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Zirkuswelt trauert um Fredy Knie senior

Keystone Archive

Eine Zirkus-Legende ist tot: Fredy Knie senior ist am Samstagabend im Alter von 83 Jahren gestorben.

Er und sein um ein Jahr jüngerer Bruder Rolf Knie verhalfen als fünfte Generation der Zirkusdynastie Knie dem «Schweizerischen National-Circus» zu internationaler Geltung.

Die ganze Zirkuswelt trauere um den «Grand Seigneur des Schweizer National-Circus», schreiben die Gebrüder Knie: «Sein Leben galt dem Circus und der Circus war sein Leben.»

Wie kein anderer habe Fredy Knie es verstanden, Pferde zu seinen Freunden zu machen. Er gelte als Gründer der «humanen Pferdedressur» und habe über Jahrzehnte das Publikum und die Fachwelt gleichermassen begeistert.

Jüngster Schul- und Springpferdereiter der Welt

Der am 29. Mai 1920 in Genf geborene Fredy Knie gehörte der fünften Generation der Rapperswiler Zirkusdynastie an.

1928 wurde Fredys Reittalent entdeckt. Mit dem Pferd «Excellenz» trat er im Alter von zehn Jahren als «jüngster Schul- und Springpferdreiter der Welt» auf und erlangte im Zirkus und bei Gastspielen europaweit Erfolge.

Als 18-Jähriger zeigte er seine erste eigene Pferdedressur. Berühmt wurden später seine Lipizzanerhengste und die Hohe Schule, geritten ohne Sattel und Zaum. Unvergessen bleiben etwa das «Bettpferd», die «Verkehrspferde» und die nur mittels seiner Stimme via Lautsprecher dirigierten «Radio-Pferde».

Partnerschaft statt Macht

Fredy Knie erarbeitete eine völlig neue Dressurmethode, die auf Partnerschaft und Belohnung statt auf Macht und Strafen basiert. Um den interessierten Besucherinnen und Besuchern zu demonstrieren, was er unter tiergerechter Dressur und Ausbildung verstand, öffnete er ab 1938 das Zirkuszelt beim morgendlichen Training dem Publikum. Geduld und Selbstbeherrschung zeichneten Fredy Knies Arbeit aus.

1985 trat Fredy Knie zum letzten Mal auf. Etwa 600 Pferde lehrte er an, führte rund 20’000 Proben durch und stand 15’000 Mal in der Manege. Er erhielt mehrere nationale und internationale Preise und Auszeichnungen, unter anderem den «Circus-Oscar», den «Gold-Clown», den Kulturpreis der Stadt Zürich und 1999 den Ehren-Prix-Walo für sein Lebenswerk.

1941 bis 1986 Zirkusdirektor

1941 übernahmen Fredy und Rolf Knie den Zirkus von ihren Eltern. Fredy Knie leitete die artistische und technische Direktion, Rolf Knie die kaufmännische und administrative Abteilung. 1962 gründeten die beiden den Kinderzoo in Rapperswil.

1986 ging die Direktion des «National-Circus» an die sechste Generation über. Ende 1992 traten Fredy und Rolf Knie aus dem Verwaltungsrat des Zirkus Knie zurück. Aber auch in den folgenden Jahren blieb Fredy Knie seinen Pferden eng verbunden und gab seine Kenntnisse und die Erfahrung im Umgang mit Tieren an die sechste und siebte Knie-Generation weiter.

swissinfo und Agenturen

1803 legte Friedrich Knie den Grundstein zur Zirkus-Dynastie Knie, als er sich aus Liebe einer Kunstreiter-Gruppe anschloss.
Bis 1919 tourte die Familie Knie als Seiltänzer- und Künstlergruppe durch die Schweiz.
1919 wurde der «Schweizer National-Circus Knie» gegründet.
Heute sind im Zirkus Knie auf der Tournee jeweils über 200 Mitarbeitende aus 16 Nationen beschäftigt.
Der Tierbestand im Zirkus beträgt ungefähr 150 Tiere.

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