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Vogelgrippe: Vorbeugen besser als Heilen

Ein Zoowärter in Jakarta desinfiziert die Vögel in der Volière. Keystone

Die Schweizer Regierung bereitet sich auf die Vogelgrippe vor. Für die Eindämmung der Krankheit in Asien hat sie 4,8 Mio. Franken bewilligt.

Bis Ende Jahr will die Regierung klären, wie das Virus in der Schweiz bekämpft werden könnte. Zudem werden die Kontrollen an Zoll und Flughäfen verstärkt.

Die von der Schweizer Regierung bewilligten Geldmittel gehen an die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO.

Die FAO koordiniert die Bekämpfung der Vogelgrippe in Asien. Geflügelimporte in die Schweiz aus den betroffenen Ländern wurden schon Anfang 2004 verboten. Zusätzlich hat die Schweizer Regierung nun beschlossen, die Kontrollen an den internationalen Flughäfen zu verstärken, um den Schmuggel von infizierten Tieren zu verhindern.

“Im besten Fall kann die Seuche schon in Asien eingedämmt werden”, sagte Direktor Thomas Zeltner vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag.

Seit einer Woche werden zudem im Kanton Basel-Land und am luzernischen Sempachersee eingefangene Zugvögel auf Vogelgrippe untersucht. Laut Hans Wyss, Direktor des Bundesamts für Veterinärwesen, dient die Massnahme als Frühwarnsystem. Eine Übertragung auf hiesige Nutztiere sei aber wenig wahrscheinlich, weil sie kaum in Kontakt mit Zugvögeln kämen.

Primär eine Tierseuche

Thomas Zeltner wies darauf hin, dass weltweit nur in 116 Fällen eine Übertragung auf den Menschen bestätigt sei. “Wir sprechen immer noch von einer Tierseuche.” Sollten mutierte Erreger eine Pandemie auslösen, sei die Schweiz vorerst gerüstet, sagte Zeltner.

Die Reserve des antiviralen Medikaments Tamiflu reiche für rund ein Viertel der Bevölkerung. Das genüge, um erkrankte Personen zu behandeln und die Prophylaxe beim medizinischen Personal sicherzustellen. Eine Impfung gegen das aktuelle Influenza-A-Virus (H5N1) gibt es noch nicht.

Die Behörden rechnen aber damit, dass ein solcher Impfstoff in wenigen Monaten auf den Markt kommt. Bis Ende Jahr will der Bundesrat festlegen, wie er bei einer allfälligen Epidemie die Versorgung gewährleisten will.

Im In- oder Ausland?

Bei der künftigen Versorgung der Schweiz mit Grippeimpfstoff muss die Regierung einen Grundsatzentscheid fällen. Entweder wird in der Schweiz wieder eine Impfstoffproduktion aufgebaut oder sie schliesst einen Vertrag mit einer ausländischen Firma ab.

Ihm sei kein Fall bekannt, wo eine Firma sich nicht an die Abmachungen gehalten habe, sagte Thomas Zeltner und zerstreute Bedenken, dass die Versorgung mit Grippe-Impfstoff nicht klappen könnte.

Zeltner fügte an, auch eine schweizerische Lösung könne Nachteile haben, dann etwa, wenn ausländische Firmen in der Entwicklung eines Impfstoffes schneller seien.

Im Januar dieses Jahres wurde in der Schweiz der Ausbruch einer Grippe-Pandemie simuliert. Dabei sei unter anderem die Bedeutung der Zusammenarbeit mit anderen Ländern festgestellt worden, sagte Zeltner. Am 23. November führen die Länder der EU eine entsprechende Übung durch, an der sich auch die Schweiz beteiligt.

UNO koordiniert Massnahmen

Angesichts der weltweiten Gefahr durch die Vogelgrippe hat UNO-Generalsekretär Kofi Annan einen Chefkoordinator für die Bekämpfung der Krankheit ernannt. Der britische Arzt David Nabarro, einer der führenden Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), soll die UNO-Programme gegen die Vogelgrippe weltweit koordinieren.

“Jeden Moment kann durch eine Mutation des Virus eine neue Grippe-Pandemie ausbrechen”, sagte Nabarro. Wichtig seien in den kommenden Monaten Massnahmen für die Prävention und die Vorbereitung.

Allerdings wurde bis heute noch keine Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch bewiesen.

swissinfo und Agenturen

Schätzungen sagen, dass im schlimmsten Fall Millionen von Menschen durch das Grippevirus sterben könnten.
Mensch zu Mensch-Übertragungen werden nur vermutet. Bewiesen wurde sie noch nie.
Die schlimmste Grippe-Epidemie (1918/19) forderte geschätzte 50 Mio. Menschenleben.
Bis heute starben in Asien 65 Menschen an der Vogelgrippe.

Wie das Vogelgrippe-Virus nach Europa gelangen könnte:
Import von kontaminierten Geflügel-Produkten (Verbote stehen bereit).
Illegaler Import (Schmuggel von Fleisch oder lebenden Vögeln)
Durch Zugvögel
Reisen von infizierten Menschen

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