US-Botschafterin drückt Bedauern aus
Die US-Botschafterin in Bern hat gegenüber Micheline Calmy-Rey den Tod des in Bagdad getöteten schweizerisch-irakischen Doppelbürgers bedauert.
Die Schweizer Aussenministerin drückte ihre «Betroffenheit» aus und rief die USA erneut zu einer raschen Aufklärung auf.
Nach dem Tod des irakisch-schweizerischen Doppelbürgers Salah Jmor hat sich Aussenministerin Micheline Calmy-Rey mit US-Botschafterin Pamela Willeford getroffen.
Die Umstände, die zum Tod des aus dem kurdischen Norden stammenden Jmor geführt haben, seien bei dem Gespräch zwischen Calmy-Rey und Willeford ausführlich erörtert worden, sagte der Informationschef des Eidg. Departementes für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Ivo Sieber.
Nach Angaben von Sieber brachte die US-Botschafterin dabei ihr «Bedauern» zum Ausdruck. Sie habe ihrer Gesprächspartnerin versichert, dass die Botschaft in Bern alles daran setzen werde, den Fall aufzuklären.
Untersuchung im Gang
Daniel Wendell, der Sprecher der US-Botschaft, erklärte, jetzt würden «Informationen gesammelt». Wie lange die Untersuchung des US-Verteidigungsministeriums dauern werde, sei noch nicht klar.
Das Schweizer Aussenministerium hatte die US-Behörden bereits früher aufgefordert, eine Untersuchung einzuleiten und die Umstände des Todesfalles zu klären, die bisher als Fehlverhalten von US-Soldaten gelten.
Der aus dem kurdischen Norden stammende Mann war am 28. Juni in der Nähe von Bagdad getötet worden, als er mit seinem Bruder in einem Auto an einer US-Patrouille vorbeifuhr.
Genfer SP will unabhängige Untersuchung
«Wenn wir von den Amerikanern Antworten erhalten haben, werden wir über allfällige weitere Schritte entscheiden», sagte Sieber weiter. Am Montag hatten die Genfer Sozialisten eine unabhängige Untersuchung unter Beizug von Vertretern aus der Schweiz und dem Irak verlangt.
Im Westschweizer Fernsehen hatten Angehörige am Samstag behauptet, dass die US-Soldaten gezielte Schüsse auf den Mann abgegeben hätten. Andere Quellen im Irak, die von Westschweizer Zeitungen zitiert wurden, sprachen hingegen von «Querschlägern».
Jmor war Mitglied der Genfer Sozialdemokratischen Partei (SP). Er besass in Genf eine eigene Firma, war mit einer Kurdin verheiratet und und hatte drei Kinder. Er hatte sich auch in der Schweiz aktiv für die Sache der Kurden eingesetzt. So publizierte er mehrere Texte zur irakischen Kurdenfrage.
Gemäss Presseberichten war Jmor von der Demokratischen Partei Kurdistans als Handelsminister für die Regierung des teilautonomen kurdischen Gebietes vorgesehen.
swissinfo und Agenturen
Salah Jmor, ursprünglich irakischer Kurde, lebte seit 25 Jahren in der Schweiz.
Er hatte am Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien mit einer Doktorarbeit über die Kurden-Frage in Irak promoviert.
Seit fünf Jahren war er Mitglied der Genfer Sozialdemokratischen Partei (SP).
Unter anderem publizierte er politische Abhandlungen wie «Der Ursprung der Kurden-Frage» und «Die Kurdistan-Affäre in den internationalen Beziehungen 1914- 1925».
Jmor wäre laut Presseberichten in der Regierung des teilautonomen kurdischen Gebietes in Irak als Handelsminister vorgesehen gewesen.
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