Verbot von Tiertransporten durch Schweiz soll bleiben
Der Schweizer Tierschutz (STS) wehrt sich gegen die Aufhebung des Verbots für internationale Tiertransporte durch die Schweiz. Damit würde man sich an Tierquälerei mitschuldig machen.
Die Organisation droht mit einer Initiative, sollte die Regierung Konzessionen an die Europäische Union machen.
Schätzungsweise 30 Mio. Rinder, Schweine und Schafe würden jährlich über «extreme Distanzen» zwischen 1500 und 2500 Kilometer und bis zu maximal 90 Stunden durch ganz Europa gekarrt, erklärte STS-Geschäftsführer Hans-Ulrich Huber am Donnerstag in Bern. Die Schlachttiere seien dabei in riesigen Lastwagen zusammengepfercht.
Dabei existiere nicht einmal eine Transportzeit-Beschränkung, sondern lediglich die Vorschrift, nach jeweils 24 Stunden Fahrt eine Versorgungspause einzulegen. Von derartigen Zuständen sei die Schweiz bisher zum Glück verschont geblieben, da solche Tiertransporte durch die Schweiz noch verboten sind.
Dieses Verbot solle nun aber nach den Plänen des Bundesamtes für Veterinärwesen (BVET) in der Revision der Verordnung über die Ein-, Durch- und Ausfuhr von Tieren und Tierprodukten fallen. Damit würde man sich «mitschuldig machen an der täglichen Tierquälerei auf Europas Strassen».
Angst vor Seuchen und Krankheiten
«Besonders schlimm dabei wäre, dass damit den Tieren gar nicht geholfen wäre, da sich die Transportzeiten beim Transit durch die Schweiz nur unwesentlich verkürzen würden», sagte Huber. Dafür würde sich jedoch das Risiko erhöhen, Seuchen und Krankheiten einzuschleppen.
Genau das befürchten auch bäuerliche Kreise. «Dieses Risiko können und wollen wir Bauern nicht eingehen», sagte der Luzerner Nationalrat und Vizepräsident des Bäuerlichen Zentrums Schweiz, Josef Kunz. Die Zürcher Nationalrätin Barbara Marty gab zu bedenken, dass Hunderte zusätzlicher Lastwagen zu erwarten wären.
Der STS fordert den Bundesrat darum auf, auch in der neuen Verordnung über Tiertransporte das Strassentransitverbot für Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Pferde einzufügen. Sollte der Bundesrat nicht einlenken, kündigte STS-Präsident Heinz Lienhard heftigen Widerstand bis hin zu einer Volksinitiative an.
Umfrage stärkt STS den Rücken
Der STS sieht die Bevölkerung hinter sich: In einer Umfrage von Anfang August durch ein Meinungsforschungs-Institut bei 1000 Personen in der deutschen und der französischen Schweiz äusserten sich drei Viertel der Befragten gegen die Aufhebung des Transitverbots für Schlachttiere. 80% bezeichneten die internationalen Schlachtvieh-Transporte als tierquälerisch.
BVET-Direktor Hans Wyss versicherte, man wolle das Verbot nicht aufgeweichen. Gegenüber der EU werde das BVET auf dessen Beibehaltung pochen, betonte Wyss. In den nächsten Wochen will das BVET in Brüssel verhandeln.
swissinfo und Agenturen
Der Schweizer Tierschutz (STS) wurde 1861 gegründet. STS-Sektionen sind praktisch in allen Kantonen der Schweiz tätig.
Er nimmt wegen dieser breiten Verankerung seine Aufgaben auch auf nationaler und internationaler Ebene wahr.
Der STS ist Mitglied der Welttierschutzgesellschaft und der EuroGroup, einer Vereinigung der grossen nationalen Tierschutz-Organisationen Europas.
Er finanziert sich über Gönnerbeiträge und Spenden. Er erhält keine Subventionen oder staatliche Zuwendungen.
Schätzungsweise 30 Mio. Rinder, Schweine und Schafe werden jährlich durch ganz Europa gekarrt.
Gemäss einer Umfrage äusserten sich drei Viertel der Befragten in der Schweiz gegen die Aufhebung des Transitverbots für Schlachttiere.
80% der 1000 Befragten bezeichneten die internationalen Schlachtviehtransporte als tierquälerisch.
Verstösse gegen das Tierschutzgesetz können mit Busse bis zu 40’000 Franken, in gravierenden Fällen mit Gefängnis bestraft werden.
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