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«Wir befürchten, dass die Tabakinitiative die Tür für weitere Werbeverbote öffnet»

Patrick Eperon, politischer Sekretär des Arbeitgeber-Verbands Centre Patronal
Patrick Eperon

Wirtschaftskreise wehren sich gegen zu starke Einschränkungen der Tabakwerbung. Die von Gesundheitsorganisationen, Präventionsmedizinern und Jugendverbänden lancierte Volksinitiative, über die am 13. Februar abgestimmt wird, geht nach Auffassung von Patrick Eperon eindeutig zu weit. Er ist politischer Sekretär des Arbeitgeber-Verbands Centre Patronal.

Im internationalen Vergleich hinkt die Schweiz bei der Bekämpfung des Tabakkonsums hinterher. Sie ist das einzige Land in Europa, welches das Rahmenübereinkommen der Weltgesundheits-Organisation (WHO) zur Eindämmung des Tabakkonsums nicht ratifiziert hat.

Gesundheitsorganisationen, Präventionsmediziner und Jugendverbände wollen die Schraube anziehen, indem sie jede Art von Tabakwerbung verbieten, die Kinder und Jugendliche erreichen kann. Die von diesen Organisationen lancierte Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung»Externer Link kommt am 13. Februar zur Abstimmung.

Das Parlament und die Regierung sind der Ansicht, dass die Initiative zu weit geht. Sie stellen ihr daher das neue Tabakprodukte-Gesetz als indirekten Gegenvorschlag gegenüber. Dieses erlaubt weiterhin Werbung auf zahlreichen Kanälen, die für Personen unter 18 Jahren zugänglich sind.

Für Patrick Eperon, Koordinator der Kampagne gegen die Initiative, ist der Gegenentwurf ein guter Kompromiss zwischen dem Schutz der Jugendlichen und der Wahrung von wirtschaftlichen Interessen.

swissinfo.ch: Das Ziel der Initiative ist es, Kinder und Jugendliche vor Tabakwerbung zu schützen. Wie kann man gegen dieses Ziel sein?

Patrick Eperon: Auch die Wirtschaft verfolgt das Ziel, die Jugend vor dem Rauchen zu schützen, ebenso wie die Regierung und das Parlament. Die Initiative will jedoch auf versteckte Weise ein vollständiges Werbeverbot für Tabak durchsetzen, das heisst, eines legalen Produkts. Das ist nicht akzeptabel.

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Verbot von Tabakwerbung kommt vor das Volk

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Initiative, über die am 13. Februar 2022 abgestimmt wird, will auf Minderjährige ausgerichtete Tabakwerbung verbieten.

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Im Fall einer Annahme des Gegenentwurfs können Zigarettenhersteller aber weiterhin im Internet und in sozialen Netzwerken sowie in Gratiszeitungen oder auf Festivals werben. Wo bleibt da der Jugendschutz?

Der Gegenentwurf verschärft die Gesetzgebung entscheidend. Plakate im öffentlichen Raum und die Verteilung von Gratisproben werden verboten, ebenso wie Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln, an öffentlichen Gebäuden oder auf Sportplätzen. Das sind wichtige Massnahmen.

Diverse Studien belegen, dass Tabakwerbung einen grossen Einfluss auf Jugendliche ausübt. Liegt es daher nicht auf der Hand, ganz starke Massnahmen zu ergreifen?

Die Befürworter der Initiative behaupten in der Tat, dass Werbung den Tabakkonsum attraktiv macht und Jugendliche dazu verleitet, mit dem Rauchen anzufangen. Es ist jedoch naiv zu glauben, dass die Werbung die Ursache allen Übels ist.

Jugendliche beginnen mit dem Rauchen aus Neugierde, angeregt durch den Wunsch, etwas Neues auszuprobieren, wie die Studien der Stiftung Sucht Schweiz zeigen. Das habe ich als Jugendlicher auch so empfunden, obwohl ich nicht rauche.

«Es würde mich nicht wundern, wenn wir in einem nächsten Schritt die Werbung für bestimmte Fleischwaren oder für Wein und Bier verbieten.»

Patrick Eperon, politischer Sekretär Centre Patronal

Spielt die Tabakwerbung nicht genau mit diesen Werten?

Der Zusammenhang zwischen Werbung und Konsum ist nicht so offensichtlich wie viele glauben. In unseren Nachbarländern, insbesondere in Frankreich und Italien, ist Werbung für Tabakprodukte praktisch verboten.

Wenn man sich jedoch den tatsächlichen Konsum ansieht, rauchen in diesen Ländern sogar mehr Jugendliche als in der Schweiz. In der Schweiz ist der Tabakkonsum in den letzten Jahren zurückgegangen.

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Im internationalen Vergleich hinkt die Schweiz bei der Tabakprävention jedoch hinterher. Als einziges Land in Europa hat die Schweiz das Rahmenübereinkommen der Weltgesundheits-Organisation (WHO) zur Eindämmung des Tabakgebrauchs nicht ratifiziert. Sollte sich unser Land nicht dem internationalen Standard anpassen?

Diese Einschätzung ist wohl richtig, wenn man die bisherige Situation der Schweiz betrachtet. Ein Inkrafttreten des Gegenentwurfs wird die Situation jedoch verbessern. Internationale Verträge sind wichtig, aber es gibt noch andere Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Wirtschaftskreise befürchten, dass diese Initiative die Tür für weitere Werbeverbote öffnen könnte, die weitere Produkte betreffen.

Diese Initiative betrifft jedoch nur Tabak.

Sie betrifft derzeit nur Tabak, aber sobald sich eine Lücke in der Gesetzgebung auftut, werden andere Verbote folgen. Die Nichtregierungs-Organisation Greenpeace hat kürzlich der Fleischwerbung den Kampf angesagt.

Wenn wir die Tabakwerbung verbieten, würde es mich nicht wundern, wenn wir in einem nächsten Schritt die Werbung für bestimmte Fleischwaren oder für Wein und Bier verbieten. Gewisse Kreise träumen bereits davon, aber die Wirtschaft will dies um jeden Preis verhindern.

Der Tabakkonsum verursacht jedes Jahr drei Milliarden Franken an medizinischen Kosten. Würde die Wirtschaft eine Senkung dieser Kosten nicht begrüssen?

Es gibt nicht nur Kosten auf einer Seite und Nutzen auf der anderen Seite. Die Realität ist viel komplexer. Der Kanton Neuenburg profitiert beispielsweise enorm von der Präsenz eines grossen Zigarettenherstellers.

Die Neuenburger Wirtschaft ist sich dessen bewusst. Für sie wäre ein Ja zur Initiative eine Katastrophe. Auch eine Reihe von Medien jagt den stetig sinkenden Werbeeinnahmen hinterher. Ein Verbot der Tabakwerbung würde auch zu weiteren Einnahmeverlusten für die Medien führen.

Sollen die Interessen der Tabakindustrie und der Wirtschaft über die Interessen der öffentlichen Gesundheit gestellt werden?

Der Gegenentwurf ist der richtige Weg, um den Jugendschutz beim Rauchen zu gewährleisten, ohne die wirtschaftlichen Interessen zu vernachlässigen und ohne die Tür für weitere Werbeverbote zu öffnen. Der Gegenvorschlag macht die extreme Initiative überflüssig.

(Übertragung aus dem Französischen: Gerhard Lob)

>> Grégoire Vittoz, Direktor von Sucht Schweiz, befürwortet die Initiative. In einem Interview erklärt er, warum:

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(Übertragung aus dem Französischen: Gerhard Lob)

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