Zwei Bilder aus dem Zürcher Kunstraub gefunden
Die Zürcher Bührle-Stiftung kann teilweise aufatmen: zwei der vor zehn Tagen geraubten Gemälde sind wieder aufgetaucht. Sie wurden in gutem Zustand in einem Auto in Zürich gefunden.
Bei den gefundenen Werken handelt es sich um Bilder von Claude Monet und Vincent van Gogh im Wert von 70 Millionen Franken, gaben Zürcher Polizei und Staatsanwaltschaft bekannt.
Er sei von einem «grossen Glücksgefühl» erfüllt, dass die beiden gefundenen Bilder «in tadellosem Zustand» aufgefunden wurden, sagte Sammlungs-Direktor Lukas Gloor am Dienstag vor den Medien.
Es sei auch «eine grosse Gnade», dass die beiden gestohlenen Werke so rasch – nur eine Woche nach dem Raubüberfall – zurück seien. Die beiden Bilder haben einen Wert von total rund 70 Mio. Franken.
Symbolbild fehlt noch
Gloor hofft, dass nun auch die beiden noch fehlenden Werke bald gefunden werden. Cézannes «Knabe mit der Roten Weste» sei «das Symbolbild der Sammlung». Es ist allein rund 100 Mio. Franken wert.
Auch von «Ludovic Lepic und seine Töchter» von Edgar Degas fehlt noch jede Spur.
Dasselbe gilt auch für drei maskierten und bewaffneten Räuber, welche die vier Bilder aus der Bührle-Sammlung entwendet hatten.
Auf Psychiatrieklink-Parkplatz
Entdeckt wurden die beiden Gemälde am Montagnachmittag in einem auf dem Parkplatz der psychiatrischen Universitätsklinik Burghölzli abgestellten weissen Opel Omega.
Kurz vor 16 Uhr hatte ein 56-jähriger Angestellter der Klinik, der den Parkplatz in deren Auftrag überprüft, die Stadtpolizei darüber informiert, dass sich auf dem Parkplatz ein verdächtiges weisses Fahrzeug befinde. Auf dem Rücksitz des Autos lägen zwei Bilder.
Spurensicherung
Die Polizei sperrte in der Folge das Areal grossräumig ab. Aus Sicherheitsgründen wurde das Auto zuerst von Spezialisten des Wissenschaftlichen Forschungsdienstes der Stadtpolizei Zürich untersucht.
Anschliessend sei das Fahrzeug auf einen Transporter aufgeladen, abtransportiert und sichergestellt worden.
In der Folge habe der Wissenschaftliche Dienst zusammen mit der kriminaltechnischen Abteilung der Polizei eine weitere Spurensicherung vorgenommen.
Museumsdirektor Lukas Gloor habe nach eingehender Prüfung die beiden Kunstwerke identifiziert.
Wie lange sich das Auto mit den Bildern auf dem Parkplatz befunden hat, war zunächst nicht bekannt. Zur Herkunft des Fahrzeugs wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft geben.
Am Auto waren Zürcher Kennzeichen angebracht, die am vergangenen 6. Februar im Kreis 10 von einem roten Peugeot entwendet worden waren.
Hinweise aus In- und Ausland
Die von der Polizei eingesetzte Task-Force zum Kunstraub hat bis jetzt viele Hinweise aus dem In- und Ausland erhalten. Nach wie vor sind die Mitglieder der Task-Force gemeinsam mit der Kantonspolizei und der Bundeskriminalpolizei intensiv am Ermitteln.
Zusammenhänge mit anderen Kunstdiebstählen im In- und Ausland würden geprüft. Mit dem Auffinden der zwei Bilder sei ein erster Höhepunkt erreicht, hiess es.
Dieser Erfolg motiviere dazu, mit grösstem Einsatz weiter zu ermitteln, betonte der Stadtpolizei-Kommandant.
swissinfo und Agenturen
Das 1960 eröffnete Museum der Stiftung E.G. Bührle in Zürich beherbergt eine der wichtigsten modernen Kunstsammlungen Europas.
Die Sammlung umfasst rund 200 Gemälde und Skulpturen, darunter viele Spitzenwerke des Impressionismus und des französischen Postimpressionismus.
Die Kunstobjekte wurde seit 1930 von Emil Bührle gesammelt, Besitzer der Rüstungsfabrik Oerlikon Bührle.
Während des Zweiten Weltkriegs hatte er auch Bilder gekauft, die aus von den Nazis besetzten Ländern nach Deutschland gebracht worden waren.
«Mohnfeld bei Vetheuil» von Claude Monet (wieder gefunden)
«Blühende Kastanienzweige» von Vincent van Gogh (wieder gefunden)
«Ludovic Lepic und seine Töchter» von Edgar Degas
«Der Knabe mit der roten Weste» von Paul Cezanne
Ihr Wert wird zusammen auf rund 180 Mio. Fr. geschätzt, auf 100 Mio. alleine schon das Werk von Cézanne.
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