«Es geht um mehr als eine reine Gebührendiskussion»
Die Debatte über die No Billag-Initiative im Nationalrat ist pausiert. Sie zeigte die vielen Ansprüche auf, die an die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG gestellt werden. Wir leuchten vier Knackpunkte aus – mit Originalzitaten der Parlamentarier.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
4 Minuten
Sandro Lüscher, Balz Rigendinger
Français
fr
Bien plus qu’une simple discussion sur une redevance
In einem kleinen, viersprachigen Land wie die Schweiz braucht es zwingend ein vielfältiges Medienangebot. (Thierry Burkart, FDP)
Die Schweiz hat auch vier Sprachen gesprochen, bevor es die SRG gegeben hat. (Adrian Amstutz, SVP)
Über 70 Prozent der SRG-Einnahmen kommen aus der Deutschschweiz, aber nur 43 Prozent werden für die Angebote in deutscher Sprache eingesetzt. Die Differenz dient der Mitfinanzierung eines guten Radios und Fernsehens in den drei kleinen Landesteilen. (Martin Candinas, CVP) Kleinere konzessionierte Medien würde ohne die Gebühren kaum überleben. (Viola Amherd, CVP)
Der Anteil, den die Kleinen haben, ist auf das Gesamte gesehen derart gering, dass die SRG diese Kleinen einfach klein hält, dominiert und so den Kleinen gar keine Chance gibt. (Lukas Reimann, SVP)
Wie wichtig ist die SRG für die Wirtschaft?
Bereits heute fliessen hunderte von Millionen von Werbegeldern ins Ausland. (Edih Graf-Litscher, SP)
Die SRG hat heute über 300 Millionen Franken Werbeeinnahmen. Sie könnte sich dann dem Markt stellen. Ich wäre sogar bereit, ein Abo der Tagesschau zu kaufen. (Natalie Rickli, SVP)
Der freie Markt wird heute zu einem grossen Teil von ausländischen Stationen besetzt. Auch internationale Konzerne wie Netflix, Amazon, Facebook, Google oder UPC Liberty Global übernehmen einen immer grösseren Teil der audiovisuellen Lufthoheit in der Schweiz. (Regula Rytz, Grüne)
Die freigesetzten Gebührengelder schaffen neue Arbeitsplätze. (Lukas Reimann, SVP)
«No Billag» bedroht über 6000 SRG-Arbeitsplätze in der Suisse romande, der Svizzera italiana, der rätoromanischen Schweiz und der deutschen Schweiz. Sie vernichtet unzählige Arbeitsplätze in der audiovisuellen Wirtschaft der Schweiz. (Regula Rytz, Grüne)
Die SRG würde mit No-Billag weiter existieren. (Natalie Rickli, SVP)
Wie teuer darf die SRG sein?
Der Service public lässt sich rein kommerziell nicht finanzieren. (Viola Amherd, CVP)
Es kann nicht sein, dass es nicht möglich ist, 10 bis 15 Prozent einzusparen. (Gregor Rutz, SVP)
Service public kommt billiger als Medienkonsum à la carte. (Edih Graf-Litscher, SP)
Kein Franken wurde in der SRG gespart. (Natalie Rickli, SVP)
Privat ist nicht besser und günstiger als SRF. (Regula Rytz, Grüne)
Die SRG kämpft mit Millionenbeträgen gegen die Initiative. (Natalie Rickli, SVP)
Wie wichtig ist die SRG für die Schweiz?
Mehr
Mehr
«No Billag» kurz erklärt
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Am 4. März 2018 entscheidet das Schweizer Stimmvolk über die No-Billag-Initiative ab. Es geht um den Wert von Informationen in der Demokratie und um 365 Franken Gebühren.
«No Billag» ist eine Zerstörungs-Initiative, und sie ist ein Angriff auf unsere Demokratie. (Regula Rytz, Grüne)
Wir brauchen keine gelenkte Demokratie. Hören Sie doch auf, da noch von einem demokratischen Prozess zu sprechen. Wir brauchen auch keine mediale Machtballung, die dem Bürger das Denken abnehmen soll. (Adrian Amstutz, SVP). Die SRG ist ein zwangsgebührenfinanzierter Staatssender in der Hand der Regierung. (Thomas Müller, SVP)
Unabhängige Informationen sind gerade in einer direkten Demokratie von enormer Bedeutung. Bei rein privat finanzierten Sendern sind die Besitz- und Einflussverhältnisse nicht immer klar ersichtlich, und sie orientieren sich an einer kommerziellen Logik. (Martin Candinas, CVP)
Wir brauchen freie Medien. Aber könnte die Billag-Initiative nicht genau den freien Medien zum Durchbruch verhelfen? Die SRG ist ja völlig abhängig vom Staat. (Lukas Reimann, SVP)
Die SRG ist mittlerweile in vielen Regionen die einzige Monopolbrecherin. (Min li Marti, SP)
«Es geht um mehr als eine reine Gebührendiskussion» (Viola Amherd, CVP)
SWI swissinfo.ch ist eine Unternehmenseinheit der SRG SSR
Beliebte Artikel
Mehr
Bundespolitik
Schweizer Stimmbevölkerung könnte Autobahnausbau ablehnen
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
«Zeitungen werden nicht überleben»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Eine funktionierende Gesellschaft brauche dringend zuverlässige Orientierungspunkte, die der Markt allein nicht anbiete, sagen zwei Medienexperten.
Mehrheit sieht No-Billag-Initiative als Gefahr für die Demokratie
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Der Nationalrat hat am Donnerstag die Beratungen zur No-Billag-Initiative aufgenommen, die eine Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren fordert. Viele sehen darin eine Gefahr für die Demokratie und den nationalen Zusammenhalt. Das Thema bewegt: Insgesamt wollen sich 69 Rednerinnen und Redner äussern. Der Rat wird deshalb erst am 25. September entscheiden. Dass er die Initiative klar…
Öffentlicher Rundfunk im internationalen Vergleich
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Schweiz debattiert über die Rolle des öffentlichen Rundfunks im digitalen Zeitalter. Ein internationaler Vergleich.
«Informationsmedien sind das Lebenselixier der Demokratie»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Sie gehörte praktisch bis Ende des 20. Jahrhunderts zum Tafelsilber der Schweizer Demokratie: Die Medienlandschaft, die durch eine schier einzigartige Vielfalt bestach. Im Vergleich zum Ausland ist sie sogar heute noch äusserst mannigfaltig. Doch die Zahl der Titel ist in der Schweiz seit Jahren auf Talfahrt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Hauptgrund laut…
Bakom-Chef: SRG muss auf allen Kanälen präsent sein
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Der Bundesrat will der SRG auch künftig Online «keine schrankenlose Freiheit gewähren». Das stellt Philipp Metzger, Chef des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), klar. Die SRG werde aber auf «allen Kanälen präsent sein müssen». «Entscheidend ist, dass die SRG die Bevölkerung erreicht – und das wird ihr in Zukunft vermehrt mit Online-Formaten gelingen», sagte Metzger in…
Radio- und TV-Gebühren: umstrittener Systemwechsel
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
«Der Wechsel vom Empfänger- zum Haushaltsystem ist sinnvoll, weil heute Sendungen nicht mehr nur über Radio- und TV-Apparate empfangen werden können, sondern auch über andere Geräte, von denen bald jeder eins in der Tasche hat», begründet der freisinnige Nationalrat Kurt FluriExterner Link sein Ja für die Gesetzesrevision. «Nur weil man technisch auf einem Tablet oder…
«Der Service public ist für die mehrsprachige Schweiz unverzichtbar»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Beim SRF in Zürich hatte Wappler die trimediale Kulturabteilung aufgebaut und geleitet. Statt in drei separaten Redaktionen planen und berichten Fernseh-, Radio- und Onlinejournalisten seither Hand in Hand. Seit November 2016 treibt die 49-Jährige diese Neuorientierung nun als Programmdirektorin beim öffentlich-rechtlichen Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Halle an der Saale voran. Hier umfasst ihr Bereich vornehmlich…
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch