Swatch-Uhren haben im Ski-Weltcup ausgetickt
Eklat im Skiweltcup: Der Uhrenkonzern Swatch zieht sich als Zeitnehmer und Datenaufbereiter zurück. Das Ende einer langjährigen Ehe im Streit.
Swatch-Konzernchef Nick Hayek wirft dem Internationalen Skiverband (FIS)und namentlich dessen Chef Gian-Franco Kasper Versagen vor.
Swatch habe vor über drei Jahren beantragt, neben der Datenverwertung auch in der Zeitmessung der Skirennen einen weltweiten Exklusiv-Vertrag abschliessen zu können, sagte Swatch-Konzernchef Nick Hayek am Dienstag. Die FIS sei aber nicht fähig gewesen, für die Zeitmessung einen Globalvertrag zustande zu bringen.
So engagierte der Österreichische Skiverband Alge Timing für die Zeitmessung von FIS-Rennen und die deutsche Firma Siemens für die Datenaufbereitung, so beim Riesenslalom der Männer vom Dienstag in Flachau.
Qualität leidet
Für Swatch «macht es aber keinen Sinn, wenn in jedem Rennen jemand anderes die Zeitmessung macht», sagte Hayek. Denn Qualität und Sicherheit der Datenerfassung und der Zeitmessung könnten so nicht gewährleistet werden. Es sei zu aufwändig, mit jedem Rennort oder jedem Landesverband selbst Verträge abzuschliessen.
FIS-Chef Kasper habe eine «extrem schwache Rolle» gespielt. Swatch habe schon vor der Saison mitgeteilt, dass der Konzern nicht mehr zur Verfügung stehe, wenn er keinen Exklusivvertrag erhalte.
Noch im November hatte es nach einer Einigung zwischen Swatch und der FIS ausgesehen, zumindest für den laufenden Winter.
Andere Firmen in Lauerposition
Kasper wies die Kritik zurück. Hayek sei realitätsfremd und kenne sich im Skisport zu wenig aus. «Wir werden nun andere Uhrenfirmen beiziehen», sagte Kasper. «Es ist aber schade um die rund 60-jährige Tradition mit der Schweizer Uhrenindustrie.»
Bis vor zwei Jahren hatte die FIS mit Swisstiming/Longines zusammengearbeitet. Einen Exklusiv-Vertrag habe es aber noch nie gegeben. So war zum Beispiel die Weltmeisterschaft 2003 in St. Moritz über TAG Heuer gelaufen.
Profitgier in Österreich
Von einem Machtkampf der FIS mit dem Österreichischen Skiverband wollte Kasper nicht sprechen. «Aber die Österreicher wollen möglichst viel Geld aus den Rennen herausholen und haben sich punkto Zeitmessung nicht an die Abmachung der FIS gehalten», sagte Kasper. Mit Ausnahme Österreichs hätten alle Länderverbände einem Globalvertrag mit Swatch zugestimmt.
Die Datenerfassung könne die FIS weiterhin sicherstellen, es sei teilweise lediglich unklar, welche Uhrenfirma dafür ihren Namen einblenden werde. So wurde auch beim Rennen vom Dienstag in St. Moritz kein Zeitmesser eingeblendet.
Die Neulinge tun sich zum Teil schwer: Bei den österreichischen Rennen in Sölden und Altenmark sei es zu Problemen mit der Zeitnahme und den Ergebnislisten gekommen, räumte Kasper ein. Das sei aber kürzlich auch bei einem «Swatch-Rennen» in Kanada der Fall gewesen.
Eine Hand wäscht die andere
Die Zeiterfassung der Skirennen soll gratis bleiben, schliesslich profitierten die Uhrenfirmen von einer «riesigen Werbeplattform», sagte Kasper.
Finanzielle Forderungen hat Swatch laut Hayek nicht gestellt. Im Gegenteil: Die Datenverwertung und die Zeitmessung habe Swatch freiwillig auf eigene Rechnung erledigt, was über 3 Mio. Franken pro Jahr gekostet habe.
Harte Worte
Swatch mache nun noch jene Rennen, für die ein Vertrag bestehe. Das sind die prestigeträchtigen Wettbewerbe in Wengen und Kitzbühel sowie die Weltmeisterschaften in Bormio. Danach ist Schluss: «Wir werden uns vom Verband FIS, der sehr schlecht geführt ist, zurückziehen. In der Privatwirtschaft wäre so ein Chef nicht mehr lange auf seinem Sessel», sagte Hayek.
Weiterhin offizieller Zeitmesser ist Swatch bei den Olympischen Spielen. Mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) haben die Bieler einen Globalvertrag bis 2010.
swissinfo und Julian Witschi, sda
Swatch-Chef Nick Hayek zieht seine Firma als Zeitmesser aus dem Ski-Weltcup zurück.
Grund ist die Verärgerung über den Internationalen Skiverband (FIS), weil dieser den Schweizer Uhrenkonzern nicht als Exklusiv-Zeitnehmer für die Weltcup-Rennen ausstatten wollte.
Swatch bleibt weiterhin offizieller Zeitnehmer bei den Olympischen Spielen.
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