USA will biometrische Daten
Seit Donnerstag müssen Reisende in die USA aus 27 Staaten, darunter auch aus der Schweiz, ihre Fingerabdrücke und ihr Foto digital speichern lassen.
Die Neuerung ist auf zwei Jahre befristet. Der biometrische Schweizer Pass kommt aber erst Ende 2005.
Von den neuen Einreisebestimmungen sind all diejenigen Personen betroffen, welche bislang unter dem sogenannten «Visa Waiver Programm» für touristische und geschäftliche Aufenthalte ohne Visa für drei Monate in die USA einreisen konnten.
Ausgenommen von der Regelung sind Bürger der USA, aus Kanada, sofern sie über Pässe mit biometrischen Merkmalen verfügen, sowie Mexikaner mit einem Pass für den grenznahen Verkehr, in dem ebenfalls biometrische Merkmale eingetragen sind.
Mit der Neuregelung reagiert die US-Regierung auf die anhaltenden Schwierigkeiten der zumeist europäischen Regierungen mit der geplanten Einführung des so genannten biometrischen Passes, wo auf einem Mikrochip Gesichtsmerkmale oder Fingerabdrücke gespeichert sind.
Schweizer Versuchspass
Nachdem erst kürzlich ein neuer Schweizer Pass eingeführt wurde, können oder müssen Schweizerinnen und Schweizer schon wieder einen neuen Pass beantragen. Allerdings will sich die Regierung Zeit lassen mit der Ausstellung von biometrischen Pässen.
Die Schweizer Regierung hat kürzlich beschlossen, dass biometrische Pässe mit einem elektronischen Chip eingeführt werden sollen. Die Regierung ist der Meinung, dass trotz der Massnahmen der USA nur wenige einen solchen Pass brauchen würden.
Die Schweizer Pässe sollen künftig in digitaler Form gespeicherte biometrische Daten wie etwa ein Gesichtsbild oder das Muster der Iris enthalten, teilte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) mit.
Die Neuerung werde aber nicht sofort und landesweit eingeführt, sondern vorerst nur versuchsweise für fünf Jahre.
Dabei sollen Erfahrungen gesammelt werden für eine mögliche spätere allgemeine Einführung eines solchen Passes. Ein biometrischer Schweizer Pass soll 120 Franken kosten.
Justizminister Christoph Blocher rief in Erinnerung, dass zurzeit noch kein Land der Welt biometrische Pässe ausstelle. Deshalb eine Versuchsphase von fünf Jahren. «Um teure Fehlinvestitionen zu verhindern», sagte Blocher.
Für das Pilotprojekt rechnet der Bund mit Kosten in der Höhe von 14 Mio. Franken.
EU: Schrittweise Einführung
Auch die Europäische Union zögerte mit der Einführung von biometrischen Pässen. Nach Gesprächen mit den USA will die EU bis spätestens Ende 2005 alle neuen Reisepässe mit biometrischen Merkmalen ausstatten.
Die EU und die USA haben sich geeinigt, dass in den künftigen EU-Pässen zwei biometrische Datensätze vorhanden sein sollen: eine Digitalfotografie und ein Fingerabdruck.
Bis Ende 2004 sollen die einzelnen EU-Länder diesbezügliche Regelungen in ihren Gesetzen festschreiben. Ende 2005 könnten dann die ersten biometrischen Pässe ausgestellt werden.
Die Umstellung erfolgt sukzessive, das heisst: Alle Reisepässe behalten bis zu ihrem Verfallsdatum weiterhin Gültigkeit, und nur neu ausgestellte Pässe werden mit den biometrischen Daten versehen.
Nicht total sicher
In einem Business Seminar der Universität Zürich vor gut einem Jahr wurde auch das Problem der elektronischen Erkennungsverfahren diskutiert.
Dabei sprachen die Experten davon, dass die Technologie der Erfassung von biometrischen Daten weit fortgeschritten sei und dass es zahlreiche Anwendungen gebe: Fingerabdruck, Handgeometrie, Augen, Stimmen oder auch die Schrift.
Allerdings, so die Experten, müsse eine Authentifizierung per Biometrik nicht zwingend sicher sein.
So würden die Daten oft über ein Netzwerk mit einer Benutzerdatenbank abgeglichen. Dabei könnten die Daten theoretisch abgefangen und verändert werden.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor seien die biometrischen Erkennungsgeräte, die manipuliert oder getäuscht werden könnten.
Als sehr fälschungssicher unter den biometrischen Daten gelte der Fingerabdruck, sagten die Experten am Seminar der Uni Zürich. Aber auch der sei nicht total fälschungssicher. Man gehe von einer Falscherkennungsrate von eins zu einer Million aus.
Neben dem Fingerabdruck, so die Experten weiter, gelte das Auge als sicherstes biometrisches Merkmal zur Authentifizierung von Personen.
swissinfo und Agenturen
Seit Donnerstag müssen Reisende aus der Schweiz in den USA ihre Fingerabdrücke und Fotos digitalisieren lassen.
Einen biometrischen Schweizer Reisepass gibt es ab Ende 2005.
Der Pass wird nur versuchsweise für 5 Jahre an Personen, die ihn benötigen, abgegeben.
Der neue maschinenlesbare Pass wird weiterhin ausgestellt.
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