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Jüngere Präsidentin – neue Wahlverfahren

Die Schweizer Botschafterin in Deutschland, Christine Schraner Burgener (Mitte), war ebenfalls an der Jahreskonferenz in Berlin. muz

Die nächste Generation kommt ans Ruder: Mit der Wahl der 35-jährigen Annemarie Tromp zur Präsidentin der Auslandschweizer-Organisation (ASO) Deutschland läutet diese den lang angemahnten Verjüngungsprozess ein. 

Auf der Jahreskonferenz in Berlin wurde die in Hamburg lebende Eidgenossin zur Nachfolgerin von Elisabeth Michel (69) gewählt. Diese wollte nach 20 Jahren an der Spitze der ASO Deutschland die Verantwortung weiterreichen. Sie wird jedoch weiterhin im internationalen Auslandschweizerrat vertreten sein.

Schweizer in Deutschland 

In Deutschland leben derzeit 89390 Schweizer, so Botschafter Jürg Burri vom EDA in Bern, das sind vier Prozent mehr als vor einem Jahr (2016) und elf Prozent aller im Ausland lebenden Eidgenossen. 60 Prozent der in Deutschland lebenden Schweizer sind weiblich. 

In diesem Jahr mussten sich die angereisten Vereine die deutsche Hauptstadt mit rund 100 000 Besuchern des evangelischen Kirchentags teilen. Der fiel angesichts des 500. Reformationsjubiläums besonders groß aus – und hatte ebenfalls mit Schweizer Präsenz aufzuwarten. Kirchentagspräsidentin Christina aus der Au ist Eidgenossin und hatte am Tag zuvor die vielbeachtete Podiumsdiskussion zwischen Angela Merkel und Barack Obama vor dem Brandenburger Tor co-moderiert. 

Im Konferenzsaal des Mövenpick Hotels war Elisabeth Michel einen Tag später sichtlich erleichtert, dass nach vielen Jahren Diskussion über die Überalterung der Schweizer Vereine nun jüngere Eidgenossen bereit sind, Verantwortung in den Gremien zu übernehmen. Die Zeit dränge, so die scheidende ASO-Präsidentin. Viele der deutschen Vereine seien «geschrumpft, überaltert, auch wenn das hier niemand gerne hört, und viele kurz vor dem Aus». Und noch immer gebe es kein Patentrezept, dem entgegen zu wirken. Die Jungen in den Gremien sind nun ein Lichtblick, doch sie stellen innerhalb der einzelnen Vereine immer noch die Minderheit.

Die ASO Deutschland will sich verjüngen. muz

Platz für die Jugend

So hatte es auch symbolischen Charakter, dass sich in Berlin das 2015 gegründete internationale Jugendparlament der Auslandschweizer vorstellte. Der in dessen Vorstand aktive, in Kanada geborene 18jährige Schweizer Michael Valente präsentierte dessen Ziele und Aufgaben. Die Botschaft an das Publikum: Der Bedarf und Wunsch an Vernetzung von im Ausland lebenden Schweizern ist so aktuell wie je – doch die Formen der Vernetzung, so wurde deutlich, unterscheiden sich von einer Generation zur nächsten doch erheblich. Die Mitglieder des Jugendparlaments kommunizieren via Facebook und Email. Sein über alle Kontinente verteilter 13-köpfiger Vorstand tagt alle zwei Monate im digitalen Raum mithilfe einer Skype-Videokonferenz. Die gemeinsame Sprache ist englisch. 

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ASO-Deutschland 
Die 40 deutschen Vereine der Auslandschweizer-Organisation ASO haben rund 2900 Mitglieder, davon sind etwa ein Fünftel Nichtschweizer. Rund vier Prozent aller in Deutschland lebenden Eidgenossen sind in einem Schweizer Club organisiert, der sich der ASO angeschlossen hat. Die jährlichen Treffen der ASO Deutschland dienen der Vernetzung und dem geselligen Zusammensein, bieten jedoch auch zahlreiche Informationsvorträge und Debatten. In diesem Jahr wurde unter anderem erneut über die Probleme der Auslandschweizer berichtet, deren Konten entweder von den eidgenössischen Banken gekündigt wurden oder deren Kontoführungsgebühren exorbitante Ausmasse erreichen. (Quelle: ASO und ASR)

Seit diesem Jahr sind für die Jugend drei Sitze im Auslandschweizerrat reserviert. All dies sind Signale, dass man es in der ASO mit der Öffnung für Jüngere ernst meint. Auch EDA-Botschafter Jürg Burri betonte, man wolle die Bindung zu jungen Schweizern im Ausland verstärken. Doch dazu muss man sie auch dann einbeziehen, wenn sie nicht Mitglied in einem der ASO angeschlossenen Vereine sind.

Remo Gysin, Präsident der ASO in Bern, machte daher deutlich, dass er keine Alternative zu der Öffnung des Wahlmodus sieht. Bisher sind allein die ASO-Vereine abstimmungsberechtigt, diese vertreten in Deutschland jedoch nur vier Prozent der im Land lebenden Eidgenossen und zudem eher die ältere Generation «Wir wollen die Jugend ansprechen, aber die lässt sich schwer in die bestehenden Strukturen einbinden», so Gysin. Auch von parlamentarischer Seite wachse der Druck, die Repräsentativität und damit auch die Legitimität des Auslandschweizerrates zu erhöhen. Daher fahre der Zug in Richtung Direktwahl, an der sich alle Auslandsschweizer beteiligen können, so Gysin. Dafür habe sich die ASO im März mit grosser Mehrheit ausgesprochen. In Mexiko und Australien werden bereits mithilfe von e-voting die Mitglieder des Auslandparlaments aus allen dort lebenden Schweizern bestimmt. 2021, bei der nächsten Wahl des Auslandsschweizerrates, werde man eine auf die ASO-Vereine beschränkte Wahl voraussichtlich nicht mehr akzeptieren, so Gysin.

Der Präsident der ASO in Bern, Remo Gysin (links), sieht keine Alternative zu der Öffnung des Wahlmodus. muz

Kritik an Wahlöffnung

Diese Umstellung stösst jedoch nicht bei allen auf Gegenliebe. Eine kleine Fraktion unter dem Präsidenten des Schweizer Vereins Berlin, Matthias Zimmermann, möchte das alte Wahlsystem aufrechterhalten. Zimmermann sieht eine Änderung nicht mit dem Stiftungsrecht vereinbar und hat bei der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht Beschwerde eingereicht, «um den Schweizervereinen ihr beurkundetes Wahlrecht wieder zurückzugeben». Die Schweizer Vereine weltweit seien nie gefragt worden, ob sie auf ihr Wahlrecht verzichten wollten. 

Politik anderer Art wurde ebenso nachdrücklich auf dem Podium diskutiert. Für in Deutschland lebende Schweizer ist die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative von erheblicher Bedeutung – da eine Beschränkung der Freizügigkeit in bestimmten Fällen auch Auswirkungen auf ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland haben kann. «Es ist durchaus möglich, dass dann auch die EU ihre Personenfreizügigkeit einschränkt», so Nationalrat Tim Guldimann (SP), der heftige Widerworte von Claudio Zanetti (SVP) erhielt. Und auch im Wortgefecht der Nationalräte verschaffte sich die junge Generation Gehör und Präsenz. Laura Zimmermann, Co-Präsidentin der politischen Bewegung «Operation Libero», die sich für eine weltoffene Schweiz einsetzt, forderte selbstbewusst ein, die Zukunft ihrer Generation nicht aufs Spiel zu setzen. «Wir Junge wollen uns im ganzen Raum Europa frei bewegen können.»

Von links: Kerstin Kunath, Vize-Präsident Max Hausammann, Tim Guldimann, Elisabeth Michel, Präsidentin Annemarie Tromp, stellvertretendes Mitglied Matthias von Ah, Vizepräsident Lukas Bucheli, Reinhard Süess und Lisa Faller. muz

Wahlergebnisse
Neben der Wahl Annemarie Tromps zur Nachfolgerin von Elisabeth Michel an die Spitze der ASO Deutschland wählten die Vereine als neue Vize-Präsidenten Lukas Bucheli (35, Wiesbaden) und Max Hausammann (49, Aachen). Die achtköpfige deutsche Delegation in den Auslandschweizerrat wird ergänzt durch Lisa Faller (24, Frankfurt am Main), Tim Guldimann (66, Berlin), Kerstin Kunath (51, Wilthen), Elisabeth Michel (69, Osnabrück) und Reinhard Süess (63, Kassel). Sie sind Teil des internationalen 140-köpfigen Gremiums, welches jährlich zweimal in der Schweiz tagt. Hier kommen die Vertreter aller Länder zusammen. Der Auslandschweizerrat vertritt die Interessen sämtlicher im Ausland lebenden Schweizer gegenüber Behörden und Öffentlichkeit in der Schweiz und wird häufig als «Parlament der Fünften Schweiz» bezeichnet.

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