ZSC Lions gewinnen Eishockey-Champions-League!
Sensationeller Erfolg für die ZSC Lions: Der Schweizer Eishockeymeister hat in einem grossartigen Finalspiel die Champions Hockey League gewonnen! Nach dem 2:2 Mitte Januar fegten die Zürcher die Russen von Metallurg Magnitogorsk mit 5:0 vom Eis.
Es ist erst der 28. Januar, und schon steht fest, wer den Sports Award 2009 für die beste Schweizer Mannschaft gewinnen wird: Die ZSC Lions!
Der sensationelle 5:0-Sieg gegen Magnitogorsk bringt den Zürcher Löwen und ihrem Trainer Sean Simpson aber weit mehr: Neben der neuen Silver Stone Trophy, dem Status als beste Eishockey-Mannschaft Europas und Millioneneinnahmen nämlich einen ganz grossen Eintrag im Buch der historischen Schweizer Sporterfolge.
Wenn das kein gutes Omen ist für die Eishockey-Weltmeisterschaft, die vom 24. April bis 10. Mai in der Schweiz stattfindet! Zur Erinnerung: Metallurg gilt als stärkstes Team Russlands, und Russland ist nichts weniger als der amtierende Weltmeister.
Stolz und Komplimente
«Genial, das 5:0 ist extrem, wer hätte das gedacht!», sagte ZSC-Kapitän Mathias Seger Sekunden nach der Schlusssirene. «Wir sind die besten Europas!»
Überwältigt war auch Sean Simpson. «Ich bin so stolz, Trainer dieser Mannschaft zu sein. Wir haben während der ganzen Champions Hockey League sehr solide gespielt», sagte der Kanadier mit einem vor Freude ziemlich roten Kopf.
Grosse Komplimente setzte es auch von Ralph Krueger ab, dem Coach der Schweizer Nationalmannschaft. «Die ganze Schweiz kann stolz sein auf den ZSC. Er hat den Sieg mit viel Spielintelligenz verdient», sagte der Deutsch-Kanadier. Der Erfolg in der Champions Hockey League bedeute, dass die Eishockey-Welt zur Kenntnis nehmen müsse, dass die Liga in der Schweiz ein solides Niveau aufweise.
«Wenn die russische Liga als beste Liga Europas gilt, dann ist die Liga in der Schweiz sicher die kämpferisch stärkste», so Krueger. Bei seinen ausgewiesenen Motivationskünsten sollte es ihm eigentlich gelingen, seine Nati-Spielern mit dem «ZSC-Geist» anzustecken. Schliesslich findet die Weltmeisterschaft in wenigen Wochen ebenfalls vor heimischem Publikum statt.
Vollendung des Begonnenen
Die Löwen aus Zürich knüpften im Startdrittel des Finalspiels dort an, wo sie vor einer Woche hinter dem Ural aufgehört hatten.
Genauer gesagt: am Ende des damaligen zweiten Drittels. Sie setzten die höher kotierten russischen Metaller aus Magnitogorsk sofort mit schnellem und technisch hochstehendem Spiel unter Druck.
Doch diesmal dauerte es acht Minuten länger, bis die Underdogs in Führung gingen. Die ZSC-Angreifer brausten in der 18. Minute mit derart viel Zug vor das russische Tor, dass die Verteidigung die Orientierung und den Zürcher Stürmer Blaine Down aus den Augen verlor.
ZSC – das bessere Team
Der Kanadier nahm die ihm gewährte Freiheit dankend an und erzielte aus spitzem Winkel die Führung. Die 6100 Zuschauer in der Rapperswiler Eishalle – das Zürcher Hallenstadion ist momentan anderweitig belegt – feierte die völlig verdiente ZSC-Führung mit frenetischem Jubel.
Vom kanadischen Trainer Sean Simpson einmal mehr hervorragend auf den Gegner eingestellt, neutralisierte der Schweizer Meister die Russen auch zu Beginn des zweiten Drittels bereits in deren Zone. Von einer Grossoffensive Magnitogorsks war nichts zu sehen.
Zweites Tor, dann doppelte Unterzahl
Kurz nach Spielhälfte gerieten die Fans in der Rapperswiler Eishalle erneut aus dem Häuschen: Der Slowake Peter Sejna schloss eine Überzahl der Zürcher mit dem 2:0 ab.
Übersicht und Ruhe bewiesen die Platzherren am Ende des zweiten Durchgangs, als sie infolge zweier Strafen für kurze Zeit nur zu Dritt gegen fünf Russen auf dem Eis standen.
Fans und Fachwelt, wohl alle ausser den ZSC-Spielern und -Trainer, konnten sich vor schierem Unglauben die Augen reiben: Magnitogorsk, das als bestes Team Europas gilt, wurde vom Schweizer Meister schlicht daran gehindert, seine Stärken auszuspielen. Die da wären Technik und Geschwindigkeit.
Der entscheidende Doppelschlag
Was den Zürchern vor einer Woche trotz viel Anstrengung nicht gelungen war, packten sie diesmal: Im letzten Drittel konnten sie die Führung auf 3:0 ausbauen. Mathias Seger bezwang den Metallurg-Hüter in einem Powerplay mit einem präzisen Weitschuss. Es war die Vorentscheidung.
Was jetzt folgte, war die Kür, nicht das grosse Zittern: Weniger als eine Minute später stellte Jan Alston mit dem 4:0 den grossartigen Sieg der Zürcher sicher. Wohl selten zuvor haben 6000 Kehlen für einen derartigen Lärmpegel gesorgt wie in der Schlussphase in der Rapperswiler Eishalle.
Weltklassehüter Sulander als Rückhalt
Das Tor Alstons bedeutete für die Spieler Magnitogorsks den Tiefschlag, der russische Vorjahressieger fiel jetzt als Mannschaft völlig auseinander. Das 5:0 von Guy Trudel war nur noch die Sahnehaube auf die riesengrosse Siegertorte.
Bei der Siegerehrung reichte Kapitän Mathias Seger in einer schönen Geste den grossen Silberpokal gleich Ari Sulander weiter. Der Finne im ZSC-Tor machte mit einem Shutout seinen Schnitzer im Hinspiel mehr als wett. Vor Wochenfrist hatte er wenige Sekunden vor der Schlusssirene einen alles andere als zwingenden Schuss zum 2:2-Ausgleich passieren lassen.
Der Jubel griff von Rapperswil sofort auf Zürich über – die von den Behörden im Falle eines ZSC-Sieges «angeordnete» Freinacht konnte beginnen.
swissinfo, Renat Künzi
Die Premiere der Champions Hockey League war sportlich ein Grosserfolg. Knapp 450’000 Zuschauer erlebten Spektakel auf dem Eis in Serie.
Ein grosser Teil dieser positiven Bilanz geht auch auf die Kappe der ZSC Lions. Sie begeisterten mit schnellem und technisch wie taktisch hervorragendem Eishockey. Damit schalteten sie bis zum grossen Sieg im Finale die höher bewerteten Meisterteams aus Tschechien, Schweden, Finnland und Russland aus.
Doch die Zukunft der Champions Hockey League ist gefährdet. Mit Gazprom und Reebok konnten bisher nur zwei Firmen als Sponsoren gewonnen werden. Sie beteiligten sich mit insgesamt 20 Mio. Euro am Wettbewerb.
Angesichts der düsteren Wirtschaftsaussichten ist es möglich, dass die beiden Unternehmen ihre Zusagen für die nächsten beiden Jahre stornieren.
Laut René Fasel, dem Schweizer Präsidenten des Eishockey-Weltverbandes (IIHF), ist deshalb nicht gesichert, dass die Liga im Herbst ihre zweite Auflage erleben wird.
Der Eishockey-Weltverband (IIHF) hat die neue Liga als Krone des europäischen Klub-Eishockeys konzipiert, sozusagen als Pendant zur Champions League im Fussball.
Das Siegerteam gewinnt die neue CHL-Trophäe namens Silver Stone Trophy und eine Siegprämie von einer Million Euro. Die Gesamteinnahmen – die beiden Finalisten trugen insgesamt acht Partien aus – betragen ein Mehrfaches.
Der CHL-Gewinner spielt vor Beginn der nächsten Saison gegen ein Team aus der NHL um den Victoria Cup.
Vor der Champions Hockey League firmierte der Wettbewerb unter European Champions Cup, noch früher als European Hockey League.
Sieger im letzten Jahr war Metallurg Magnitogorsk.
Trotz hochkarätiger Besetzung mangelte es allen bisherigen Wettbewerben stets an Prestige.
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