem er – bevor verlängert wurde – nur 101 m erreicht hatte.
«Ich hoffe nun, dass wir im Teamwettbewerb ein Diplom erreichen», sagte Nationaltrainer Berni Schödler, «dann können wir sagen, dass wirklich alle im Team etwas von Olympia gehabt haben.»
Bundesrat Schmid gratuliert
Sportminister Samuel Schmid hat Ammann gratuliert. «Ihnen schreibe ich am liebsten; jedes Mal geht es um olympisches Gold», heisst es im handschriftlichen Fax des Bundesrates, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Die ganze Schweiz freue sich mit Ammann und seinem Team. Er solle die Tage geniessen. «Und bleiben Sie, wie Sie sind: herzlich, zielstrebig und spontan, eben sportlich im wahrsten Sinne des Wortes», schrieb Schmid weiter.
swissinfo und Kurt Henauer (Si)
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