Klimaklage gegen Holcim: Inselbewohner:innen reisen in die Schweiz
Eine Gruppe von Indonesier:innen reiste kürzlich in die Schweiz, um zu erklären, wie der Klimawandel ihre kleine Insel Pulau Pari langsam zugrunde richtet. Die Inselbewohner:innen haben vor einem Schweizer Gericht eine Klimaklage gegen den Zementhersteller Holcim eingereicht, von dem sie behaupten, er tue "zu wenig", um die CO2-Emissionen zu senken.
Edi und Asmania wurden von den anderen Bewohner:innen damit beauftragt, in die Schweiz zu reisen, um die Situation auf ihrer Insel zu schildern.
Pulau Pari, 30 km nordwestlich der Hauptstadt Jakarta gelegen, verschwindet langsam. Die Insel wurde wiederholt überflutet, da die Erderwärmung den Meeresspiegel stetig ansteigen lässt. Durch das Wasser wurden Häuser, Strassen und Geschäfte beschädigt.
Die Überschwemmungen wirken sich auch auf das Einkommen der Einwohner und Einwohnerinnen aus, die von der Fischerei und vom Tourismus leben.
Für die Inselbewohner:innen steht ausser Zweifel, dass klimabedingte Katastrophen in den kommenden Jahren immer häufiger auftreten werden. Weil die Situation immer schlechter wird, ist die Existenz der Insel und ihrer 1500 Einwohner:innen bedroht.
Im Juli 2022 reichten vier Bewohner:innen von Pari eine Zivilklage gegen den Schweizer Baustoffkonzern Holcim ein. Im Oktober folgten informelle Verhandlungen, die nach Angaben des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS/EPER) scheiterten. Am 30. Januar 2023 reichten sie deshalb eine formelle Klage beim Zuger Kantonsgericht ein.
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Sie will, dass Holcim für Klimaschäden bezahlt
Die Klage ist die erste ihrer Art gegen ein Schweizer Unternehmen und fordert von Holcim eine «angemessene Entschädigung» für die erlittenen Klimaschäden. NGOs, die die Beschwerdeführer:innen unterstützen, sagten, sie hätten Holcim mit Sitz in Zug ausgewählt, weil das Unternehmen einer der grössten Kohlendioxid-Emittenten weltweit sei.
In Begleitung ihrer Übersetzer:innen trafen sich Edi und Asmania mit Vertreter:innen der NGO, die sie unterstützt, sowie mit Bundesparlamentarier:innen.
Die Indonesier:innen fordern von Holcim eine rasche Reduzierung der CO2-Emissionen und eine finanzielle Entschädigung.
Auf Pulau Pari, das bereits 11 Prozent seiner Fläche verloren hat, hat man damit begonnen, mit baulichen Massnahmen gegen weitere Überschwemmungen zu schützen. Doch die Bewohner:innen müssen diese Schutzmassnahmen selbst finanzieren. Sie fordern deshalb, dass auch die Schweiz ihre politische Verantwortung wahrnimmt für das, was auf der anderen Seite der Welt geschieht.
Im November 2022, zum Abschluss der UNO-Klimagespräche (COP27), hat die internationale Gemeinschaft die Schaffung eines speziellen Fonds entschieden, zur Finanzierung der bereits entstandenen Klimaschäden in «besonders verletzlichen» Ländern. Das Hilfswerk HEKS fordert die Schweizer Parlamentarier:innen auf, den Bundesrat dazu zu bewegen, mehr Beiträge an diesen Fonds zu leisten.
Holcim wiederholte auf Anfrage, dass der Klimaschutz in der Strategie des Unternehmens weiterhin oberste Priorität geniesse.
In Bezug auf die Klimaklage erklärte der weltweit führende Zementhersteller im Januar, Gerichtsverfahren, die sich auf einzelne Firmen konzentrierten, seien «kein wirksamer Mechanismus, um die globale Komplexität des Klimaschutzes zu bewältigen».
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