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Martin Ebners Neuanfang

Martin Ebner, der Mann mit der Fliege, steigt wieder ins Geschäft ein. Keystone

Der Financier Martin Ebner will mit seiner BZ Gruppe die bisherige Tätigkeit weiterführen.

Allerdings muss Ebner noch seinen Prozess wegen eines verbotenen Aktiendeals hinter sich bringen.

«Wir schulden den Banken nichts mehr», sagte BZ-Sprecher Ralph Stadler. Am Vortag hatte die Gruppe bekannt gegeben, dass ihr Stillhalteabkommen mit den Gläubigerbanken auslaufe.

Unter anderem betrifft dies die Credit Suisse Group (CSG), die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sowie dem Vernehmen nach die Westdeutsche Landesbank (WestLB), die österreichische Raiffeisen Zentralbank (RZB), die Bank Austria und die Kantonalbanken von Schwyz und Waadt.

Gar nicht schlecht für Banken

«Insgesamt stünden die Banken gar nicht schlecht da», sagte Stadler. Zumindest einige Finanzinstitute konnten als Sicherheit angenommene Aktien dank steigender Börsenkurse in der letzten Zeit mit Gewinn verkaufen. Damit wurden die Kreditverluste wieder wettgemacht.

Ebners Gruppe war durch den jahrelangen Börsencrash in Raten in Geldnot geraten. Seit dem letzten Sommer musste die BZ Gruppe sich von ihren «Visionen» trennen, eine Firmenbeteiligung nach der anderen verkaufen und ein Stillhalteabkommen mit den Gläubigerbanken eingehen.

Zur Höhe der Schulden wollte Stadler keine Angaben machen. Laut Presseberichten soll die Gruppe einst mit 6 Mrd. Franken in der Kreide gestanden haben.

Die Kredite an Ebner liessen den Gewinn der Landesbank Baden-Württemberg im letzten Jahr schrumpfen. Allein die Wertberichtigung auf die Schulden Ebners lag bei 261 Mio. Euro.

Auch die Credit Suisse und die WestLB sollen bedeutende Summen zurückgestellt haben. Die RZB mochte die finanziellen Folgen nicht beziffern, pflegt aber laut einem Sprecher immer noch Geschäftsbeziehungen zu Martin Ebner.

Kapitalerhöhung

Nachdem das Stillhalteabkommen mit den Gläubigerbanken ausgelaufen ist, will die BZ Gruppe ihre bisherige Tätigkeit als Holdinggesellschaft weiterführen.

Um sich zu stärken, solle die Gesellschaft in den nächsten Wochen das Kapital um rund 40 Mio. auf 60 Mio. Franken erhöhen.

Die Altaktionäre der BZ Gruppe hätten ein Bezugsrecht, sagte Stadler. Grossaktionäre sind Martin Ebner und seine Ehefrau Rosmarie, die Ende 2002 rund 46% an der Gesellschaft hielten.

Zurück auf Feld 1

Nach der Rekapitalisierung kann die Gruppe wieder zum Tagesgeschäft übergehen. «Wir werden wieder wie früher Beteiligungen an Firmen kaufen und verkaufen», sagte Stadler. Als einzig bedeutendes Aktienpaket hält die BZ Gruppe rund 95% an der Immobiliengesellschaft Intershop.

Damit steht Ebner praktisch wieder am Anfang. 1985 hatte er seine Karriere mit der Gründung der BZ Bank gestartet. Drei Jahre später wurde die BZ Gruppe Holding ins Leben gerufen. Die BZ Bank wurde mittlerweile von der Holding getrennt.

Eine Klippe bleibt aber noch: Am 24. September muss sich Ebner vor dem Zürcher Bezirksgericht verantworten. Die Bezirksanwaltschaft des Kantons Zürich wirft dem Financier einen verbotenen Aktienhandel vor und fordert eine bedingte Gefängnisstrafe von sieben Monaten.

Ebner soll beim Verkauf eines Pakets von Namenaktien der Societé Internationale Pirelli SA (SIP) versucht haben, Insiderwissen auszunutzen.

Das Leben verändern

«Aktien verändern Ihr Leben.» Das war Ebners Botschaft, als er 1997, 1999 und 2000 dreimal durch die Schweiz reiste, um in vollen Sälen für das BZ-Aktienkonto zu werben.

Ebners Leben haben Aktien gewiss verändert: Im Börsenboom der 90er-Jahre machten sie ihn zum Multimilliardär, die Börsenbaisse drückte dann aber seine BZ-Gruppe wegen zu hohen Fremdkapitaleinsatzes in die Überschuldung.

Die Kleinsparer verloren viel Geld und wurden von Ebner im Regen stehen gelassen. Zuerst verkaufte er seine vier Beteiligungsgesellschaften (Visionen) an die Zürcher Kantonalbank, dann stiess er auch seinen ganzen Kundenstamm mit den BZ-Aktienkonten ab.

swissinfo und Agenturen

Martin Ebner, geboren 1945

Studierte Recht in Zürich und Ökonomie in Florida.

Von 1976 bis 1984 bei einer Privatbank, 1985 Gründung seiner BZ-Bank.

Hauptaktionär und VR-Präsident der BZ Gruppe Holding und VR-Mitglied der BZ Trust.

Persönliches Vermögen von 4 bis 5 Mrd. Franken gemäss «Bilanz».

Der gestrauchelte Financier Martin Ebner ist den Banken nichts mehr schuldig. Das Stillhalte-Abkommen seiner BZ Gruppe sei beendet, teilte Ebner mit.

Die Aktivitäten seiner Beteiligungs-Gesellschaft sollen wieder ausgedehnt werden. Dazu sei in den kommenden Wochen eine Kapitalerhöhung geplant, hiess es.

Der ehemalige Börsenstar Ebner hatte in den letzten zwölf Monaten eine Beteiligung nach der anderen abstossen müssen.

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