«Viva Pinochet» der Auslandschweizerschule?
Die Auslandschweizerschule wie auch allgemein die Schweizer im damaligen Chile waren offen gegenüber dem Pinochet-Regime.
Das gab in der Schweizer Presse zu schreiben.
Nicht nur die offizielle Schweiz und ihr Botschafter begrüssten die Machtübernahme Pinochets. Die pro Pinochet-Haltung spiegelte ziemlich massstabgetreu die Stimmung unter den 2000 Schweizern wider, die in Chile Fuss gefasst hatten.
In den drei Jahren der Allende-Regierung kristallisierten sich die politischen Spannungen der Schweizer Kolonie an der Schweizer Schule in Santiago. Ihr damaliger Leiter, ein Toggenburger, war radikal gegen das links-demokratische Experiment eingestellt.
Offenbar war er unter ziemlich heftigen Einfluss seiner chilenischen Frau geraten, der Tochter eines Brigadegenerals. Um einer möglichen Verstaatlichung ihrer Schule zuvorzukommen, aber wirklich nur deswegen, willigten die Schweizer ein, zwei Klassen mit Stipendiaten aus armen chilenischen Familien zu führen.
Kurz nach dem Putsch wandte sich der Lehrkörper der Schule mit einem offenen Brief an die schweizerische Öffentlichkeit: Es gelte, das Chile-Bild der Schweizer ins rechte Licht zu rücken.
Die Reaktion war jedoch ganz anders: Zu einem Zeitpunkt, in dem Pinochets entfesselte Unterdrückung lief, interpretierten die Schweizer Zeitungsleser das Pamphlet so, wie es wirken musste: Als ein «Viva Pinochet».
Auch wenn die unbedarfte Absicht nur die war, die nach Auffassung der Lehrerschaft zu idealisierende Berichterstattung der schweizerischen Medien über die Allende-Zeit zu korrigieren.
swissinfo, Ulrich Achermann
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