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Tsunami schreckt Strandtouristen nicht ab

Noch während der Aufräumarbeiten sonnten sich bereits wieder Badetouristen an den Todes-Stränden. Keystone Archive

Keine zwei Wochen nach der Flutkatastrophe buchen Schweizer Touristen wieder Ferien an den Traumstränden des Indischen Ozeans.

Laut Reiseveranstaltern laufen Destinationen in Thailand und Sri Lanka gut. Das Bergen von Leichen vor Ort geht unterdessen weiter.

Die durch das Seebeben ausgelösten Flutwellen haben Ende Dezember des vergangenen Jahres rund 150’000 Menschen in den Tod gerissen und viele Gebiete an der Küste des indischen Ozeans verwüstet.

In der Schweiz rechnet man mit mehreren hundert Schweizerinnen und Schweizern, die in den Fluten ums Leben kamen. Das sagte am vergangenen Dienstag Bundespräsident Samuel Schmid.

Buchungen ziehen an

Dies tut den Buchungen von sonnenhungrigen Schweizern offenbar keinen Abbruch: Reisebüros verzeichnen seit Anfang der Woche wieder zunehmendes Interesse. Die beiden Asien-Spezialisten Tourasia und Wettstein-Reisen verkaufen bereits wieder Pauschal-Arrangements fürs thailändische Badeparadies Phuket – das vom Tsunami schwer getroffen worden war.

“Unsere Botschaft ist ‘Bitte nicht annulieren’ – das ist die beste Hilfe, die man bieten kann”, erklärt Ruth Landolt, Geschäftsführerin von Wettstein, gegenüber swissinfo. Würden die ausländischen Touristen ausbleiben, schade dies der tourismusabhängigen Wirtschaft erst recht. “In Sri Lanka gehen die Aufräumarbeiten noch vor sich, in Thailand hingegen sind die meisten Hotelstrände bereits wieder aufgeräumt.”

Alle Schweizer Reise-Veranstalter mussten nach der Katastrophe Annulationen – und damit verbundene Umsatz-Einbrüche – verzeichnen. Der Branchenriese Kuoni geht davon aus, dass ihn Annulierungen und Kosten für die Repatriierung zwei bis drei Mio. Franken kosten werden.

Während die grossen Anbieter ihren Kunden Alternativen ausserhalb der Katastrophen-Region anbieten können, bereiten die Annulationen den kleineren, spezialisierten Firmen mehr Kopfschmerzen. “Die Repatriierung unserer Kunden ist versichert, die Absagen von gebuchten Reisen jedoch nicht”, sagt Landolt.

Ethische Frage

Aber selbst wenn Alternativ-Destinationen verfügbar sind, wählen einige Schweizerinnen und Schweizer Strände in Thailand oder auf den Malediven für ihre Ferien aus. Gegenwärtig baden einige Dutzend Touristen aus der Schweiz an den Stränden von Phuket, während dort die Suche nach Vermissten weiter geht.

“Ich könnte dort keine Ferien machen”, sagte Aussenministerin Micheline Calmy-Rey während ihrer viertägigen Reise in die verwüstete Region. “Aber alle müssen selber entscheiden, was für sie richtig ist. Die betroffenen Gebiete zu besuchen, kann auch als Form der Unterstützung verstanden werden.”

Auch Christine Plüss, Leiterin des Arbeitskreises Tourismus und Entwicklung in Basel, ist sich bewusst, dass ein Einbrechen des Tourismus die Volkswirtschaften der betroffenen Länder stark in Mitleidenschaft ziehen würde.

Sie fordert aber die Sonnenhungrigen im Gespräch mit swissinfo auf, sich mit den Fakten bekannt zu machen, bevor sie in die Krisenregion reisen. “Es besteht die grosse Gefahr, dass die Touristen rare Ressourcen wie Trinkwasser verbrauchen, das jetzt die Bewohnerinnen und Bewohner nötig hätten.” Das könnte zu neuen Spannungen führen, die möglichst verhindert werden sollten.

Solidarität – in Grenzen

Das Wichtigste, das Menschen in der Schweiz tun könnten, sei, Solidarität mit den Tsunami-Opfern zu zeigen, sagte Plüss. Das könnte heissen, einige Zeit zu warten, bevor man wieder an einen der zerstörten Strände geht oder einen andern Teil der betroffenen Ländern zu besuchen. “Man könnte auf die kanarischen Inseln gehen – die billiger sind – und den gesparten Betrag spenden”, schlägt sie vor.

Laut Landolt von Wettstein-Reisen dürfte es klar sein, dass die weissen Sandstrände am Indischen Ozean ihr Stammpublikum behalten. “Neue Katastrophen werden passieren, und die Menschen werden sie vergessen.”

swissinfo, Morven McLean
(Übertragung aus dem Englischen von Philippe Kropf)

400 Personen haben nach der Flut-Katastrophe ihre Reise nach Thailand und Sri Lanke annuliert. 2000 waren es beim Konkurrenten Hotelplan

Der Branchenriese Kuoni rechnet mit 2 bis 3 Mio. Franken Verdienstausfall und Kosten.

Unterdessen ziehen die Buchungen wieder an.

Nach der Flutkatastrophe annulierten viele Reisende ihre Arrangements.

Die Touristen vor Ort wurden zurück in die Schweiz geflogen.

Unterdessen ziehen die Buchungen wieder an – während auf den Stränden Aufräumarbeiten weiter gehen.

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