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Meereshöhe ist nicht gleich Meereshöhe

In wenigen Minuten wird die Hochrheinbrücke ihrer Bestimmung übergeben. Keystone

Eine neue Rheinbrücke, die das schweizerische und deutsche Laufenburg verbindet, wurde zum Fasnachtssujet.

Die neue Hochreinbrücke wurde am Freitag eingeweiht. Sie entlastet die beiden Ortszentren von täglich 5000 Fahrzeugen.

«Aufbruchstimmung hüben wie drüben», schreibt die deutsche Gemeinde Laufenburg und nimmt Bezug auf die feierliche Eröffnung der neuen Brücke über den Rhein.

Drüben freuen sich die Bewohnerinnen und Bewohner des schweizerischen, des aargauischen, Laufenburg über die neue Brücke.

Die neue Hochrheinbrücke verbindet seit vergangenem Freitag das schweizerische und deutsche Laufenburg. Nach über zwei Jahren Bauzeit gehören die mühsamen Durchfahrten der Autofahrerinnen und Autofahrer durch die engen Strassen der Orte der Vergangenheit an. Die Anwohner atmen auf. Das badische Laufenburg kann erstmals ungestört seinen Weihnachtsmarkt im Stadtzentrum abhalten.

Das Bauwerk kostete 12 Mio. Franken. Sie werden je zur Hälfte vom Kanton Aargau und dem deutschen Bundesland Baden-Württemberg getragen. Die Schweiz und Deutschland teilen sich zudem die Kosten der Zollanlage, denn diese bedeutet – vorläufig wenigstens noch – Schengen-Aussengrenze der EU.

Ein Schock

Der Bau schritt anfänglich flott voran. Die Brücke wuchs im Hitzesommer 2003 Richtung Flussmitte, als man stutzig wurde.

«Wir hatten schon zwei Etappen betoniert, als sich zeigte, dass mit der Höhe etwas nicht stimmen konnte», erinnert sich der bauleitende Ingenieur Nedeljko Madzarac in der Zeitung «Berner Rundschau».

Später wird der Laufenburger Stadtamman, Rudolf Lüscher in der «SonntagsZeitung» sagen: «Possen passieren überall, nicht nur in Schilda». Die Panne beim Bau der Rheinbrücke habe seine Feststimmung, diejenige an Weihnachten 2003, nicht gestört.

Panne? Es sei nicht einfach eine Panne gewesen, sagen heute die Beteiligten. Es sei ein Schock gewesen.

Unstimmigkeiten

Am Weihnachtstag 2003, alle wollten bereits Schaufel und Betonmaschine in die Ecke stellen und den Heiligen Abend einläuten, da fand eine letzte routinemässige Kontrolle der Bauleitung statt.

Die musste feststellen, dass zwischen dem Brückenbau auf deutscher und dem Bau auf Schweizer Seite eine Differenz von immerhin 54 Zentimetern bestand. Wollte man die Brücke in der Mitte zusammenfügen, dann würde das schwierig werden. «Laufenburger wir haben ein Problem» funkte die Bauleitung in die Zentralen.

Referenzhorizont

«Die Höhendifferenz kann beim Trasseebau auf deutscher Seite mit minimalem Aufwand korrigiert werden», wurde beschwichtigt. Doch deutlich darauf hingewiesen: «Der Fehler liegt auf Schweizer Seite.»

Das gab auch Gesamtprojektleiter Beat von Arx unumwunden zu. Allerdings wusste auch er erst nicht warum.

Später wurde die Öffentlichkeit aufgeklärt. Ursache des Fehlers sei die Tatsache, dass im Bereich des Strassen- und Brückenbaus die Horizonte auf deutscher und auf Schweizer Seite auf unterschiedlichen Referenzhorizonten basierten.

Damit hat man mit einer technischen Floskel folgendes nicht gesagt: Deutschland bezieht sich bei all diesen Berechnungen auf die Meereshöhe der Nordsee. Die Schweiz, die offensichtlich lieber gen Süden schaut, bezieht ihre Referenz vom Mittelmeer. Der Laie lernt: Meereshöhe ist nicht gleich Meereshöhe!

Aus Minus wurde Plus

Damit noch nicht genug. Diese Differenz der beiden Referenzmeere führt zu einer Differenz von 27 Zentimetern. Das hatte man bei der Planung der Brücke, 12 Jahre zuvor, gewusst und entsprechend in die Berechnungen einbezogen.

Leider muss da einer aus einem Plus- ein Minuszeichen gemacht haben. Denn die Werte wurden auf die falsche Seite korrigiert. Und so wichen die beiden Brückenteile schlussendlich 27 mal 2 gleich 54 Zentimeter voneinander ab.

Selbstverständlich wurde dieser Rechnungsfehler zum Fasnachtssujet und auch an der Eröffnungsfeier ging er nicht vergessen. Allerdings wurde auch betont, die Korrektur sei einfach gewesen und hätte keine Mehrkosten verursacht.

Mit dem Versetzen der Bronzewappen des Kantons Aargau, des Landes Baden-Württemberg und der beiden Laufenburg, der Einsegnung und einem Oldtimer-Korso wurde am vergangenen Freitag die Brücke über den Rhein ihrer Bestimmung übergeben.

Sie behielt den Namen «Hochrheinbrücke». Vorschläge wie «Differenzbrücke» oder «54er-Brücke» wurden genauso abgelehnt, wie der Vorschlag den alten Namen «Laufenbrücke» zu behalten.

swissinfo, Urs Maurer

Die neue Hochrheinbrücke verbindet die beiden Städte Laufenburg in der Schweiz und Deutschland.
Die Brücke ist 225 Meter lang.
Sie kostete rund 12 Mio. Franken
Ein Berechnungsfehler machte das Bauwerk zum lokalen Lachschlager.

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