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Zehn Jahre Haft für Schweizer wegen Majestätsbeleidigung

In Thailand haben Bilder des Königs Bhumibol beinahe heiligen Status. Keystone

Ein 57-jähriger Schweizer ist von einem Richter in Chiang Mai zu zehn Jahren Haft verurteilt worden wegen Beleidigung des thailändischen Königs.

Der Verurteilte hatte sich schuldig bekannt, fünf Porträts des Königs mit schwarzen Graffiti übermalt zu haben.

Bei Majestätsbeleidigung versteht die thailändische Justiz keinen Spass. Der im südostasiatischen Land lebende Schweizer hatte im Mai vergangenen Jahres im Vollrausch fünf Porträts von König Bhumibol Adulyadej mit schwarzer Farbe besprüht. Der 57-Jährige hatte sich in allen Punkten der Anklage schuldig bekannt.

Er war wegen fünf Fällen von Majestätsbeleidigung angeklagt – auf jedes einzelne Vergehen stehen bis zu 15 Jahre Haft. Statt maximal 75 Jahre Haft zu verhängen, begnügte sich das Gericht mit 20 Jahren. Wegen des Schuldeingeständnisses wurde die Strafe um die Hälfte reduziert.

Nicht in der Schweiz absitzen

Im Schweizerischen Aussenministerium (EDA) wollte man das Urteil nicht kommentieren. Sprecher Jean-Philippe Jeannerat geht aber davon aus, dass es sich beim Prozess um ein rechtsstaatliches Verfahren gehandelt habe. Bern habe bei der thailändischen Regierung nicht vorstellig werden wollen, um die Freiheit des Angeschuldigten zu erwirken, sagte Jeannerat weiter.

Weil im Rechtshilfeabkommen zwischen den beiden Ländern das Delikt Majestätsbeleidigung nicht enthalten ist, muss der Verurteilte seine Strafe in Thailand absitzen.

Von Videokameras gefilmt

Richter Pitsanu Tanbuakli bezeichnete die in Chiang Mai begangenen Taten als «schweres Verbrechen». Der Verurteilte war von Videokameras bei seinen Schmierereien gefilmt worden. Chiang Mai liegt rund 560 Kilometer nördlich von Bangkok.

Er hatte sich ausgerechnet den 5. Dezember für seine Tat ausgesucht – den Geburtstag des Königs. Der aus Zürich stammende und mit einer Thäiländerin verheiratete Schweizer kann gegen das Urteil innerhalb eines Monats Berufung einlegen.

Grosse Verehrung

Der 79-jährige König Bhumibol feierte im Juni vergangenen Jahres sein 60-jähriges Thronjubiläum; kein anderer Monarch weltweit ist schon so lange im Amt. Von vielen seiner Landsleute wird er aufrichtig verehrt. Noch heute tragen Millionen Thailänder montags ein gelbes T-Shirt. Gelb ist die Farbe der Monarchie, und Bhumibol wurde an einem Montag geboren.

Dank dieser Beliebtheit und seiner in 60 Jahren auf dem Thron erworbenen Autorität verfügt der König auch über starken Einfluss auf die Politik seines Landes, auch wenn er kaum gesetzlich verbriefte Befugnisse hat.

Gesetzlicher Schutzgürtel

Der Monarch ist sehr weitgehend vor kritischen Worten geschützt. Das thailändische Recht erlaubt jedermann, sich an die Polizei zu wenden, falls er oder sie Zeuge von abschätzigen Worten oder Handlungen über den Monarchen war. Viele Thailänder verzichten deswegen gänzlich darauf, sich in der Öffentlichkeit über ihren geliebten König zu äussern.

Bhumibol selbst hatte in einer Rede zu seinem 60-jährigen Thronjubiläum gesagt, er sei bereit, mehr Kritik zuzulassen.

swissinfo und Agenturen

In Thailand leben rund 4000 Schweizer Staatsangehörige.
150 Schweizer Firmen arbeiten in Thailand.
Jährlich besuchen rund 150’000 Schweizerinnen und Schweizer das «Land des Lächelns».
Schweizer Exporte nach Thailand haben sich in der letzten Dekade auf 934 Mio. Franken verdreifacht.
In der selben Zeit haben sich die Importe aus Thailand nahezu verdoppelt, auf 723 Mio. Franken.
Thailand ist in der Region nach Singapur der zweitgrösste Handelspartner der Schweiz.

König Bhumibol Adulyadej wurde 1927 in Massachusetts in den Vereinigten Staaten geboren. 1946 bestieg er den thailändischen Thron. Er ist der dienstälteste Monarch der Welt.

Seine Amtsbefugnisse sind beschränkt; er ist aber aufgrund seiner Popularität enorm einflussreich.

1948 prallte Bhumibol auf der Strasse von Genf nach Lausanne in einen bremsenden Lastwagen. Dieser Unfall kostete ihn sein rechtes Auge.

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