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New York: Swiss Institute in neuem Gewand

Das Swiss Institute in New York hat eine neue Adresse. swissinfo.ch

Das Swiss Institute (SI) in New York ist 25 Jahre alt geworden. Zudem hat die Schweizer Institution für Gegenwartskunst neue, grössere Räume bezogen. Wie bisher befindet sich der Kunstraum im Stadtteil SoHo, aber an ungleich attraktiverer Lage im Parterre.

Bisher hatten sich die Räume des Swiss Institute/Contemporary Art versteckt im dritten Stockwerk in einem Geschäftshaus am Broadway befunden. Laufpublikum hatte diese Lage praktisch ausgeschlossen.

Die neuen Lokalitäten an der Wooster Street 18 mit ihrer grossen Fensterfront und einem Zugang direkt von der Strasse aus haben dem Kunstraum bereits in den ersten Wochen eine deutlich höhere Zahl von Besucherinnen und Besuchern gebracht, wie SI-Direktor Gianni Jetzer gegenüber swissinfo.ch sagte.

«Bisher hatten vor allem ausgewiesene Kunstliebhaber den Weg zu uns gefunden», sagte Jetzer. In Zukunft dürften vermehrt auch Leute mit einem allgemeineren Interesse an Kunst die Räume betreten.

Jetzer hofft, was Besucher und Besucherinnen angeht, auch auf einem Synergie-Effekt mit dem Drawing Center und dem Artist’s Space. Diese beiden ebenfalls nicht profitorientierten Galerien liegen ganz in der Nähe.

Sichtbareres Schaufenster

Die Ausstellungsfläche am neuen Ort umfasst rund 500 Quadratmeter. Nach oben öffnet sich der Raum mit den über 7 Meter hohen Wänden wie eine «Industrie-Kathedrale». Skylights und die Glasfront bringen natürlichen Lichteinfall.

Das Swiss Institute hat sich in der Szene für Gegenwarts-Kunst in New York und darüber hinaus in den letzten Jahren einen guten Namen gemacht.

Die New York Times bezeichnete das SI als eine von fünf versteckten «Juwelen» unter den vielen Kunsträumen der Stadt. Jetzer hofft, dass sich das SI an der neuen Adresse vom Geheimtipp zu einem noch prominenteren Schaufenster der Gegenwartskunst entwickeln kann.

Lang gehegter Traum

Der Umzug an einen Ort mit einer Fensterfront war ein lang gehegter Traum. Jetzer hatte sich lange erfolglos nach geeigneten, finanziell tragbaren Orten umgesehen. Schliesslich habe ein Mitglied des Vorstands die Idee mit der ehemaligen Deitch-Galerie aufgeworfen, wo sich das SI jetzt befindet.

Das Gebäude aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert war in den 1990er-Jahren vom New Yorker Kunsthändler Jeffrey Deitch zu einer Galerie umgebaut worden. Als Deitch 2010 zum Direktor des Los Angeles Museum of Contemporary Art ernannt wurde, gab er seine Galerie auf.

Jetzer sagte, es sei fast ein bisschen ein Wunder, dass es geklappt habe und das Swiss Institute für die Lokalitäten einen Mietvertrag über fünf Jahre abschliessen konnte.

Zum Gelingen beigetragen hat auch eine erfolgreiche Spendenkampagne. Unterstützt wurde das Swiss Institute unter anderem von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, der LUMA Foundation, der Swiss Re, der Grossbank UBS und den «Freunden des Swiss Institute».

Seit drei Jahren erhält das SI auch Unterstützung von der Kulturabteilung der Stadt New York und vom Kunstrat des Bundesstaats New York. Das SI wertet dies als ein Zeichen der Anerkennung seiner Mission, den Dialog zwischen der Kunstszene New Yorks und der Schweiz zu fördern.

Erfolgreicher Benefizabend

Ein paar Wochen nach dem Bezug der neuen Räume fand letzten Freitag die alljährliche Benefiz-Veranstaltung des Swiss Institute statt. Die Veranstaltung, zu der jeweils eine Auktion gehört, ist ein wichtiger Bestandteil der Geldbeschaffung des SI.

Aus aktuellem Anlass fand die Veranstaltung in den neuen Räumen statt. Gekommen waren rund 250 Gäste.

Fabienne Abrecht, die Präsidentin des Swiss Institute, erinnerte in ihrer Ansprache an die Gründung der Institution 1986, an die ersten Jahre, als das SI im Swiss Town House an der 67. Strasse an der Upper West Side von Manhattan zwei Zimmer belegte.

1994 folgte der Umzug an den Broadway in SoHo, im dritten Stock eines Geschäftshauses. Der Umzug an die Wooster Street ist auch ein grosser Schritt in die Öffentlichkeit.

Auktion: Armleder, Signer, Rist und andere

Fester Bestandteil des Benefiz-Abends ist jeweils eine Live-Auktion, in diesem Jahr unter anderem mit Werken von John Armleder, Roman Signer, Pipilotti Rist und Olaf Breuning. Durch die Versteigerung führte ein Jungstar des Auktionshauses Phillipps De Pury, der 29 Jahre alte Brite Alexander Gilkes.

Er bezeichnete das Swiss Institute als «eine Bastion der New Yorker Kultur». Sie mische das Beste der Schweizer Kunst mit dem Feinsten der weiten Welt.

SI-Award und SI-Künstlerpreis

Der Preis des Swiss Institute (SI Award), mit dem Persönlichkeiten geehrt werden, die sich um Kunst verdient gemacht haben, ging an den Zürcher Hans-Ulrich Obrist, Vize-Direktor der Serpentine Gallery in London.

Der New Yorker Künstler Paul Chan bezeichnete Obrist als den grössten Kunstliebhaber der Welt. Was ihn als Kurator so besonders mache, sei seine Neugierde, Obrist sei ein phantastischer Zuhörer.

Obrist widmete den Preis dem Gedenken an den Schriftsteller Robert Walser, der in ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ihn zur Kunst gebracht habe.

Der Künstlerpreis des SI ging an den Genfer John Armleder. Armleder, der in den letzten Jahren eine schwere Erkrankung überlebt hat, sprach von dieser Erfahrung als einem Aufenthalt auf einem anderen Planeten. «Jetzt bin ich wieder hier.»

Armleder lobte das Swiss Institute für seine Offenheit, für seine Frische. Gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte Armleder, das SI strahle eine gewisse Swissness aus, die grosszügig mit dem Rest der Welt geteilt werde.

Das Swiss Institute (SI) wurde 1986 gegründet.

Von einer Plattform für zeitgenössisches Schweizer Kunstschaffen hat sich das Institute zu einer geschätzten Adresse für Gegenwarts-Kunst in der New Yorker Kunstszene entwickelt.

Das SI ist heute eine innovative Einrichtung, die nationale Stereotypen und traditionelle Kunst-Thesen hinterfragt, ein Kunstraum, der sich wie die Stadt New York immer wieder wandelt.

Die Schweizer Adresse geniesst nicht nur in der lokalen Kulturszene einen guten Namen, sondern hat sich international einen Ruf als Raum für Gegenwartskunst geschaffen.

Das SI setzt sich ein für einen innovativen, zeitgemässen Kulturdialog, organisiert Ausstellungen, Vorträge, Konzerte und andere Anlässe mit Schweizer Bezug in einem internationalen Umfeld.

Das Swiss Institute ist eine Stiftung nach amerikanischem Recht, die von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia finanziell unterstützt wird.

Zu etwa einem Drittel wird der Kulturraum über öffentliche Gelder finanziert, der Rest kommt von Firmensponsoren sowie von privater Seite.

Die Stiftung wird von einem schweizerisch-amerikanischen Vorstand unter dem Vorsitz von Fabienne Abrecht geführt, Direktor des SI ist seit 2006 Gianni Jetzer.

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