Phänomen des Umarmens von Fremden hat sich etabliert
(Keystone-SDA) Bern – Seit einigen Jahren werden im Internet unzählige Tage angerufen, an denen es gilt, bestimmte Bevölkerungsgruppen – etwa Vegetarier, Schwule, Norweger oder Touristen – zu umarmen. Am Samstag, dem internationalen Umarmungstag, können sich alle in den Armen liegen.
Neben dem «International Hug Day» am 4. Dezember wird an mehreren Stellen der 21. Januar zum «World Hug Day» erklärt. Die Produzenten von Glückwunschkarten jedenfalls freuen sich – und versichern, dass eine Umarmung durchaus in schriftlicher Form erfolgen kann. Die ursprüngliche Idee war wohl eine andere.
Das Phänomen des im Internet propagierten Umarmens – insbesondere von Unbekannten – geht mutmasslich auf die «Free Hugs Campaign» (Kampagne für Gratis-Umarmungen) zurück, die der Australier Juan Mann 2004 lanciert hatte.
Er stellte sich in eine Fussgängerzone von Sydney und bot mittels eines Plakats an, Fremde mit Kuschelbedürfnis zu umarmen. Sein Gedanke war simpel: Mit den freundschaftlichen Umarmungen wollte er Passanten den Alltag ein wenig aufhellen.
«Manchmal brauchen wir nicht mehr als eine Umarmung», heisst es auf der Internetseite der «Free Hugs Campaign». Die australischen Behörden sorgten sich allerdings ernsthaft um die Gesundheit der Umarmten und wollten den Mann von seinem Tun abbringen.
Sogar eine Versicherung gegen gesundheitliche Schäden hätten Umarmer und Umarmte abschliessen sollen. Mittlerweile gibt es in westlichen Ländern – im Gegensatz zu China, wo das Phänomen misstrauisch beäugt wird – keine Probleme mehr mit den Behörden, wie die «Free Hugs Campaign» schreibt.
Umarmer in der WestschweizIn Weltstädten, etwa auf dem Broadway in New York, sind – bei schwankender Nachfrage – regelmässig Leute anzutreffen, die als «Umarmer» Freiwilligendienst leisten. Auch in der Schweiz, namentlich in Lausanne und Montreux, sind «Free Huggers» unterwegs.
Zudem wird die Idee in Videos zelebriert. Der Westschweizer Musiker Quentin Mosimann beispielsweise umarmt im Clip zum Song «Il y a je t’aime et je t’aime» (2009) Passanten in Paris.
Die Inderin Amma beziehungsweise Mata Amritanandamayi tourt ihrerseits als «umarmende Heilige» um die Welt. Im Oktober drückte sie allein in Winterthur gegen 20’000 Menschen «an ihr grosses Herz», wie es in den Medienunterlagen hiess.