Twin-Towers-Einsturz zwei Schadensereignisse
Ein New Yorker Gericht hat entschieden, dass die WTC-Zerstörung zwei Schadensfälle sind. Zumindest für neun Versicherungen, darunter Zurich Financial.
Was den Rückversicherer Swiss Re betrifft, sollte er von diesem neuen Urteil nicht betroffen sein.
In der zweiten Phase des Rechtsstreits um die Schadensdeckung für das zerstörte World Trade Center hat ein New Yorker Gericht gegen die Versicherungsunternehmen entschieden, die damals den Gebäudekomplex versicherten.
Für einen Teil der WTC-Versicherungspolicen gelten die Anschläge vom 11. September 2001 als zwei separate Schadensereignisse.
Eine Milliarde mehr oder weniger
WTC-Pächter Larry Silverstein zeigte sich in einer ersten Reaktion «begeistert» vom Entscheid des Gerichtes. Diese Entscheidung bringe eine zusätzliche Milliarde für einen termingerechten und vollständigen Wiederaufbau des World Trade Centers, schreibt er in einer Medienmitteilung.
Der jüngste Gerichtsentscheid betrifft rund ein Drittel der WTC-Versicherungspolicen, unter anderem eine von Zurich American Insurance. Am Sitz des Mutterkonzerns Zurich Financial Services (ZFS) herrscht trotzdem Gelassenheit.
ZFS: «Wir sind gewappnet»
Das Jury-Verdikt wird nicht kommentiert; offen bleibt auch, ob die Zurich-Anwälte Berufung einlegen. «Wir sind aber unabhängig vom abschliessenden Urteil bestens gewappnet und ausreichend rückversichert», sagte ZFS-Sprecher Daniel Hofmann am Dienstag.
Die WTC-Police von Zurich American Insurance über 47,5 Mio. Dollar (fast 54 Mio. Franken) sei grösstenteils ausbezahlt. Und der Entscheid, es seien zwei Schadensereignisse gewesen und nicht eines, bedeute nicht automatisch eine Verdoppelung der anfänglichen Summe. Darüber muss gemäss Hofmann ein Schiedsverfahren entscheiden.
Unterdessen hat die US-Tochter der deutschen Versicherung Allianz bereits Berufung gegen das Urteil der zweiten Phase angekündigt. Sämtliche Rechtsmittel würden ergriffen, hiess es in München.
3,5 Mrd. Dollar für jeweils ein Ereignis
Die Anschläge von 2001 waren bereits mehrfach Gegenstand von Gerichtsentscheiden. Silverstein musste in der ersten Jahreshälfte herbe Niederlagen vor Gericht hinnehmen, gegen welche er denn auch Berufung eingelegt hat.
So war im Frühjahr vom Bezirksgericht für den Süden New Yorks in den Fällen von Swiss Re, Lloyd’s of London und mehreren anderen Versicherungen das Attentat auf das WTC als ein einmaliges Ereignis eingestuft worden.
Von der erhofften Versicherungssumme von 7 Mrd. Dollar erhielt Silverstein vorerst nur rund 3,5 Mrd.
Nach dem aktuellen Entscheid werden die neun anderen Versicherungspolicen nun aber so gelesen, dass sich die Gesamtsumme für den Wiederaufbau um eine Milliarde auf rund 4,5 Mrd. Dollar erhöht.
Silverstein benötigt für den Wiederaufbau nach eigenen Angaben rund 9 Mrd. Dollar.
Swiss Re: Keine Präzendenzfälle
Die jüngsten Urteile der Phase II seien keine Präzedenzfälle für die Urteile der Phase I, schreibt der Rückversicherer Swiss Re am Dienstag in einem Communiqué.
Der Konzern, der in der ersten Phase zu den Gewinnern gezählt hatte, gibt sich zuversichtlich, dass die damaligen Urteile im Berufungsverfahren bestätigt werden. An der zweiten Phase der US- Gerichtsverfahren ist Swiss Re gemäss eigenen Angaben nicht beteiligt.
swissinfo und Agenturen
Swiss Re konnte im letzten Frühling mit Erfolg ihre Position verteidigen und ist vom jetzigen Entscheid nicht mehr betroffen. Sie zahlte 877 Mio. Dollar Schadensdeckung.
Insgesamt war das WTC für 3,5 Mrd. Dollar versichert.
Beim Anschlag am 11. September 2001 wurden mehr als 2700 Menschen getötet.
ZFC muss eventuell wegen des jüngsten Entscheids weitere 52 Mio. Franken bezahlen.
Das New Yorker Gerichtsurteil von Montag ist das zweite, das der Pächter des World Trade Center, Larry Silverstein, anstrengte.
Der Streit geht um den Umstand, ob dieser Schaden versicherungsmässig ein oder zwei Fälle sind (Zwillingstürme!).
Zwei Schweizer Versicherungen waren beim «Schadensfall» WTC involviert: Zurich Financial Services (ZFS) und als Rückversicherer Swiss Re.
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