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Textauszüge

Schweizer Soldaten in Haiti, das Engagement helvetischer Finanzhäuser, Sklavenschiffe mit gut schweizerischen Namen ...

Die Website von Hans Fässler (louverture.ch) enthält zahlreiche historische Texte. Hier ein paar Auszüge.

Schweizer Soldaten in Haiti

Am 5. Februar 1803 lief das erste Bataillon der dritten Schweizer Halbbrigade, das waren achthundertvierzig Mann, an Bord der «Formidable» nach Saint Domingue aus. Hauptmann Wipf aus Schaffhausen befehligte das Bataillon, das bis auf elf Ausnahmen entweder in verschiedenen Einsätzen, wegen des unerträglichen Klimas oder und vor allem wegen der verheerenden Folgen des Gelbfiebers vollständig aufgerieben wurde.

(Jean-René Bory, Régiments Suisses au Service de France, 1800-1814)

Die Schweiz und der Handel mit Schwarzen

Der Sklavenhandel zwischen Afrika und Amerika lag vorerst in den Händen dreier Länder, die insgesamt 89,9% der Expeditionen durchführten: England stand mit 41,3% mit Abstand an der Spitze, gefolgt von Portugal und Frankreich mit 29,3% und 19,2%. Für die Nordländer blieben einige Brosamen: 5,7% für die Holländer, 1,2% für Dänemark. (Die restlichen 3,2% fielen auf Amerika.) Ein wichtiges europäisches Land fehlt in diesen Statistiken: Spanien. Obwohl die amerikanischen Kolonien Ihrer Katholischen Majestät viele Sklaven brauchten, gab diese das Handelsmonopol lieber anderen als den eigenen Untertanen ab.

Ein Land wie die Schweiz machte ihr geografisches Handikap mit der Dichte ihres europäischen Handelsnetzes wett. Bekannte Unternehmen in Neuenburg, Genf und Basel hatten Filialen in grossen Häfen wie Nantes und Bordeaux, und sie unterhielten enge Beziehungen zu den protestantischen Firmen und Banken. Die Schweizer traten aber weniger selber als Reeder für den Menschenhandel auf, sie investierten lieber oder lieferten geeignete Textilien im Austausch.

Die Herstellung von Artikeln für den Sklavenhandel war ganz klar eine Beteiligung am Handel mit den Schwarzen.

(Aus der Website des französischen Aussenministeriums)

Schweizer in französischen Häfen

Zahlreiche grosse Städte Frankreichs nahmen damals Schweizer Überläufer auf, welche dann schnell an die Spitze wichtiger Geschäfte aufrückten. Laut M. Quenet gab es in Nantes im 18. Jahrhundert neunzehn Handelsfamilien Schweizer Herkunft. Fünf integrierten sich auf die eine oder andere Art im Handel mit Schwarzen. Basel mit Riedy und Bourcard, Neuenburg mit Favre und Rossel waren die grossen Ausgangspunkte der Emigration nach Nantes, wo die Schweizer praktisch das Monopol für die Fabrikation von ‹Indiennes› (bedruckten Baumwollstoffen) hatten.

(Olivier Pétré-Grenouilleau, «L’argent de la Traite – Milieu négrier, capitalisme et développement: un modèle»)

Schweizer Schiffe

Auch Schweizer beteiligten sich am Sklavenhandel (Sklaverei). 1790 zum Beispiel rüstete das Waadtländer Unternehmen Illens et Van Berchem in Marseille zwei Schiffe, ‹Le Pays de Vaud› und ‹La Ville de Lausanne›, für eine Expedition nach Mosambik aus, um Sklaven zu holen. Ein drittes Schiff, ‹L’Helvétie›, schloss sich an und lud ebenfalls Sklaven. Auch die Firma der Basler Familie Burckhardt trieb von 1782 bis 1817 einen solchen Handel, unter anderem mit den Schiffen ‹L’Intrépide› und ‹Le Cultivateur›. Schweizer Handelshäuser traten aber eher selten als Reeder auf. Viel lieber beteiligten sie sich an Expeditionen zum Sklavenhandel. So investierte das Genfer Bankhaus Picot-Fazy 12’000 Pfund in eine Expedition zum Transport von 564 Schwarzen, von denen fast die Hälfte während des Transports über den Atlantik starben.

(Historisches Lexikon der Schweiz)

Auswahl der Auszüge aus der Website von Louverture.ch: Bernard Léchot

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