Lukas Gloor gibt die Direktion der Bührle-Stiftung Ende Jahr ab
(Keystone-SDA) Lukas Gloor, Direktor der Bührle-Stiftung, tritt per Ende Jahr zurück. Wegen der von Stadt und Kanton Zürich verlangten Untersuchung der umstrittenen Bührle-Sammlung droht er zudem, die Werke aus dem Zürcher Kunsthaus abzuziehen. Die Stiftung könne da nicht mitmachen.
«Meine Aufgabe ist abgeschlossen. Die Bilder sind im Kunsthaus», sagte Gloor im Interview mit dem «Sonntagsblick» zu seinem Rücktritt.
Die Bilder seiner Bührle-Stiftung stehen unter dem Verdacht, auch Raubkunst aus der Zeit des Nationalsozialismus zu beinhalten. Emil Georg Bührle war durch Waffengeschäfte während und nach dem Zweiten Weltkrieg zum damals reichsten Mann der Schweiz geworden. Im November 2020 attestierte eine Studie der Universität Zürich seinen Waffenexporten an beide Kriegsparteien und dem Aufbau seiner Kunstsammlung eine enge Verflechtung.
Die Herkunft und der Hintergrund der Bilder wird in der Ausstellung nun erläutert. «Derzeit werden neben jedem Bild QR-Codes angebracht, die direkt zu unserer Provenienzforschung führen, eine prima Form, Transparenz zu schaffen», sagte Gloor. Es dürfe aber nicht sein, dass die Sammlung zu einer Gedenkstätte für NS-Verfolgung wird, das werde den Bildern nicht gerecht.
Stadt und Kanton Zürich verlangen jedoch nach Kritik von Historikern vom Kunsthaus, dass es den Kontext zur umstrittenen Sammlung Bührle besser vermittelt. Sie fordern konkret eine unabhängige Evaluation der bisherigen Forschung und eine Erweiterung des Dokumentationsraums.
Gloor kritisiert diesen Entscheid. Die ursprüngliche Idee sei gewesen, «dass das Kunsthaus unsere Provenienzforschung übernimmt», sagte Gloor. «Nun ist durch den Übergriff der Stadt auf die Autonomie des Kunsthauses eine neue Situation entstanden.» Wenn jetzt die Stadt Zürich dem Kunsthaus diktiere, wie die Sammlung Emil Bührle dem Publikum zu erklären ist, «können wir nicht mehr mitmachen».
Von einer externen Begutachtung erwartet Gloor materiell nichts Neues». Die Auseinandersetzung werde sich vielmehr auf die Frage verschieben, «wer die Evaluation vornimmt».