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Vogelgrippe hat Rand von Europa erreicht

Die tödliche Vogelgrippe hat die Türkei erreicht. Keystone

Das gefährliche H5N1-Virus hat die Türkei erreicht. Auch aus Rumänien wurde die Vogelgrippe gemeldet. Die Schweiz verordnet keine weiteren Massnahmen.

Der am Montag verhängte vorläufige Importstopp für Geflügel aus der Türkei und Rumänien wird aber definitiv weitergeführt.

In der Türkei wurde das Auftauchen des gefährlichen Vogelgrippevirus H5N1 bestätigt. Das erklärte die EU-Kommission am Donnerstag. Auch der Vogelgrippe-Verdacht in Rumänien hat sich erhärtet. Dort steht die genaue Bestimmung des Virus aber noch aus. Vielleicht handelt es sich nicht um die gefährliche Form, welche seit 2003 neben Millionen Vögeln auch mehr als 60 Menschen getötet hat.

Freilandhaltung geht weiter

Für das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) drängen sich nach der Bestätigung in der Türkei keine zusätzlichen Massnahmen auf. Die Zugvögel, welche das H5N1-Virus aus der Türkei – und allenfalls aus Rumänien – verschleppen könnten, würden nicht in die Schweiz ziehen, erklärte BVET-Sprecher Marcel Falk.

Auch die Einschränkung der Freilandhaltung von Geflügel dränge sich nicht auf. “Ein solches Verbot würde nur Sinn machen, wenn das Risiko einer Einschleppung durch Zugvögel gross ist”, ergänzte Falk. Weiterhin werden jedoch Zugvögel in der Schweiz überwacht.

Geflügel-Produzenten beruhigen

Der nach den Verdachtsfällen am Montag verhängte vorläufige Importstopp für Geflügel aus der Türkei wird aber definitiv weitergeführt. Auch bei den Einfuhrbeschränkungen für Rumänien ändert sich vorläufig nichts.

Die Schweizer Geflügel-Produzenten beruhigen. Im Moment sei man nicht besorgt, hiess es bei Optigal, dem Hauptlieferanten für den Grossverteiler Migros. Sollte das Virus in Nachbarländern der Schweiz auftauchen, würden Hühner und Truthähne in die Ställe gebracht. “Hygiene und Schutzmassnahmen genügen”, sagte Optigal-Sprecherin Verena Steiger. “Im Moment sind keine weiteren Massnahmen notwendig.”

EU empfiehlt Impfung von Risikogruppen

Die EU-Kommission erklärte unterdessen, bei den in der Türkei verendeten Vögeln sei der Vogelgrippe-Erreger diagnostiziert worden. “Es besteht ein direkter Zusammenhang zu in Russland, der Mongolei und China gefundenen Viren”, sagte Gesundheitskommissar Markos Kyprianou. Auch der Vogelgrippe-Verdacht in Rumänien wurde bestätigt. Die genaue Bestimmung soll nun in einem britischen Speziallabor erfolgen.

Kyprianou empfahl die EU-weite Grippe-Impfung für Senioren ab 65, Kleinkinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Eine solche Impfung schützt jedoch nicht vor der Vogelgrippe. Die EU-Kommission wolle für den Fall einer Pandemie 1 Mrd. Euro für die Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen bereitstellen.

Impfungen auch in der Schweiz

Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt Risikogruppen und Medizinalpersonal auch dieses Jahr eine Grippeimpfung. Wegen der Vogelgrippe in Asien und in Osteuropa sollen sich zudem auch Geflügelhalter impfen lassen. Damit werden normale Grippefälle nicht zu Verdachtsfällen von Vogelgrippe und es wird verhindert, dass sich das H5N1-Virus mit normalen Grippeviren rekombiniert.

Verschiedene Organisationen der Hausärztinnen und Hausärzte führen wie bereits im vergangenen Jahr einen nationalen Grippeimpftag durch. In zahlreichen Arztpraxen besteht am kommenden 4. November die Möglichkeit, sich ohne Voranmeldung impfen zu lassen.

Gemäss BAG erkranken in der Schweiz jedes Jahr 100’000 bis 300’000 Menschen an der herkömmlichen Grippe, 1000 bis 5000 davon müssen ins Spital. Zwischen 400 und 1000 Menschen sterben.

swissinfo und Agenturen

1997 wurde die Vogelgrippe erstmals in Hongkong entdeckt.
Nachdem sie 2003 in Korea wieder aufgetaucht ist, hat sie sich auf Vögel in 12 asiatischen Ländern, Russland, Kasachstan, der Türkei und möglicherweise Rumänien verbreitet.
Sie wird von 2 der 15 Untertypen bekannter Vogelviren hervorgerufen, davon sind H5 und H7 die gefährlichsten.
Seit Ende 2003 sind in Asien 65 Personen gestorben; die meisten hatten Kontakt mit Vögeln.
Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) rechnet im Falle einer Pandemie mit 2 bis 7,4 Millionen Toten.

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