Beat Jans im Bundesrat, die Krönung einer Politkarriere
Der Basler Sozialdemokrat Beat Jans ist am 13. Dezember 2023 als Nachfolger von Alain Berset in den Bundesrat gewählt worden. Porträt eines Politikers, der mit einer Lehre als Landwirt ins Erwachsenenleben startete.
Die Vereinigte Bundesversammlung hat sich entschieden, auf Erfahrung statt Erneuerung. Im dritten Wahlgang wählte sie den Basler Regierungspräsidenten Beat Jans, 59, zum Nachfolger des sozialdemokratischen Innenministers Alain Berset im Bundesrat – und nicht den jüngeren Bündner Nationalrat Jon Pult, 39.
Der neue Bundesrat Jans erhielt 134 von 245 gültigen Stimmen, während der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch, der nicht zum Kandidatenticket der Sozialdemokratischen Partei (SP) gehörte, 68 Stimmen und der zweite offizielle Kandidat Jon Pult 43 Stimmen erhielt.
Damit erreicht die Landesregierung eines der höchsten Durchschnittsalter der Schweizer Geschichte. Am 1. Januar 2024 wird es von bisher 58 Jahren und zirka drei Monaten auf 60 Jahre und sieben Monate steigen.
Die Ausgewogenheit der Geschlechter wird gewahrt. Auch der Ausgleich zwischen den Sprachregionen ist gefunden: Nach einer einjährigen Überrepräsentation der lateinischen Sprachen Französisch und Italienisch in der Regierung sitzen nun vier Deutschsprachige und drei Lateiner:innen.
Die Wahl der Landwirtschaftslobby
«Dass ich einmal für den Bundesrat kandidiere, hätte ich nie gedacht», erklärte Beat Jans mit starken Emotionen, nachdem er von der SP als Kandidat ins Rennen um den Regierungssitz geschickt worden war. Nun steigt das Kind aus einer Arbeiter:innenfamilie ins höchste Amt auf.
«Ich verspreche Ihnen, dass ich mein Bestes geben werde, mit all meiner Energie und meinen Überzeugungen», sagte der Basler in der Rede nach seiner Wahl. Er versprach auch, das Wohlergehen der Bevölkerung, ob «arm oder reich, schwach oder stark», Schweizer:innen oder Einwanderer:innen zur Priorität zu machen.
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Analyse: Das war mehr als nur eine Bundesratswahl
Der neue Bundesrat ist in der Tat der Beweis dafür, dass sozialer Aufstieg in der Schweiz funktionieren kann. Jans wurde 1964 in Basel geboren und wuchs als Kind einer Verkäuferin und eines Metallarbeiters auf.
Sein Berufsleben begann er mit einer Lehre als Landwirt, bevor er eine Ausbildung zum Agrotechniker absolvierte und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) Umweltwissenschaften studierte.
Dieser Hintergrund war sicherlich ein Vorteil, um die mächtige Landwirtschaftslobby im Bundeshaus von sich zu überzeugen. Jans musste aber in den Anhörungen überzeugen, denn seine umweltfreundlichen Positionen in seiner Zeit im Schweizer Parlament bis 2020 hatten viele Landwirt:innen verärgert hatten.
Als Mitglied der Umwelt- und Wirtschaftskommissionen hatte sich Jans besonders als Umwelt- und Energiepolitiker einen Namen gemacht.
Grosse politische Erfahrung
Beat Jans kann auf eine solide politische Erfahrung zurückgreifen, um nun das Land mitzuregieren. Zwar trat er erst mit 34 Jahren der SP bei, stieg aber schnell auf in der föderalistischen Ochsentour der Schweiz.
Nachdem er das Amt des Präsidenten der SP im Kanton Basel-Stadt übernommen hatte, wurde er ins Kantonsparlament gewählt. 2010 zog er in den Nationalrat ein, in dem er zehn Jahre lang politisierte, bevor er 2020 zum Präsidenten der Basler Regierung gewählt wurde. Ab 2015 war er parallel dazu Vizepräsident der SP Schweiz.
Der Nachfolger von Alain Berset gilt als umgänglich und zugänglich. Jans beschreibt sich als «Brückenbauer». Diese Eigenschaft hat sicherlich auch seine politischen Gegner:innen im Parlament angesprochen, die ihn als kompromissfähig wahrgenommen haben.
Er kickte in der Fussballmannschaft des Parlaments und nahm am Parlaments-Skirennen teil. Der Vater von zwei Teenagern im Alter von 16 und 18 Jahren ist verheiratet.
Ein Befürworter des E-Votings
Als Europhiler und überzeugter Umweltschützer wird Beat Jans oft als Linker innerhalb der SP beschrieben. Gemäss seinem Smartvote-Profil positioniert er sich aber eher in der Mitte seiner Partei. Im Parlament wich er kaum von der Parteilinie ab: In über 99% der Fälle stimmte er gemäss Smartvote mit der SP.
Der neue Bundesrat hat ein Herz für die Anliegen der Auslandschweizer:innen. «Mein Bruder lebt in New York, und meine Frau hat einen amerikanischen Hintergrund», sagte er SWI swissinfo.ch während seiner Kampagne.
Er ist der Ansicht, dass die Fünfte Schweiz die Möglichkeit braucht, mit der Schweiz verbunden zu bleiben, und befürwortet die elektronische Stimmabgabe.
Beat Jans hatte auch erklärt, dass das Europa-Dossier eine seiner Prioritäten sein werde. «Ich vertrete die Stadt Basel, die am Dreiländereck, an der Grenze dreier Länder, liegt. So habe ich gelernt, dass man Probleme mit seinen Nachbarn leichter löst als ohne sie», sagte er.
In Feierlaune ist übrigens auch sein Heimatkanton Basel-Stadt. Nach 50 Jahren hat er wieder einen Sitz in der Schweizer Regierung.
Übertragung aus dem Französischen: Benjamin von Wyl
Übertragung aus dem Französischen: Benjamin von Wyl
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