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5. Schweiz wählt und stimmt Grün und weltoffen

Auslandschweizer-Kinder bei einem Besuch im Bundeshaus. Keystone

Für die Politwissenschaft ist klar: Viele Auslandschweizer wählen links-grün und tendieren zu liberalen Ideen. Laut zwei voneinander unabhängigen Studien wählen Auslandschweizer weltoffener als ihre Landsleute im Inland.

Die am Montag veröffentlichte Studie des Politologen Michael Hermann von der Universität Zürich bestätigt in den grossen Zügen die Resultate einer Studie der Universität Lausanne, die seit einigen Wochen vorliegt.

«Der durchschnittliche Auslandschweizer ist politisch offener, reformfreudiger und folglich weniger konservativ als die Wählerschaft im Inland», sagt Hermann.

Das sei wenig überraschend für ein Wählersegment, das ausgewandert sei, wenn auch oft lediglich temporär, so Hermann. Doch der entscheidende Faktor sei der soziale Hintergrund der Auslandschweizer, die vielfach gut ausgebildet seien und Führungspositionen innehätten.

Grüne sind populär

«Hohe berufliche Qualifikationen, Hunger nach Erfolg und eine offene politische Haltung sind kennzeichnend für diese Wählergruppe», sagt Hermann. Dennoch gebe es auch unter den Auslandschweizern eine grosse Vielfalt der bevorzugten Parteien. Sie seien grundsätzlich nicht klassische Linkswähler.

So haben 21% der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer bei den Parlamentswahlen im Herbst Sozialdemokraten (SP) gewählt. 20% wählten die Schweizerische Volkspartei (SVP). Im Inland betrug der Wähleranteil der Sozialdemokraten 18,7%, derjenige der SVP 26.6 Prozent.

Auch die Grünen sind bei den Auslandschweizern populärer als im Inland. Die Christdemokraten (CVP) und die Bürgerlich Demokratische Partei (BDP) sind hingegen im Inland populärer.

Acht Kantone ausgewertet

Hermann hat die Studie im Auftrag der Auslandschweizer Organisation (ASO) durchgeführt. Sie kommt zu ähnlichen Resultaten wie eine Studie der beiden Politologen Georg Lutz und Pascal Sciarini, die Anfang Mai vorgestellt wurde.

Während Lutz und Sciarini mittels einer Online-Umfrage 1629 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zu ihrem Wahlverhalten befragten, wählte Hermann eine andere Methode.

Um ein politisches Profil der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zu erstellen, analysierte Hermann die eidgenössischen Abstimmungen der letzten Jahre sowie die nationalen Wahlen 2011. Dazu wertete er die Ergebnisse von acht Kantonen aus und rechnete deren Daten auf die ganze Diaspora hoch.

Liberal und für Deregulierungen

Beide Studien attestieren den Auslandschweizern ein kosmopolitisches Profil mit einem gewissen Hang zu Links-grün. Lutz und Sciarini weisen darauf hin, dass die beiden Pol-Parteien, die Sozialdemokraten und die SVP, auf einen ähnlich hohen Wähleranteil kommen, während Hermann darauf hinweist, dass die Auslandschweizer bei Abstimmungen in Wirtschaftsfragen liberale Positionen einnehmen und eher für Deregulierungen stimmen, also alles andere als linke Positionen einnehmen.

Seit 20 Jahren können Auslandschweizer nun brieflich abstimmen, wie ASO-Direktor Rudolf Wyder betont: «Es brauchte viel Zeit, um die briefliche Stimmabgabe einzuführen. Doch plötzlich hat sich damals ein Weg gefunden.»

Heute ist die Schweiz eines der zahlreichen europäischen Länder, die ihren Auswanderern die Stimmabgabe aus dem Ausland ermöglicht. Die Beteiligung der Auslandschweizer ist siebenmal höher, als die offizielle Schweiz in den späten 1980er-Jahren erwartet hatte.

SVP:

20% Ausland / 26.6% Inland

SP

21% Ausland / 18.7% Inland

FDP

14.5% Ausland / 15.1% Inland

CVP

11% Ausland / 12.3% Inland

Grüne

15% Ausland / 8,4% Inland

BDP

3,5% Ausland / 54.% Inland

Grünliberale

5,5% Ausland / 5.4% Inland

Die Landsleute im Ausland können seit 1977 in allen 26 Kantonen den Nationalrat wählen oder sich in die Grosse Kammer wählen lassen. Für den Ständerat, die Kleine Kammer, haben sie diese Rechte jedoch nur in 11 Kantonen.

Um an den eidgenössischen Wahlen teilzunehmen, müssen sich die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer in ein Wahlregister eintragen. Wählen können sie in ihrer letzten Wohngemeinde in der Schweiz oder in ihrem Heimatort.

Seit 1992 die schriftliche Stimmabgabe eingeführt wurde, hat die politische Partizipation aus der Fünften Schweiz stark zugenommen: Ende 2011 waren 143’288 Ausland-Schweizer im Stimm- und Wahlregister eingetragen.

(Übertragung aus dem Englischen: Andreas Keiser)

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