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Terrorismus-Angst bremst Tourismus immer noch

Touristen beim Schauplatz des Attentats von Bali. Keystone Archive

An einer internationalen Tourismus-Messe in Montreux klagten Experten, dass die Branche immer noch unter den Spätfolgen der Terror-Anschläge der letzten beiden Jahre leide.

Die eingeschränkte Reiselust, aber auch die Sars-Epidemie, zwangen die Anbieter, sich auf die neuen Bedürfnisse einzustellen.

«Die Menschen betrachten Terroristen-Attacken nicht mehr als einmaliges, aussergewöhnliches Ereignis», sagte Guido Wiegand, Direktor des deutschen Reiseveranstalters Studiosus, in einem Vortrag am Kongress.

Seine Agentur war Auftraggeber einer Studie über den Zusammenhang von Reiseverhalten und Terrorismus. Demnach hatten 40% der Befragten angegeben, dass ihr Reiseverhalten immer noch durch den Terrorismus beeinflusst sei.

«Die Leute betrachten jede neue Attacke als Indiz, dass sich solche wieder und wieder ereignen können, überall und jederzeit», so Wiegand weiter.

Auch die Schweizer haben ihr Fernweh drastisch gezügelt und verbringen die Ferien näher am heimischen Herd.

Ängste thematisieren



Die eingeschränkte Reiselust trifft die Tourismus-Industrie hart. Sie sieht sich veranlasst, die Ängste der Kunden ernst zu nehmen und zu thematisieren und sich auf die neuen Umstände einzustellen.

Tui, einer der grössten Reiseanbieter der Schweiz, verzeichnete in den letzten beiden Jahren einen Verkaufs-Einbruch von 25%. Dies als Folge der Terror-Attacken, aber auch der weltweiten Wirtschaftskrise.

Roland Schmid von Tui sagte gegenüber swissinfo, sein Unternehmen habe eine Strategie entwickelt, die sich auf drei Schwerpunkte stütze. So sollen nächstes Jahr erneut schwarze Zahlen geschrieben werden. «Diese Strategie betrifft neben Preispolitik und Qualität neuerdings das Angebot, in welchem wir unsere Kundschaft über Sicherheitsfragen informieren», führte Schmid aus.

Schweizer Gesetz



Die Schweizer Reisebranche muss laut Gesetz ihre Kundschaft ohnehin über die Sicherheitssituation in allen Destinationsländern informieren. Tui gehe in diesem Bereich einen Schritt weiter und hoffe damit, das Reiseunternehmen als Gesellschaft zu vermarkten, der man vertrauen könne, so Schmid.

Seit 2001 ist Sicherheit der wichtigste Faktor bei den Reisenden, wie es in der Studie heisst. Mehr als die Hälfte der Befragten hätten die Sicherheit noch vor dem Preis-Leistungs-Verhältnis als wichtigsten Punkt aufgeführt.

Reiseanbieter reagieren auf diese Entwicklung und bieten auf die Wintersaison vermehrt Destinationen an, die als sicher gelten, wie Normann Bandi vom Branchenblatt «Travel Inside» gegenüber swissinfo bestätigte.
«Die grossen Reiseunternehmen verkleinerten ihr Angebot im Nahen Osten auf ein oder zwei Destinationen, wie etwa Dubai, das als sicher gilt», so Bandi.

Neue Destinationen



«Sie nehmen diesen Winter ’neue› Destinationen ins Angebot, beispielsweise in Brasilien», so Bandi weiter. Es sei das erste Mal, dass Charterflüge aus der Schweiz dortige Ziele anfliege. «Das ist ein Weg, diejenigen Kunden zurückzugewinnen, die aus Furcht nicht mehr in die USA und den Mittleren Osten fliegen.»

In letzterer Region vermochten einzig Ägypten und die Türkei diesen Trend zu brechen und wieder vermehrt Gäste aus der Schweiz anzuziehen. So machte die Türkei in der Rangliste der meistbesuchten Ferienländer der Schweizer einen Sprung von Rang 14 auf Platz 9.

«Diese beiden Länder konnten die Botschaft durchbringen, dass sie wieder sicher sind, namentlich Ägypten nach dem Anschlag islamistischer Terroristen auf eine Reisegruppe in Luxor 1997», so Bandi weiter. «Es gibt in diesem Winter eine grosse Zahl Charterflüge nach den Destinationen am Roten Meer.» Dies sei auch einer der Gründe, wieso die Zahlen für Ägypten wieder anzögen.

swissinfo, Dale Bechtel
(Übertragung aus dem Englischen: Alina Kunz-Popper und Renat Künzi)

Zwei schwache Jahre in Folge liessen die Umsätze 20 bis 30% einbrechen, wie Reiseveranstalter in Montreux bestätigten.

Trotz konjunktureller Aufhellung rechnet die Reisebranche im nächsten Jahr nur mit einer leichten Erholung.

Grund dafür sind nach Ansicht der Reisunternehmen vor allem die wirtschaftlichen Unsicherheiten.

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