Terrorverdacht: Festnahmen in der Schweiz
Rund acht Monate nach einer Anschlag-Serie in Riad (Saudi-Arabien) sind in der Schweiz acht Ausländer festgenommen worden. Sie werden der logistischen Unterstützung einer kriminellen Organisation verdächtigt.
In fünf Kantonen wurden Hausdurchsuchungen und Einvernahmen durchgeführt.
Die acht Personen wurden am Donnerstag von der Bundeskriminalpolizei (BKP) verhaftet, wie die Bundesanwaltschaft (BA) am Freitag in Bern bekannt gab.
Die Festnahmen stünden «im Rahmen der Terrorismus-Ermittlungen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Riad».
Bei drei Selbstmord-Anschlägen auf Wohnanlagen westlicher Ausländer in der Hauptstadt Saudi-Arabiens waren am 12. Mai letzten Jahres 35 Menschen getötet worden, darunter ein Schweizer. Etwa 200 Personen wurden verletzt.
Als Drahtzieher hinter den Anschlägen wird die Extremistenorganisation El Kaida vermutet.
Koordinierte Polizeiaktion
Den Festnahmen vom Donnerstag war eine koordinierte Polizeiaktion in den fünf Kantonen Waadt, Genf, Aargau, Bern und Zürich vorausgegangen. An der Aktion waren rund hundert BKP-Beamte beteiligt, die von kantonalen Polizeikräften unterstützt wurden.
Die Polizei führte Hausdurchsuchungen durch und befragte rund zwanzig Auskunftspersonen.
Bereits am 20. Mai 2003 hatte die Bundesanwaltschaft ein gerichtspolizeiliches Ermittlungsverfahren eröffnet. Dieses richtete sich anfangs gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf Beteiligung an einer kriminellen Organisation, Unterstützung einer kriminellen Organisation, Mord, Gefährdung durch Sprengstoffe in verbrecherischer Absicht und einfache Körperverletzung.
Neue Schläfer-Zellen?
Die Ermittlungen unter Leitung der BA führten nun zur Verhaftung der acht Personen ausländischer Herkunft. Diese wurden unter dem Vorwurf der logistischen Unterstützung einer kriminellen Organisation in Untersuchungshaft genommen. Ob es dabei um El Kaida geht, war auf Anfrage nicht zu erfahren.
Mit Rücksicht auf die andauernden Ermittlungen und den weiteren Verlauf des Verfahrens gaben die Behörden am Freitag auch sonst keine Details bekannt. Dies gilt insbesondere für die Herkunft der Verhafteten.
Laut einer BA-Sprecherin wäre es aber falsch, diese einer bestimmten Volks- oder Religionsgruppe zuzuordnen. Im übrigen gelte für die Verdächtigen die Unschuldsvermutung.
Der internationale Terrorismus-Experte Roland Jaccard sagte gegenüber dem Westschweizer Fernsehen TSR, es handle sich um Leute der El Kaida, «Mitglieder des Netzwerkes Gamer Al-Ghamdi und besonders um Saudis, die zum islamistischen Jihad des Golfs gehören, eine Organisation nahe bei El Kaida».
Gemäss Roland Jaccard seien diese Leute in der Schweiz gewesen, «um Schläfer-Zellen zu installieren. Unter ihnen Finanzverantwortliche, Propaganda-Spezialisten und vielleicht auch künftige Selbstmord-Attentäter.»
Ermittlungen laufen seit September 2001
Die Schweiz führt seit September 2001 umfangreiche Ermittlungen im Zusammenhang mit Anschlägen der El Kaida und ihr nahe stenden Kreisen.
Die Bundesanwaltschaft hatte stets erklärt, die Schweiz habe nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen weder bei der Vorbereitung und der Finanzierung noch bei der Tatausführung der Terroranschläge der El Kaida eine zentrale Rolle gespielt.
Ob die jüngste Aktion der Behörden in der Schweiz, bei der es erstmals zu Verhaftungen kam, an dieser Einschätzung etwas geändert hat, blieb am Freitag offen.
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP hatte der Chef des Schweizer Staatsschutzes, Urs von Daeniken, bereits im April 2003 erklärt: «Nach wie vor kann davon ausgegangen werden, dass zwischen der El Kaida nahe stehenden Personen im Raum Afghanistan und Personen in der Schweiz gewisse Kontakte bestehen.»
Aufehthalte in der Schweiz, Prepaid-SIM-Karten, blockierte Konten
Bekannt ist, dass sich El-Kaida-Terroristen vor den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA kurzfristig in der Schweiz aufgehalten hatten. Auch hatten El-Kaida-Terroristen, darunter der 2003 in Pakistan verhaftete Khalid Scheich Mohammed, Schweizer Prepaid-SIM-Karten für ihre Mobiltelefone bei der Vorbereitung der Anschläge benutzt.
Im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen El Kaida und die Taliban hat die Schweiz bisher 82 Bankkonten mit einem Gesamtbetrag von 34 Millionen Franken blockiert.
Zudem läuft ein Verfahren gegen die Verantwortlichen der inzwischen liquidierten Tessiner Finanzgesellschaft Nada/Al Taqwa.
swissinfo und Agenturen
Die Schweiz führt seit September 2001 umfangreiche Ermittlungen im Zusammenhang mit Anschlägen der El Kaida und ihr nahe stehenden Kreisen.
Die Bundesanwaltschaft hatte stets erklärt, die Schweiz habe nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen weder bei der Vorbereitung und der Finanzierung noch bei der Tatausführung der Terroranschläge der El Kaida eine zentrale Rolle gespielt.
Ob die jüngste Aktion der Behörden in der Schweiz, bei der es erstmals zu Verhaftungen kam, an dieser Einschätzung etwas geändert hat, blieb am Freitag offen.
Bekannt ist, dass sich El-Kaida-Terroristen vor den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA kurzfristig in der Schweiz aufgehalten hatten. Auch hatten El-Kaida-Terroristen, darunter der 2003 in Pakistan verhaftete Khalid Scheich Mohammed, Schweizer Prepaid-SIM-Karten für ihre Mobiltelefone bei der Vorbereitung der Anschläge benutzt.
Im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen El Kaida und die Taliban hat die Schweiz bisher 82 Bankkonten mit einem Gesamtbetrag von 34 Mio. Franken blockiert. Zudem läuft ein Verfahren gegen die Verantwortlichen einer inzwischen liquidierten Tessiner Finanzgesellschaft.
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