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Nestlé investiert in medizinische Nahrung – Neues Institut in Lausanne (Zus)

Lausanne (awp/sda) – Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé setzt auf das Geschäft mit medizinischer Nahrung, die gegen Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes oder sogar Alzheimer helfen sollen. Der Konzern gründet dazu eine Tochtergesellschaft und ein Institut im Umfeld der ETH Lausanne (EPFL).
«In 10 Jahren ist Nestlé unbestrittener Führer in diesem Bereich», sagt Luis Cantarell, künftiger Chef von Nestlé Health Science. Zusammen mit Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck und Nestlé-CEO Paul Bulcke präsentierte Cantarell am Montag an einer Medienkonferenz das neu lancierte Projekt des Nahrungsmittelkonzerns.
Nestlé werde in den nächsten zehn Jahren rund 500 Mio CHF in das Institute of Health Sciences investieren, um ein Weltklasseinstitut für Gesundheitswissenschaften aufzubauen, sagte Brabeck. Man wolle damit Pionier einer «neue Industrie zwischen Nahrung und Pharma» werden. In der Anfangsphase will der Nahrungsmittelkonzern zwischen 50 und 100 Forscher am Institut beschäftigen.
Das Institut soll zusammen mit der ebenfalls vor der Gründung stehenden Tochtergesellschaft Nestlé Health Science personalisierte Gesundheitsprodukte entwickeln, die Gesundheitsbeschwerden wie Diabetes, Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie Alzheimer vorbeugen und behandeln.
Das Nestlé Institute of Health Sciences wird von Emmanuel Baetge geleitet, dem ehemaligen Forschungschef des Biotechnologie-Unternehmens ViaCyte in San Diego.
Die auf Wissenschaft basierende personalisierte Gesundheitsernährung habe ein riesiges Entwicklungspotential in Milliardenhöhe, sagte Brabeck.
«Bereits heute schon leiden über eine Milliarde Menschen an Übergewicht, 300 Mio davon gar an Fettleibigkeit», sagte der Nestlé-Präsident.» Die Kosten, mit welchen diese Krankheit das Gesundheitssystem belasteten, würden in Zukunft ins unermessliche steigen.
Mit seinen neuen Produkten will Nestlé daher nach eigenen Angaben zur Prävention beitragen. Dies sei die Geburt einer neuen Industrie, die wesentlich weiter gehen werde als heute, sagte Cantarell.
Angesprochen darauf, wie die neuartigen Nahrungsmittel künftig verkauft werden sollen, gibt sich Cantarell offen: Einige könnten durchaus in Apotheken auf Rezept verkauft werden, aber der freie Verkauf sehe er ebenso als Möglichkeit. Wie teuer diese Nahrungsmittel sein werden, ist ebenfalls noch unklar.
EPFL-Präsident Patrick Aebischer begrüsst den Entscheid der Nestlé-Führung. «Das ist ein wahr gewordener Traum», sagte er an der Medienkonferenz.
Nestlé Health Science soll das bestehende Geschäft von Nestlé HealthCare Nutrition miteinbeziehen, das 2009 einen Umsatz von 1,6 Mrd CHF erzielte. Cantarell, zurzeit noch Chef des Amerika-Geschäfts, wird ab 1. Januar 2011 Präsident und CEO von Nestlé Health Science. Seinen bisherigen Posten wird Chris Johnson übernehmen.
Nestlé ist bereits 1986 in das Healthcare Nutrition Geschäft eingestiegen. In den letzten drei Jahren unternahm der Konzern mehrere Akquisitionen in diesem Geschäft, wie beispielsweise die Sparte Medical Nutrition von Novartis oder die englische Firma Vitaflo, die auf Nahrung für Menschen mit vererbten Stoffwechselkrankheiten spezialisiert ist.

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