Warten auf den nächsten Vogelgrippe-Fall
Nach dem Fund einer infizierten Ente in Genf wurde am Montag in der Schweiz kein weiterer Vogelgrippe-Fall gemeldet. Experten erwarten dies jedoch schon bald.
In der Zwischenzeit arbeitet die Schweiz zusammen mit den Nachbarländern und der Weltgesundheits-Organisation, um eine Epidemie unter Tieren zu verhindern.
Die Bundesämter für Gesundheit (BAG) und Veterinärwesen (BVET) wollen ihren Kampf gegen die Vogelgrippe vorerst zentral auf die Verschleppung des Virus ausrichten. Am Montag warnten die beiden Amtsdirektoren denn auch erneut vor einer Panik.
Die Direktoren wiesen einen Tag nach dem Auftauchen des ersten Vogelgrippe-Falls bei einem Wildvogel in der Schweiz darauf hin, dass eine Ansteckung von Menschen mit dem Virus nicht mit der Übertragung des Krankheitserregers innerhalb einer Wildvogelpopulation zu vergleichen sei.
Angst vor Viren im Wasser oder in der Luft sei keinesfalls angebracht. Zur möglichen Dauer der Krankheit in der Schweiz wollte sich keiner der Direktoren genauer äussern.
Höchstwahrscheinlich hoch ansteckende Variante
Insgesamt sind seit letztem Oktober 118 tote Vögel auf das Vogelgrippe-Virus getestet worden. Der einzige positive Fall blieb vorerst der am vergangenen Mittwoch im Genfer Seebecken tot aufgefundene Gänsesäger.
Hier wird in den kommenden Tagen der Befund des EU-Referenzlabors erwartet, ob es sich um den Virus H5N1 und dessen hoch ansteckende Variante handelt.
Richard Hoop, der Leiter des Schweizer Referenzlabors, vermutet, zu 99,8% Wahrscheinlichkeit handle es sich um das Virus H5N1.
BVET-Sprecher Michael Falk erwartet in den nächsten Tagen weitere Fälle der Vogelgrippe, wie er gegenüber swissinfo sagte.
Internationale Zusammenarbeit
Die Verantwortung zur Umsetzung der Massnahmen gegen die Verbreitung der Vogelgrippe liegt bei den Kantonen. Diese haben Sonderstäbe gebildet, die nun zum Einsatz kommen.
«Wir haben wöchentlich eine Konferenz mit den Kantonstierärzten, um die anfallenden Arbeiten zu koordinieren», sagte Falk. Dabei würden jeweils verschiedene Vertreter von Bund, Kantonen und Organisationen aus dem Gesundheitswesen teilnehmen.
Die Koordination mit der EU sei einfach, da die Schweiz das Problem mit einem ähnlichen Ansatz angehen würde, so Falk. «Wir stehen im regelmässigem Kontakt zur EU, wie auch zu den Nachbarländern der Schweiz.»
Dazu gehörten auch die Vorbereitungen gegen eine mögliche Pandemie, sagte BAG-Sprecher Daniel Koch gegenüber swissinfo. «Und wir koordinieren auch mit der Weltgesundheits-Organisation (WHO).»
Bereit für Pandemie
«Im Moment ist die Vogelgrippe keine Pandemie», bestätigte Koch. «Falls eine von der Vogelgrippe provozierte Pandemie ausbrechen sollte, sind wir vorbereitet.» Wer davon betroffen sein könnte, hänge von der Art des Virus ab. «Es wäre falsch, vom Vogelgrippe-Virus auszugehen, um auf einen Einfluss auf die Menschen zu schliessen.»
Laut BAG-Direktor Thomas Zeltner geht es nach dem Auftreten des ersten Vogelgrippe-Falls in der Schweiz nun primär darum, die Weiterverbreitung des Virus zu verhindern und die Menschen als «Briefträger» des Erregers möglichst auszuschliessen.
Dazu brauche es generell ein geschärftes Auge für notwendige Hygienemassnahmen und eine konsequente Umsetzung der Schutzvorschriften zu Gunsten von Nutzgeflügel-Populationen. In seiner heutigen Form sei das Virus allerdings nicht auf die Menschen ausgerichtet, so Zeltner.
swissinfo und Agenturen
Am Montag haben die Bundesämter für Gesundheit und Veterinärwesen zur Ruhe aufgerufen.
Es gehe vorerst darum, die Ausbreitung des Virus auf das Stallgeflügel zu verhindern. Die Schweizer Bevölkerung müsse ihre Essgewohnheiten nicht ändern.
Allein am Montagvormittag hatte die Hotline des Bundesamts für Veterinärwesen (BVET) rund 500 Anrufe zu beantworten.
Hier und auch bei den Kantonen erkundigten sich besorgte Menschen nach dem richtigen Verhalten für sich und vor allem für ihre Haustiere.
Bis heute wurde in der Schweiz nur ein einziger Fall der Vogelgrippe festgestellt: Der Gänsesäger in Genf.
Derzeit wird auf die Resultate des EU-Referenzlabors im englischen Weybridge gewartet, ob das Virus vom Typ H5N1 ist.
Die 11 neuen Testresultate toter Vögel, die am Montag vorlagen, waren alle negativ.
Insgesamt wurden seit letztem Oktober 118 tote Vögel auf das Vogelgrippe-Virus getestet.
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