Stéphane Lambiel will in Tokio seinen Titel verteidigen
Der zweifache gegenwärtige Weltmeister Stéphane Lambiel wird seine in Calgary und Moskau geholten Titel am 19. und 20. März an den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Japan verteidigen.
Nach der jüngst an den Europameisterschaften in Warschau gezeigten Motivationsschwäche und einem möglichen Karriere-Ende zeigt sich der «kleine Prinz» stimuliert wie noch nie.
«Aufgeschoben ist nicht aufgehoben», sagt Stéphane Lambiel sechs Wochen nach seinen Rechtfertigungen, weshalb er bei den Europameisterschaften in Warschau Forfait gegeben hat.
«Ich bin nun soweit, dass der ‹kleine Prinz› die grosse Welt entdecken geht.» Grosse Worte aus dem Mund des bekannten Eiskunstläufers.
Das «Feu sacré» war ihm anscheinend etwas abhanden gekommen – der zweifache Weltmeister und Olympia-Zweite schloss damals sogar einen definitiven Ausstieg aus dem Eiskunstlauf nicht ganz aus.
Drang nach Veränderung
Doch innerhalb von etwas mehr als einem Monat haben die Dinge nun einen anderen Verlauf genommen. Lambiel ist jetzt fest entschlossen, seinen Titel als Weltmeister auf dem Eis von Tokio zu verteidigen.
In der Zwischenzeit hat der Walliser seine Umgebung neu gestaltet und die Verantwortung für die Medienbetreuung an das Team von Art on Ice Production AG übergeben. Art on Ice ist für Lambiels Buchungen verantwortlich. Die Suche nach Sponsoren obliegt neu der Italienerin Giulia Mancini.
Eine weitere Änderung betrifft die neue Choreografie für sein Kursprogramm. Diese basiert nun auf dem Soundtrack des Films «Blood Diamond».
In der Vergangenheit sind ihm solche Pirouetten in letzter Minute gut bekommen. Als er 2005 sein ursprüngliches Programm auf der Basis der Musik von «The Truman Show» zu Gunsten des Sounds von «König Arthur» aufgab, brachte ihm das seinen ersten WM-Titel in Moskau.
Ein neuer Start
Und im vergangenen Jahr brachte ihm seine überraschende Wahl eines musikalischen Auszugs aus der Show des Cirque du Soleil kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Turin eine Silbermedaille ein.
«Stéphane ist ein spezieller Sportler mit einem aussergewöhnlichen Talent», sagt der ehemalige Eiskunstläufer Cédric Monod. Laut dem früheren Trainer von Lambiel «kann er sich deshalb solche Änderungen in letzter Minute erlauben».
«Er ist im Stand, Choreografien im Schnellverfahren neu zu erfinden und sie sowohl physisch als auch mental gut ins Ganze zu integrieren», so Monod. «Das Wechseln dient ihm als Antrieb.»
«Lambielmania»
Das neue Programm, zusammengestellt aus einigen erfolgreichen Eisgalas von Art on Ice, soll Stéphane Lambiel die Lust am Eiskunstlauf wieder gegeben haben.
Hinter den Kulissen munkelt man jedoch, dass es eher der Druck der japanischen Sponsoren sei, der seine neuerliche Wende ausgelöst habe. Der Walliser drehte im Dezember in Japan, wo er ein Star ist, einen Werbespot für Fuji Xerox.
Diese Erklärung wird von Cédric Monod ausgeschlagen: «Der Umstand, dass in Japan eine Lambielmania herrscht, hat sicher dazu beigetragen, dass sich Lambiel an der WM in Tokio beteiligt.» Doch glaube Monod nicht, dass der Sponsorendruck den Ausschlag gegeben habe.
«Stéphane kämpft, um sein Bestes zu erreichen. Dass er zurückkommt, heisst, dass er bereit ist. Ganz sicher jedoch ist, dass nur er selbst sich unter Druck setzen kann.»
Zwei weitere Schweizer in Tokio
Für Tokio scheint die Konkurrenz weit gefasst zu sein. In diesem Zusammenhang sind zwei weitere ausgewählte Schweizer Eiskunstläufer zu erwähnen: Jamal Othman und Sarah Meier.
Als Europameisterschafts-Zweite in Warschau hat die Zürcherin die besten Voraussetzungen für einen Coup. Andererseits jedoch braucht sie noch viel Mut, um ihren sechsten WM-Rang vom vergangenen Jahr zu verbessern.
swissinfo, Mathias Froidevaux
(Übertragung aus dem Französischen: Alexander Künzle)
Die wichtigsten Resultate von Lambiel:
Gold an den Weltmeisterschaften in Calgary (2006) und Moskau (2005)
Silber an den Olympischen Spielen in Turin im Februar 2006
Silber an der Europameisterschaft in Lyon im Januar 2006
Sechs Schweizer-Meisterschaftstitel 2001-2006.
Geboren am 2. April 1985 in Martigny, Wallis. Trainiert wird er von Peter Grütter.
Die Choreografie seiner Programme stammen von Salomé Brunner. Majda Scharl ist seine Managerin und Konditionstrainerin.
Nach dem Überwinden des Engpasses Europa-Meisterschaften in Warschau Ende Januar kam es in Lambiels Entourage zu einigen Veränderungen.
So hat sich Lambiel von seiner Pressechefin Gabrielle Rey getrennt und die Dienste von Oliver Höner in Anspruch genommen. Höner ist Mitbesitzer der Art on Ice Production, die sich schon bisher um die Gala-Anlässe des Walliser Eiskunstläufers kümmerte.
Der zweifache Weltmeister und Olympia-Zweite hat die Italienerin Giulia Mancini mit der Sponsorensuche beauftragt.
In dieser Saison hat Lambiel nur an zwei Wettbewerben teilgenommen (Skate Canada und Schweizer Meisterschaften). Ausserdem machte er bei den Galas von Art on Ice mit.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch