Terroranschlag in tunesischem Badeort fordert Dutzende von Opfern
Im tunesischen Badeort Sousse haben Terroristen am Freitag mindestens 38 Menschen erschossen. Darunter sind auch Touristen aus Grossbritannien, Deutschland und Belgien, nicht aber aus der Schweiz. Sicherheitskräfte töteten einen Angreifer, ein Zweiter wurde festgenommen. Die IS-Miliz bekannte sich zu dem Anschlag.
Der 26. Juni 2015 ist ein schwarzer Freitag. Denn neben dem Anschlag an der tunesischen Mittelmeerküste verübten Attentäter selbentags auch Bluttaten in Kuwait und Frankreich. Insgesamt gab es in den drei Ländern über 65 Todesopfer.
Laut einem Sprecher des tunesischen Gesundheitsministeriums kamen beim Überfall auf das Strandhotel Imperial Marhaba in Sousse an der tunesischen Mittelmeerküste mindestens 38 Menschen um.
Unter den Opfern sind nach übereinstimmenden Angaben der Schweizer Nachrichtenagentur SDA sowie von Agence France Press (afp) und Reuters keine Schweizer. Laut einem Sprecher des tunesischen Innenministeriums sind 39 Personen verletzt worden.
In einer nicht verifizierbaren Twitter-Mitteilung übernahmen Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Verantwortung für den Anschlag. Ein «Soldat des Kalifats» habe den «abscheulichen Hort der Prostitution, des Lasters und des Unglaubens» angegriffen, hiess es. Bei den von ihm getöteten Menschen handle es sich «zum Grossteil um Angehörige von Staaten, die gegen den IS kämpfen».
Im März hatten islamistische Attentäter beim Angriff auf ein Museum in Tunis insgesamt 24 Menschen erschossen, darunter mehrere Touristen.
Sommaruga verurteilt Anschläge
Die Schweizer Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat am Freitag die Anschläge in Tunesien, Frankreich und Kuwait aufs Schärfste verurteilt. «Im Namen der Schweizer Bevölkerung und der Landesregierung spreche ich den Familien der Opfer und den betroffenen Staaten mein Beileid aus», heisst es in der Erklärung der Bundespräsidentin, die das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement publizierte.
«Wir müssen gegen Intoleranz, Extremismus und Terrorismus ankämpfen, und wir dürfen uns von solchen Taten nicht einschüchtern lassen», erklärte Sommaruga.
Mehr
Mindestens zwölf Tote bei Angriff auf Satire-Zeitung in Paris
Täter schwer bewaffnet
Lokale tunesische Medien meldeten unter Berufung auf Augenzeugen, zwei Terroristen seien von der Strandseite aus auf das Hotelgelände vorgedrungen. Einer habe plötzlich aus einem zusammengefalteten Sonnenschirm ein Sturmgewehr hervorgeholt und auf Menschen geschossen, die am Strand lagen.
In einem Feuergefecht hatten Sicherheitskräfte einen Angreifer getötet und später zahlreiche Sturmgewehre beschlagnahmt, wie es aus Sicherheitskreisen in Tunesien hiess. Bei dem getöteten Terroristen handelt es sich demnach um einen Tunesier. Der zweite Angreifer sei festgenommen worden.
In Sousse war es bereits im Oktober 2013 zu einem Anschlag auf ein Touristen-Resort gekommen. Bei dem Selbstmordanschlag war aber damals ausser dem Attentäter niemand zu Schaden gekommen.
Tunesien gilt als dasjenige Land, das weltweit den grössten Anteil islamistischer Extremisten in den Reihen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) stellt. Offizielle Schätzungen gehen von rund 3000 Kämpfern aus.
Während Freitagsgebet
Ebenfalls am Freitag starben bei einem Selbstmord-Attentat in der Nähe einer schiitischen Moschee in Kuwait während des Freitagsgebets mindestens 25 Menschen, 200 wurden verletzt. Das Freitagsgebet während des islamischen Fastenmonats Ramadan ist traditionell gut besucht.
In Frankreich wurde nach einem Überfall auf eine Fabrik für die Herstellung von Industriegasen bei Lyon die Leiche eines enthaupteten Mannes entdeckt. Sicherheitskräfte konnten einen 35-Jährigen mit Kontakten zur radikal-islamistischen Szene festnehmen.
Ob die drei Anschläge in Zusammenhang stehen, war unklar. Überall gab es aber Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch