Schlüssel zur digitalen Zukunft
Was im Umgang mit Banken seit Jahren Alltag ist, soll nun auch im Verkehr mit Behörden und Privatfirmen eingeführt werden: Die SuisseID ermöglicht den Identitätsnachweis im Internet und damit die elektronische Unterschrift.
«Heute ist für die Sicherheit im elektronischen Geschäftsverkehr ein wegweisender Tag», sagte Jean-Daniel Gerber, der Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) bei der Präsentation der SuisseID.
Die passwortgeschützte SuisseID wird in zwei Versionen lanciert, die über denselben Funktionsumfang verfügen: als Chipkarte oder als USB-Stick. Die ID kann vorläufig bei den schweizerischen Poststellen oder über eine Privatfirma bezogen werden.
Um die Verbreitung der neuen Technologie zu fördern, wird die Karte subventioniert. Das Parlament hat 2009 im Rahmen des dritten Konjunkturprogramms 4 Millionen Franken für die Entwicklung und 17 Millionen für die Verbilligung der SuisseID beschlossen.
Sie ist drei Jahre gültig und kostet 164 Franken. Private Nutzer erhalten von Bund 65 Franken zurück erstattet. Damit kostet sie noch 33 Franken jährlich.
Konsumentenschutz nicht begeistert
Dennoch hält sich die Begeisterung bei der Stiftung für Konsumentenschutz in engen Grenzen. Sie empfiehlt, noch keine SuisseID zu kaufen. Die Karte habe einen stattlichen Preis, bringe aber im Alltag noch praktisch keinen Nutzen, kritisiert SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder.
Die elektronische Unterschrift müsse zwar künftig zum Service Public gehören. Doch es sei noch zu früh, die Karte anzupreisen. Stalder warnt vor Enttäuschungen: Weder der Verkehr mit Behörden, noch Online-Banking könnten zurzeit mit SuisseID abgewickelt werden.
Vorläufig seien erst ganz wenige Gemeinden angeschlossen. Von den Kantonen sei erst St. Gallen für den Einsatz der Karte bereit.
Stalder rechnet damit, dass der Preis der Karte künftig auch ohne Subvention vom Bund günstiger sein wird als derzeit angekündigt. Sie geht zudem davon aus, dass viele Angestellte SuisseID künftig gratis von ihrem Arbeitgeber erhalten werden.
Bücher online einkaufen
In der Tat sind die möglichen Anwendungen noch stark eingeschränkt. Laut dem SECO kann die Karte in einer ersten Phase für rund 50 Online-Services verwendet werden. Mehr als 150 Unternehmen haben laut Gerber Interesse angemeldet.
Das Interesse habe die Erwartungen des Seco «deutlich übertroffen», sagte Gerber und fügte an: «Wir sind überzeugt, dass die Einsatzmöglichkeiten bis Ende dieses Jahres stark anwachsen werden.»
Ab sofort möglich ist der Einkauf mit der SuisseID bei der grössten Schweizer Online-Buchhandlung Buch.ch. Hier ermöglicht die Karte die Authentifizierung von Kunden und den Altersnachweis beim Kauf von Filmen und Videogames. Auch andere Online-Händler wollen die Karte zum Überprüfen von Alterslimiten einsetzen.
Bewilligung zum Schnaps-Brennen
Auch im Verkehr mit den Behörden bleibt das Einsatzgebiet der SuisseID vorläufig beschränkt. So will die Eidgenössische Steuerverwaltung ab 2011 die Abrechnung der Mehrwertsteuer «schrittweise» auf dem elektronischen Weg anbieten.
In den Städten Olten und Zug können die Bewohner ab sofort ihre Kinder im Internet für die Schule anmelden oder eine Parkkarte kaufen. Andere Gemeinden werden folgen und die elektronische Abwicklung des administrativen Behördenverkehrs anbieten.
So ist denkbar, dass in Zukunft für die Einreichung der Steuererklärung die digitale Unterschrift genügt und damit die Formulare elektronisch übermittelt werden können.
Bereits heute können auf dem elektronischen Weg und per digitale Unterschrift Strafregisterauszüge elektronisch bestellt oder bei der Eidgenössischen Alkoholverwaltung Bewilligungen für das Schnaps-Brennen eingeholt werden.
Gemeinden reagieren abwartend
Schliesslich ist eine digitale Unterschrift ein wichtiges Element für ein sicheres E-Voting. Aber auch in diesem Bereich ist nicht mit einer schnellen, flächendeckenden Verbreitung zu rechnen, denn die Stimmregister liegen in der Kompetenz der rund 2600 Schweizer Gemeinden.
Der Schweizerische Gemeindeverband befürwortet zwar die Einführung der SuisseID, stört sich aber daran, dass die meisten Gemeinden vor ein «fait accompli» gestellt worden seien, wie Verbandsdirektor Ulrich König kritisiert. Das Projekt sei bei den Gemeinden noch gar nicht richtig angekommen, so König.
Das Seco hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis Ende Jahr 300’000 Karten im Einsatz stehen werden. «Das ist ein ambitioniertes Ziel», räumt Projekt-Manager Christian Weber ein und fügt an, dass zuversichtlich sei, dass das Ziel erreicht werde: «Die Schweiz hat im Vergleich zu andern Ländern einen Nachholbedarf in diesem Bereich.»
Andreas Keiser, swissinfo.ch
Auch andere europäische Länder nutzen vergleichbare Anwendungen. Vor allem in Deutschland, Italien, Spanien oder Belgien sind Signaturkarten weit verbreitet und millionenfach im täglichen Einsatz.
Anhand der elektronischen Signatur mit der SuisseID kann die Identität des Absenders einer E-Mail zuverlässig nachgewiesen werden.
Nachträgliche Veränderungen des Inhalts der E-Mail – ohne dass die ursprüngliche Signatur gebrochen wird – können so ausgeschlossen werden.
Mit der SuisseID kann der Inhaber Dokumente auch elektronisch rechtsgültig signieren. Die elektronische Signatur entspricht der eigenhändigen Unterschrift.
Mit der SuisseID kann sich ein Arbeitnehmer einwandfrei identifizieren; auch wenn er zuhause ist. Die Firma kann sich sicher sein, dass der Inhaber zur Benutzung des Intranets berechtigt ist.
Amtliche Dokumente wie z.B. ein Strafregisterauszug oder ein Betreibungsauszug können elektronisch bestellt werden.
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