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Wo Migranten gratis Deutschkurse besuchen können

In der Stadt Basel wohnen viele Expats, auch wegen der hier ansässigen Pharmabranche. Keystone

Ausländer, die neu in den Kanton Basel-Stadt ziehen, erhalten einen Gutschein für kostenlose Deutschstunden, ein Modell, das einzigartig ist in der Schweiz. Ziel dieses Angebots ist die Förderung der Integration. Aber längst nicht alle Neuzuzüger nutzen diese Möglichkeit.

Ein grauer Novembertag in Bern. In der Inlingua-SprachschuleExterner Link im Zentrum der Stadt nehmen vier Frauen am Deutschkurs teil. Thema: Gesund leben. Zu zweit diskutieren die Studentinnen angeregt über Essen und Stress. Sie sind äusserst motiviert.

Einige von ihnen haben den Gutschein für den Kurs von der Stadt Basel erhalten. Sie gehören zu den Neuzugezogenen mit B-Ausweis (Aufenthaltsbewilligung für Angehörige aus EU/EFTA-Staaten für 5 Jahre), die in ihrem ersten Jahr in den Genuss von bis zu 80 Gratis-Deutschstunden kommen. Das Modell ist seit August 2015 in Kraft.

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Gratis-Sprachkurse zur Integration von Ausländern

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht More than a thousand immigrants have now taken advantage of free German courses for new arrivals in the city of Basel.

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Inlingua meldet seit der Lancierung dieses Angebots eine Zunahme der Studentenzahlen. Ähnlich ist die Situation bei ECAPExterner Link Basel, einer Institution zur Schulung erwachsener Ausländerinnen und Ausländer aller Nationalitäten. Seit August nutzten 89 Studierende dieses Gratis-Angebot für Intensivkurse für Anfänger. Wie Marion Kussmaul, Leiterin der Intensiv-Deutschkurse an der Schule, erklärt, nehmen vor allem Frauen und Gutgebildete an ihren Kursen teil. Die meisten kommen zusammen mit ihren Familien nach Basel oder sind auf Arbeitsuche.

Ansporn

Im Kanton Basel-Stadt machen Migranten und Migrantinnen rund 35% der Bevölkerung aus (Zahlen 2015). Damit hat Basel nach Genf (41%) die zweithöchste Ausländerquote.

«Der Kanton wollte für Personen, die neu in die Schweiz kommen, einen Anreiz schaffen, um die Sprache zu lernen und sich so einfacher in unsere Gesellschaft integrieren zu können», sagt Ulrich Maier, Leiter Mittelschulen und Berufsbildung in Basel-Stadt.

Das Gutschein-Modell ist Teil eines Pakets für alle Neuankömmlinge, das am 30. November 2014 vom Basler Stimmvolk angenommen wurde – als Gegenvorschlag zur SVP-Initiative «Für eine bessere Integration von Migrantinnen und Migranten». Die rechtskonservative Schweizerische Volkspartei (SVP) verlangte von den Neuzugezogenen den Abschluss einer verbindlichen «Integrations-Vereinbarung», mit Forderungen wie etwa dem Erlernen der Sprache. Wer sich nicht an die Vereinbarung hält, sollte keine Aufenthaltsbewilligung erhalten. Während die Initiative obligatorische Sprachkurse forderte, sind diese heute freiwillig.

Bis Mitte August 2016 haben 1032 Personen aus 101 Nationen an den Gratiskursen der Stadt Basel teilgenommen, wie aus der 1-Jahres-StatistikExterner Link von Maiers Departement hervorgeht.

Da insgesamt 4480 Gutscheine verteilt wurden, war die Beteiligung mit 23% relativ tief, auch wenn die Zahl der Kursteilnehmenden an den Schulen gestiegen ist.

Nach Angaben des Erziehungsdepartements des Kantons Basel-Stadt haben von August 2015 bis Mitte August 2016 1032 Personen aus 101 Nationen vom Angebot Gebrauch gemacht. Es wurden 214 Kurse durchgeführt.

Zwei Drittel nahmen an einem Anfängerkurs (Sprachniveau A1) teil, aber nur wenige absolvierten ihre 80 kostenlosen Lektionen auf dem Fortgeschrittenen-Niveau B2. 60 Prozent der Kursteilnehmenden besuchten mindestens 80 Prozent bzw. 64 Lektionen und erhielten eine offizielle Kursbestätigung. Kursabbrüche oder Kursunterbrüche waren meist beruflich oder familiär bedingt. 

Vom Angebot Gebrauch machten eher lerngewohnte Personen. Rund die Hälfte der Kursteilnehmenden gab an, mehr als 14 Jahre Schul- und Berufsbildung absolviert zu haben. 54 Prozent der Kursbesuchenden sind berufstätig. 

Im Rahmen einer freiwilligen Umfrage nach Beendigung des Kurses gab die Mehrheit der Teilnehmenden an, vom Kurs viel bis sehr viel profitiert zu haben. 62 Prozent besuchten im Anschluss einen Folgekurs.

Laut Maier liegt die aktuelle Quote eher bei 33%, da die Behörden noch nicht den vollen Überblick hätten. Die Zuzüger haben 12 Monate Zeit, um an einem Kurs teilzunehmen. «Wir wissen jeweils erst nach Abschluss des Kurses, wenn die Sprachschulen die Gutscheine einreichen, wie viele Personen insgesamt teilgenommen haben», so Maier.

Sprache als Schlüssel für Integration

«Wir hatten gehofft, dass mehr Leute von den Gutscheinen profitieren würden», meint der Schulleiter weiter. «Wir versuchen nun, herauszufinden, wieso das so ist. Sind die Kurse zu wenig attraktiv, oder sind die Neuzugezogenen zu sehr damit beschäftigt, sich in die Arbeitswelt einzugliedern und sich mit ihren Familien hier einzurichten? Vielleicht haben sie zu Beginn einfach zu wenig Zeit für Deutschstunden.»

Ein weiterer Punkt sei, dass viele Ausländer für internationale Konzerne tätig seien, etwa bei der Pharmaindustrie. «Dort müssen sie nicht zwingend Deutsch können. Zudem wissen sie nicht, wie lange sie in der Schweiz bleiben, vielleicht zwei bis drei Jahre. Deutsch lernen ist für sie eine Option, aber nicht ein Muss», so Maier weiter.

«Es gibt aber auch viele Leute, von denen wir wissen, dass sie länger bleiben, weil sie Familienmitgliedern nachziehen, die bereits in der Schweiz sind. Dies ist unsere primäre Zielgruppe. Zurzeit wollen wir herausfinden, ob wir auf die richtige Gruppe setzen.» Bislang ist Basel-Stadt der einzige Kanton mit diesem Gutschein-Angebot.

Für die Inlingua-Kursteilnehmenden ist der Gewinn klar: «Je besser ich die Sprache spreche, desto einfacher ist es, mich hier zu bewegen und meinen eigenen Weg zu finden», betont der Holländer Taco de Liefde.

Was halten Sie von dieser Idee? Sollte das Basler Modell auf die ganze Schweiz ausgedehnt werden?

(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)

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