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Die Schweiz nähert sich dem Vaterschaftsurlaub an

Wenn es nach dem Ständerat geht, sollen frischgebackene Väter nach der Geburt ihres Kindes innerhalb von sechs Monaten zwei Wochen Urlaub beziehen dürfen - entweder als Ganzes oder in Form von Einzeltagen. Keystone

Eine Woche nach dem landesweiten Frauenstreik hat eine der Forderungen im Parlament eine erste Hürde genommen: Der Ständerat sagt Ja zu einem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Aber im internationalen Vergleich hinkt die Schweiz auch damit weit hinterher.

Nach der violetten feministischen Welle, welche die Strassen der Schweiz vergangenen Freitag überrollt hat, spricht sich der Ständerat dafür aus, Vätern bei der Geburt ihres Kindes zwei Wochen Urlaub zu gewähren. Die kleine Parlamentskammer hat dem Vorhaben am Donnerstag mit 26 zu 16 Stimmen zugestimmt.

Das ist ein Kompromiss: Denn die Version des Ständerats ist ein GegenenvorschlagExterner Link zu einer Volksinitiative, die vier Wochen Urlaub für Väter fordert. Das Volksbegehren der Linken lehnte er mit 29 zu 14 Stimmen ab.

Vier oder zwei Wochen?

Das Gesetz in der Schweiz sieht keinen Vaterschaftsurlaub vor. Nur die Parlamentarier der konservativen Rechten argumentierten für diesen Status quo. Peter Föhn von der Schweizerischen Volkspartei (SVP) sagte, dass ein solcher Urlaub kleine Unternehmen gefährden könnte, die bereits ums Überleben kämpften.

Linke Parlamentarier unterstützen die Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen FamilieExterner Link«. Diese fordert, dass frischgebackene Väter im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes flexibel 20 Tage Vaterschaftsurlaub beziehen können.

«Die Schweiz ist eines der reichsten Länder der Welt, aber eines der ärmsten, wenn es um Elternurlaub geht», bedauerte die Sozialdemokratin Liliane Maury Pasquier. Ihr Parteikollege Didier Berberat sagte, es sei an der Zeit, im 21. Jahrhundert anzukommen und einen vierwöchigen Urlaub zu gewähren.

«Die Schweiz – sagen junge Bewerberinnen und Bewerber, die in die Schweiz kommen möchten – ist ein schönes Land», so Pirmin Bischof von der Christdemokratischen Volkspartei (CVP). «Die Lebensqualität ist hoch, die Schulen für unsere Kinder sind gut, die Löhne sind hoch, die Verkehrsverbindungen sind gut. Aber ein familienfreundliches Land ist die Schweiz überhaupt nicht!»

Urlaub aus eigener Tasche bezahlt

Ein grosser Teil der Väter ist mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. Eine Studie des Arbeitnehmenden-Dachverbands Travail.Suisse kam zum Schluss, dass 90% von ihnen gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen würden.

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Zwischen einem und zehn Tagen

Nicht alle Familien haben die Möglichkeit, den Vaterschaftsurlaub selbst zu finanzieren. Was den von den Unternehmen gewährten Urlaub betrifft, so ist er von Arbeitgeber zu Arbeitgeber unterschiedlich geregelt.

Laut einer weiteren Studie von Travail.Suisse haben 38% der Mitarbeitenden, die einem Gesamtarbeitsvertrag unterliegen, Anspruch auf nur einen Tag bezahlten Vaterschaftsurlaub. Mehr als die Hälfte hat Anspruch auf drei Tage oder weniger. Nur ein kleiner Teil bekommt sechs oder mehr Tage. Dabei handelt es sich fast ausnahmslos um Gesamtarbeitsverträge von Grossunternehmen wie Google.

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Kein Vorbild im internationalen Vergleich

Ob zwei oder vier Wochen: Die Schweiz wird im internationalen Vergleich weiter schlecht dastehen. Im Durchschnitt beträgt der Vaterschaftsurlaub in den 35 Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zwei Monate.

>> So liegt die Schweiz derzeit am Ende der Rangliste, weit hinter Südkorea oder Japan:

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Im Herbst muss sich noch der Nationalrat (grosse Parlamentskammer) mit dem Thema Vaterschaftsurlaub befassen. Mehr als 30 Interventionen zur Einführung von Vaterschafts- oder Elternurlaub sind im Schweizer Parlament bereits gescheitert.

Richtung Elternurlaub?

«Der Vaterschaftsurlaub basiert nach wie vor auf einer traditionellen Rollenverteilung», bedauerte Hans Wicki von der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP.Die Liberalen). Laut seiner Partei entsprechen die beiden auf dem Tisch liegenden Optionen den Anforderungen der heutigen Gesellschaft nicht. Die FDP legte deshalb am Ende der Debatte einen Antrag auf einen 16-wöchigen Elternurlaub vor. Acht Wochen wären für die Mutter reserviert und die restlichen acht Wochen müssten zwischen den Eltern geteilt werden.

Ständerätin Anita Fetz von der SP unterstützt diese Idee. Sie betonte aber auch, wie wichtig es sei, den Rahmen für den Vaterschaftsurlaub festzulegen, bevor man zum nächsten Schritt übergehe: «Die Politik liegt oft zehn Jahre hinter der Realität der Gesellschaft zurück.»

(Übertragung aus dem Französischen: Kathrin Ammann)

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