Trendsport weiter im Trend
Drei Jahre nach dem Canyoning-Unglück im Saxetbach boomen die Adventure-Sportarten. In Sachen Sicherheit bleibt aber noch viel zu tun.
Die Abenteuerlust der Jungen scheint ungebrochen: Trotz des schweren Unglücks vor drei Jahren im Saxetbach bei Interlaken im Berner Oberland, das 21 Todesopfer forderte, boomen die Risiko-Sportarten.
Adrenalin-Kick
Die Abenteuerlustigen scheinen sich um die Risiken zu scheren: Canyoning, Riverrafting, Bungee-Jumping und Sky Diving sind in. Gefragt ist der ultimative Kick – bei Schweizern wie bei ausländischen Touristen.
«Alles was neu ist, verspricht Abenteuer», sagte Urs Baumgartner, Vizedirektor des Bundesamtes für Sport (BASPO), gegenüber swissinfo.
Der Drang nach Abenteuer sei nicht gebremst, erklärte Gottfried Künzi, Direktor des Dachverbands Tourismus Schweiz.
Auch Markus Zimmermann, Geschäftsführer der Alpin Raft GmbH in Interlaken, kann keine Abkehr von den Adventure-Sportarten feststellen. Die Buchungen seien zwar um rund 25% zurückgegangen, was aber mit dem generell rückläufigen Tourismus zu erklären sei.
Sicherheit basiert auf Freiwilligkeit
Ein halbes Jahr nach dem Unglück im Saxetbach, dem bisher grössten Canyoning-Unfall weltweit, führte das BASPO freiwillige Richtlinien ein. Diese definieren unter anderem die Aus- und Weiterbildung der Guides, Sicherheitsfragen, Rettungs-Massnahmen und Respekt vor der Natur (siehe Link).
«Das Problem dabei ist», so Urs Baumgartner, «dass Richtlinien nur empfehlenden Charakter haben. Touristische Organisationen können diese aber als obligatorisch erklären.»
Im letzten Juni wurde die Stiftung «Safety in adventures» gegründet. Darin hat auch das Bundesamt für Sport Einsitz. Die Stiftung bietet ein nationales Sicherheits-Label für Abenteuer- und Outdoor-Aktivitäten an.
Peter Draganits, Mitinhaber des Tessiner Trekking Teams in Tegna, dazu gegenüber swissinfo: «Ein Label auf freiwilliger Basis ist begrüssenswert und schnell umsetzbar.»
Bisher wurden allerdings erst drei Firmen mit dem Label ausgezeichnet. Laut Baumgartner vom BASPO heisst das aber nicht, dass kein Interesse für ein Sicherheits-Label besteht. «Das Label muss aber zuerst noch propagiert werden.»
Der lange Weg zum Rahmengesetz
Zudem ist auf politischer Ebene ein Rahmengesetz hängig: Der Nationalrat hat am 19. September 2001 einer Parlamentarischen Initiative für ein Rahmengesetz für kommerzielle Risiko-Aktivitäten und das Bergführerwesen Folge gegeben.
Voraussetzung für das neue Gesetz könnten, so Baumgartner, die Richtlinien und das Label sein.
Zuerst muss allerdings ein Gesetzesentwurf ausgearbeitet werden, der dann in den zwei Parlaments-Kammern zur Debatte kommt. Urs Baumgartner vom BASPO rechnet frühestens in drei Jahren mit dem Inkrafttreten des Gesetzes.
Es braucht Profis
Bis es soweit ist, muss die bestmögliche Sicherheit garantiert sein. Die Verantwortung liegt bei den Veranstaltern. Denn wer sich für eine Canyoning-Tour anmelde, wer dieses Naturerlebnis suche, gehe davon aus, dass er das mit Profis mache, auf die er sich verlassen könne, betonte Draganits vom Trekking Team.
«Eigentlich muss ein Guide ein Bergführer sein, der schwimmen kann», so Urs Baumgartner.
Gaby Ochsenbein
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