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Vogelgrippe: Wildvögel unter Beobachtung

Zugvögel könnten den H5N1-Virus in sich tragen. Keystone

Die Schweizer Behörden testen im Rahmen eines europaweiten Untersuchungs-Programmes Zugvögel auf Vogelgrippe.

Millionen von Wildvögeln überfliegen die Schweiz während der herbstlichen Vogelzugperiode. Einige von ihnen könnten den tödlichen Virus in sich tragen.

Das Auftreten von Vogelgrippe in Russland veranlasste die europäischen Nationen über Präventionsmassnahmen nachzudenken. In den Niederlanden wurden Geflügelfarmer angewiesen, ihre Tiere in den Ställen zu behalten.

Eine Virus-Unterart der Vogelgrippe, bekannt als H5N1, gilt als grösste direkte Bedrohung für den Menschen, weil sie schnell mutiert und sich Gene anderer Viren aneignen kann.

Sollte H5N1 damit die Fähigkeit erwerben, Menschen anzustecken und sich dadurch rasch von Person zu Person zu verbreiten, befürchten Gesundheits-Experten, dass weltweit 7 Mio. Menschen daran sterben und weitere 25 Mio. ernsthaft erkranken könnten. Andere Vorhersagen sehen noch weit höhere Opfer-Zahlen voraus.

H5N1 ist 2003 in Südkorea wieder aufgetaucht, nachdem er 1997 in Hongkong unter Kontrolle gebracht werden konnte. Er wurde nun in Vögeln in 12 asiatischen Ländern nachgewiesen, auch in Russland und Kasachstan.

Skandinavien und Sibirien

Gemäss Matthias Kestenholz, vom Schweizerischen Ornithologischen Institut, kommen die Zugvögel in der Schweiz aus Skandinavien und Westrussland, es gibt aber auch solche aus Westsibirien.

Ziel ist die Auswertung von Exkrementproben von über 1000 Wasser- und Singvögeln während einer dreimonatigen Periode in den Regionen von Luzern und Basel. Dabei werden die Vögel weder getötet noch verletzt.

Wird ein Vogel auf Vogelgrippe positiv getestet, unternehmen die Behörden Schritte, um die Ausbreitung der Infektion einzudämmen.

Cornelia Herholz vom Bundesamt für Veterinärwesen sagt, ein Vier-Schritte-Aktionsprogramm mit unterschiedlichen Niveaus sei bereit. Eine der Massnahmen wäre die Aufforderung an die Geflügelhalter, ihre Tiere in den Ställen zu lassen.

«Das Schweizer Überwachungs-Programm ist Teil eines europäischen Programmes, und unseres passt sehr gut zu den gesamteuropäischen Massnahmen,» sagte Herholz gegenüber swissinfo.

Wichtige Vorkehrungen

Herholz ist der Ansicht, dass das Vogelgrippe-Risiko in Europa klein sei. Trotzdem spricht sie sich für vorbeugende Massnahmen aus.

Das Infektionsrisiko durch illegal importierte lebende Vögel und Geflügelfleisch sei viel grösser als jenes durch Zugvögel, fügte Herholz hinzu.

Zwei Impfstoffe helfen gegen die Vogelgrippe-Infektion. Sie können sie sogar verhindern, wenn sie zur richtigen Zeit verabreicht werden.

Es handelt sich um Tamiflu vom Schweizer Pharmakonzern Roche und Relenza von GlaxcoSmithKline.

Die Angst vor einer Pandemie hat einen Run auf die beiden Medikamente ausgelöst. Roche hat bereits Bestellungen aus 30 Ländern erhalten, darunter Frankreich (13 Mio. Impfdosen) und Grossbritannien (14,6 Mio.).

Medikamenten-Lager

Auch die Schweiz lagert Reserven dieser Medikamente ein. Bis zum Ende des Jahres sollte genug Impfstoff da sein, um im Fall einer Pandemie 25% der Bevölkerung zu impfen, wie aus dem Bundesamt für Gesundheit verlautet.

Roche hat versichert, für die Weltgesundheits-Organisation (WHO) Antivirus-Mittel für 3 Millionen Menschen bereitzustellen um ein internationales, schnell zugreifbares Lager einzurichten.

Die WHO ist der Ansicht, dass alle Voraussetzungen bestehen, dass eine Pandemie ausbrechen könnte, bis auf eine – die Weiterverbreitung von Mensch zu Mensch.

«Menschliche Fälle treten weiterhin auf und jeder neue Fall gibt dem Virus die Möglichkeit, sich zu einer voll übertragbaren pandemischen Linie zu entwickeln», sagt das neueste WHO-Dokument zum Thema.

(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Wie der Vogelgrippe-Virus nach Europa gelangen könnte:
Import von kontaminierten Geflügel-Produkten (Verbote stehen bereit)
Illegaler Import (Schmuggel von Fleisch oder lebenden Vögeln)
Zugvögel
Reisen von infizierten Menschen

Das Bundesamt für Veterinärwesen hat ein Zugvogel-Überwachungs-Programm gestartet, um das Risiko von Vogelgrippe-Erkrankung aus dem Osten zu überwachen.

Dem H5N1 Vogelgrippe-Virus sind seit Ende 2003 mindestens 64 Menschen zum Opfer gefallen.

Jede Infektion in der 7,2 Mio. grossen schweizerischen Hausgeflügel-Population könnte unabsehbare Folgen haben – nicht nur für die Geflügel-Industrie, sondern für die gesamte Gesellschaft.

Gesundheits-Experten prophezeien weltweit Millionen Tote bei einem Massenausbruch der Krankheit durch menschliche Übertragung.

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