Atombomben-Ausstellung in Genf verlängert
Bei den Vereinten Nationen in Genf sind seit zehn Jahren Gegenstände und grossflächige Fotos der Zerstörungen in Hiroshima und Nagasaki zu sehen. Diese Ausstellung, die für ein weiteres Jahrzehnt verlängert wurde, steht für den Wunsch nach der weltweiten Abschaffung von Atomwaffen.
Links vom Eingang des Gebäudes E der UNO in Genf, dort, wo die Diplomatinnen und Diplomaten ein- und ausgehen, befindet sich ein Raum, der einen Einblick in die Zerstörungen der Atombomben-Abwürfe auf die beiden japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki bietet.
Am Ort, wo Abrüstungskonferenzen stattfinden, sind seit zehn Jahren Tafeln mit Fotografien von Landschaften zu sehen, die in einem einzigen Augenblick durch die Atombomben zerstört wurden.
Zudem zeugen Gegenstände von den Schrecken der Atombomben-Abwürfe: ein Stück der Aussenwand der Urakami-Kirche in Nagasaki, die sich ganz in der Nähe des Explosionszentrums befand und nach dem Krieg abgerissen wurde, Glas- und Keramikfragmente, die durch die Hitze der Bomben geschmolzen sind. Einige Objekte wurden derart verformt, dass sie auf den ersten Blick schwer zu identifizieren sind.
Anfang August jährte sich der Tag der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum 76. Mal. Bei der Gedenkfeier für den Abwurf vom 6. August 1945 gab der Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi Matsui, eine Friedenserklärung ab.
«Gemeinsam mit Nagasaki und Gleichgesinnten auf der ganzen Welt verpflichten wir uns, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um Atomwaffen abzuschaffen und den Weg zu einem dauerhaften Weltfrieden zu ebnen. An die Adresse der japanischen Regierung bitte ich um eine produktive Vermittlung zwischen den Atomwaffen- und Nicht-Atomwaffen-Staaten.»
Die Nagasaki-Friedenserklärung enthielt ähnliche Aussagen. Sie forderte die japanische Regierung auf, als Beobachterin an den Diskussionen über den Vertrag über das Verbot von Kernwaffen (TPNW) teilzunehmen. Sie erklärte, dass «Nagasaki die letzte A-Bombenstadt sein muss». Dort hatten die USA am 9. August 1945 ihre zweite Atombombe abgeworfen.
https://t.me/swissinfogermanExterner Link
Langwierige Diskussionen
Heute gibt es weltweit 13’400 Atombomben. Die Debatte über die nukleare Abrüstung verläuft bisher aber schleppend. Im Januar trat der TPNW in Kraft, der die Entwicklung und den Besitz von Kernwaffen verbietet. Doch kein einziger Atomwaffen-Staat ist dem Vertrag beigetreten. Auch nicht Japan – das einzige Land, das einen Atomangriff erlebt hat.
Die Schweiz, Gastgeberin der Vereinten Nationen in Genf, hat ihre Diskussion über die Ratifizierung des TPNW ebenfalls bis Ende 2021 verlängert und hält sich mit der Unterzeichnung des Vertrags zurück.
Tatiana Valovaya, Generaldirektorin der UNO in Genf, sagt, dass die Atombomben-Ausstellung in der Lobby von Gebäude E die Diskussion über die Abschaffung von Atomwaffen weiter beeinflussen soll.
«Diese Ausstellung wird auch weiterhin an die Geschehnisse vor mehr als einem dreiviertel Jahrhundert erinnern. Sie befindet sich im Herzen der Welthauptstadt der Abrüstung und wird die internationale Gemeinschaft in Genf dazu inspirieren, sich für eine atomwaffenfreie Welt einzusetzen», so Valovaya.
Die UNO und die japanische Regierung haben am 9. August 2021 vereinbart, die Ausstellung um weitere zehn Jahre zu verlängern.
Mehr
Das internationale Genf im Wandel
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch